DGB 06 - Gefallene Engel
weiter, obwohl sie sich
dem fast sicheren Tod näherten.
Voller Stolz betrachtete
Zahariel das Banner, wie es über den edlen Rittern flatterte, dann
konzentrierte er sich wieder auf den Aufstieg.
Er trieb sich zum Weitergehen
an und folgte Sar Luther, der schier unermüdlich weiterging und jeden anderen
Krieger unvorstellbar mutig und zügig passierte. Seine Füße schienen über das
Geröll hinwegzuschweben, als befinde er sich auf einem Paradeplatz, nicht auf einem
lebensgefährlichen Schlachtfeld.
Die Ritter rings um Luther
folgten seinem strahlenden Vorbild und rückten ebenfalls weiter vor. Zahariel ging
in die Rauchwolke hinein und bemerkte, dass der Hang etwas flacher wurde.
Umrisse schälten sich aus dem Rauch, und er hörte einen furchterregenden
Kriegsschrei, als die Ritter des Lupus-Ordens losstürmten.
Die Ritter in Wolfsfellen und
mit ihren Fangzähnen stellten zahlenmäßig keine ernsthafte Bedrohung dar, aber
alle waren fähige Krieger, Kämpfer mit Gefechtsausbildung und umfang-reichem
Wissen.
Zahariel wich der Klinge einer
Axt aus und stach dann mit seinem Schwert nach dem Angreifer. Das schnitt sich
durch dessen Rüstung wie durch ein Stück nasses Pergament, der Mann schrie auf
und brach zusammen, während Blut aus der Wunde in Bauchhöhe spritzte. Zahariel
zog sein Schwert aus dem Leib und griff nach seiner Pistole, die Bruder Amadis
ihm vermacht hatte.
Ringsum herrschte riesiges
Chaos. Ritter des Ordens und jene des Lupus-Ordens waren in hitzige Nahkämpfe verwickelt,
Kettenschwerter prallten aufeinander, Pistolen wurden abgefeuert.
Zahariel schoss um sich, hieb mit
der Klinge nach seinen Gegnern, während er sich Stück für Stück vorkämpfte, um
zu Sar Luther zu gelangen.
Nemiel bahnte sich seinen Weg
mit brutaler Gewalt und Adrenalin, weniger mit kämpferischer Finesse. Als die
Ordensritter bereits im Begriff waren, die Verteidiger zu überrennen, überlegte
Zahariel, was sich wohl an den anderen Schauplätzen abspielte.
Hatte der Löwe bereits die
nördliche Mauer eingerannt?
War es den Belagerungstürmen
gelungen, die Verteidigung an der Ostmauer zu überwinden? Und waren die anderen
Ritter mit ihren Leitern und Greifhaken über die westliche Mauer vorgerückt? So
gründlich, wie der Löwe diese Dinge plante, war alles denkbar.
Die Schlacht konnte bereits
gewonnen sein.
Ein Schlag traf seinen
Brustpanzer, und die kreischenden Sägezähne fraßen sich tief ins Metall. Erst
dann glitten sie ab und rutschten über seinen Helm. Das Kettenschwert schnitt
den vorderen Teil seines Helms weg, ließ zum Glück jedoch sein Gesicht
unversehrt.
Entsetzt darüber, wie wenig er
bei der Sache war, fuchtelte er verzweifelt mit seinem Schwert vor sich herum,
womit er die wenigen kostbaren Sekunden herausholte, die er benötigte, um
seinen Helm abzunehmen und sich zu orientieren. Ein Ritter in grauer
gepanzerter Rüstung, dessen Gesicht hinter einem silbernen Helm in Form eines
knurrenden Wolfskopfs verborgen war, wich seinen Hieben tänzelnd aus.
Zahariel schüttelte den Kopf,
um nach dem Treffer wieder klar denken zu können, da ging sein Widersacher
erneut auf ihn los.
Das Kettenschwert zielte auf
seinen Hals, aber er machte einen Schritt nach vorn und hob sein Schwert, um
die gegnerische Waffe auf klassische Weise abzublocken. Die Klinge seines
Gegners schien sich mitten in der Luft zu verdrehen, um an seinen ungeschützten
Hals zu gelangen. Zahariel warf sich nach hinten, und die Sägezähne verfehlten
ihn nur um Haaresbreite. Er landete auf seinem Hinterteil.
Als der feindliche Ritter zum
tödlichen Schlag ausholte, rollte sich Zahariel zur Seite und führte sein
Schwert in einem tiefen Bogen auf seinen Gegner zu. Die Klinge schnitt sich auf
halber Höhe der Schienbeine durch dessen Unterschenkel. Im nächsten Moment
schlug er wie ein gefällter Baum der Länge nach hin.
Zahariel richtete sich auf,
während der Mann vor Schmerzen schrie und das Blut aus den Beinstümpfen schoss.
Er feuerte einige Schüsse auf den Helm des Mannes ab, um dem Leid ein Ende zu
setzen, dann sah er sich um und versuchte, sich auf dem Schlachtfeld zu orientieren.
Ritter strömten durch die
Öffnung in der Mauer und begaben sich auf die Brustwehre, wobei sie jeden
niedermetzelten, der sich ihnen in den Weg stellte. Solange ihre Festungsmauern
sie schützten, hatte es nichts ausgemacht, dass die Ritter des Lupus-Ordens
zahlenmäßig unterlegen gewesen waren. Aber nachdem der Orden die Festung
gestürmt hatte,
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