DGB 07 - Legion
diesem Haus gelotst werden
konnte?«
»Das war ich nicht allein«, gab
der Mann zurück. »Sie sind ein mächtiges Wesen. Seit ein paar Wochen sind wir
uns Ihrer Anwesenheit bewusst. Sie führen Ihre Operation durch, Sie beschatten
und beobachten uns. Wir hielten die Zeit für gekommen, um Sie nach dem Grund
dafür zu befragen.«
»Sie sind kein Astartes.«
Der Mann drehte sich um und sah
ihn an, aber selbst im Schein der Kerze konnte Grammaticus sein Gesicht nicht
erkennen. »Die Alpha-Legion greift zu jedem Mittel und jedem Instrument, um
ihre Arbeit zu erledigen. Es ist mir eine Ehre, ihr zu dienen.«
Der Psioniker brachte ihn in einen
dunklen Salon, in dem mehrere niedrige Sofas und gepolsterte Hocker standen,
die alle von ihren schützenden Laken befreit worden waren. Auf einem Tisch mit
Einlegearbeiten standen ein goldener Krug mit nurthenischem Wein, ein paar
kleine silberne Trinkgefäße sowie eine Tonschale mit eingelegtem Obst.
Ein leichtes Nicken des
Psionikers genügte, und sofort flammten mehrere verteilt aufgestellte Kerzen
auf. Die plötzliche Helligkeit veranlasste ein paar kleine Hausechsen, sich
hastig in die Schatten zurückzuziehen.
»Zuvor hatte ich Lumen und
Leuchtkugeln«, ließ der Psioniker ihn wissen. »Dieses Licht tötet die
Dunkelheit, Kerzen dagegen erhellen sie.«
»Und Dunkelheit ist nur ein
weiteres Instrument der Alpha-Legion?«, konterte Grammaticus.
Obwohl er das Gesicht nicht
sehen konnte, erkannte er dennoch, dass der Psioniker lächelte. »Sie haben uns tatsächlich
aufmerksam beobachtet, nicht wahr?«
»Das gehört zu meiner Arbeit«,
antwortete Grammaticus.
»Bedienen Sie sich beim Wein,
und nehmen Sie auch etwas zu essen«, bot der Psioniker ihm an, während er sich
auf ein Sofa setzte und den Kerzenhalter auf einen niedrigen Tisch stellte.
Grammaticus schenkte ein wenig
Wein in eine der silbernen Trinkschalen. Er musste etwas trinken, um seinen
Mund auszuspülen, auch wenn ihm Wasser lieber gewesen wäre. Als er den ersten
Schluck aus der Schale trank, richtete er sein limbisches System darauf ein,
die Wirkung des Alkohols zu neutralisieren.
Dann nahm er dem Psioniker
gegenüber Platz.
»Sie heißen Shere, richtig?«
»Ja.«
»Sie sind ein begabter
Pyrokinetiker. Das ist eine Technik, die sich bei mir nie manifestiert hat.«
Shere zuckte mit den Schultern.
»Man bekommt, was man bekommt, John. Mich beeindruckt Ihre Fähigkeit viel mehr.
Logokinetische Fähigkeiten. Eine Seltenheit.«
»Das können Sie in mir lesen?«
»Natürlich«, sagte Shere. »Aber
ich kann es nicht verstehen. Funktioniert das bei jeder Sprache oder nur bei bestimmten
Gruppen?«
»Bislang bin ich noch auf keine
Sprache gestoßen, die ich nicht beherrschen konnte.«
»Auch Xenos?«
Grammaticus lächelte. »Die sind
gar nicht so kompliziert. Es hängt immer davon ab, welches Organ sie benutzen,
um zu sprechen. Ich kann einige verstehen, aber ich kann nicht in der
jeweiligen Sprache antworten, weil mir die biologischen Voraus-setzungen
fehlen, um bestimmte Laute zu produzieren. Und ein paar von ihnen sind einfach
nur abstrus. Bei den Eldar gibt es eine bestimmte Verbform, über die ich jedes
Mal stolpere.«
»Und Sie können erkennen, woher
jemand kommt, wenn Sie ihn nur reden hören?«, fragte Shere und wechselte vom
Nieder-gotischen zum Sinhala.
»Netter Versuch«, entgegnete
Grammaticus in fließendem Sinhala. »Aber Ihre Gaumenstimme verrät Sie. Sie
beherrschen Sinhala gut, aber ich erkenne Farsi-Vokale und noch etwas anderes.
Sie sind Usbeke oder Aserbeidschaner.«
»Usbeke.«
»Und das andere, diese langen
Diphthongvokale, die sind ein Überbleibsel vom Mars, richtig?«
»Ich bin acht Jahre lang in den
Habitaten von Ipluvian Maximal aufgewachsen. Sie sind sehr gut. Ich nehme an,
als Folge davon sind Sie auch gut darin, Lügen zu durchschauen, oder?«
Grammaticus nickte. »Das ist
richtig. Es ist äußerst schwierig, mich zu belügen, was Sie hoffentlich auch Ihren
Herren gegenüber erwähnen, wenn Sie ihnen von dieser Unterhaltung berichten.
Ich bin sehr gut darin, die Wahrheit zu erkennen, damit ich nicht unwissentlich
die Lügen anderer an die Alpha-Legion weitergebe.«
Shere lachte leise. »Es mag
sein, dass Sie die Wahrheit erkennen, John, aber wir haben Gewähr, dass Sie auch
tatsächlich die Wahrheit weitergeben.«
»Das ist ein berechtigtes
Argument, würde ich sagen«, erwiderte er und trank noch einen Schluck Wein.
»Wie haben Sie sie hierher
eingeladen?«,
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