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DGB 09 - Mechanicum

DGB 09 - Mechanicum

Titel: DGB 09 - Mechanicum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
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ihnen, noch höher als die
Spitze der silbernen Pyramide von Zeths Schmiede, ragte der finstere Gipfel des
Arsia Mons in den Himmel. Die Seite des Vulkans war vor fünfhundert Jahren
abgetragen und durch den gigantischen Bau namens Aetnas Wehr ersetzt worden, dessen
Dimensionen so gewaltig waren, dass sie fast das menschliche Fassungsvermögen
überstiegen.
    Dalia erkannte den Namen des
Bauwerks wieder. Einst hatte er einer legendären Feuergöttin eines vor langer Zeit
erloschenen Vulkans gehört, der sich aus der mediterranen Stauebene auf Terra
erhob. Es war ein passender Name für einen zum Leben erweckten Vulkan auf dem
Mars.
    Wie bei Dalias Ankunft auf dem
Mars pulsierte die Magma-Stadt vor Leben. Ihre Bewohner waren zu Fuß oder mit
den unter-schiedlichsten und bizarrsten mechanischen Transportmitteln
unterwegs. Servo-Schädel aus Gold, Silber und Knochen schossen durch die Luft, jeder
im Auftrag seines jeweiligen Meisters unterwegs. Dalia fragte sich, welcher
wohl der Adeptin Zeth diente.
    »Hier herrscht zwar großer
Trubel«, meinte Caxton, »aber sobald einer der Protektoren bemerkt, dass wir nicht
zu unserer Schicht erschienen sind, kriegen wir Ärger.«
    »Dann wird es wohl das Beste
sein, wenn wir nicht auf uns aufmerksam machen — was wir im Moment tun, weil
wir dastehen und uns gegenseitig wie streunende Hunde ankläffen«, sagte Zouche.
»Kommt, gleich da vorn ist eine Transitstation.«
    Sie folgten Zouche und
versuchten, einen möglichst gelassenen Eindruck zu machen und so zu wirken, als
hätten sie jedes Recht, sich in diesem Moment an diesem Ort aufzuhalten.
Allerdings vermutete Dalia, dass ihnen das nicht sonderlich gut gelang. Sie
fühlte, wie ihr der Schweiß zwischen den Schulterblättern in den Rücken lief,
und kämpfte gegen das dringende Bedürfnis an, auf ein Jucken an ihrem
Oberschenkel zu reagieren.
    Ihren Freunden war sie sehr
dankbar, dass die sie begleiteten, denn sie wusste, allein hätte sie weder die Kraft
noch den Mut gehabt, diese Reise zu unternehmen. Sie hatte ihnen gesagt, dass
sie sie brauchte, und das entsprach auch der Wahrheit, jedoch nicht aus den Gründen,
die sie wohl vermuteten. Zweifellos würden sich deren technische Fertigkeiten
als nützlich erweisen, aber sie brauchte sie in erster Linie, damit die
entsetzlich einsame Leere sie nicht überwältigte — die lauerte immer dann
hinter ihren Lidern, wenn sie die Augen für einen Moment schloss.
    Sie wusste, Caxton war mit
dabei, weil er sie liebte, und Zouche war mitgekommen, weil er so ehrlich war, wie
ein Mensch wohl nur sein konnte. Er hatte gesagt, er werde sie begleiten, und
das tat er. Er lebte sein Leben, indem er seinen Worten Taten folgen ließ — eine
Eigenschaft, von der selbst Dalia wusste, dass sie bei Menschen viel zu selten
zu finden war.
    Dalia war nicht klar, wieso
Severine mitgekommen war, da sie eindeutig nicht bei der Gruppe sein wollte und
schreckliche Angst davor hatte, ihren Status als Tochter des Mechanicums zu
verlieren.
    Vermutlich waren es
Schuldgefühle, die Severine dazu trieben, sie zu begleiten. Schuldgefühle wegen
dem, was ihretwegen mit Jonas Milus geschehen war. Es war ein Grund, von dem Dalia
wusste, dass er auch für sie eine entscheidende Rolle spielte — er trug zu
ihrer Entschlossenheit bei, dem auf den Grund zu gehen, was unter dem Noctis
Labyrinthus verborgen lag.
    Lediglich Mellicin war nicht
mitgekommen. Dalia bedauerte es, denn sie hätten ihre logische Präsenz gut gebrauchen
können, obwohl das vermutlich exakt der Grund für ihr Fehlen war. Caxton hatte
sie alle in Zouches Quartier zusammengeholt, einem sterilen, funktionalen Raum,
der den ernsten, sachlichen Charakter des Mannes widerspiegelte. Der einzige
Schmuck bestand aus einer kleinen silbernen Nachbildung eines Leuchtturms, die
in einer Ecke stand. Davor brannte gemächlich eine Kerze.
    Sie alle hatten auf Caxtons Ruf
reagiert. Severine wirkte ver-schlafen und gereizt, Zouche sah aus, als hätte
er gar nicht geschlafen, sondern nur darauf gewartet, dass sie endlich zu ihm
kamen. Mellicin machte einen so ruhigen Eindruck, wie sie ihn bei ihr noch
nicht beobachtet hatte.
    Als sie alle beisammensaßen,
beschrieb Dalia den Inhalt und die unnatürliche Regelmäßigkeit ihrer Träume, die
Bilder und auch ihr Gefühl, dass sie zum Labyrinth der Nacht gerufen wurde.
    »Gerufen? Von wem?«, fragte
Zouche.
    »Das weiß ich nicht«, gestand
Dalia.
    »Von diesem ... diesem Drachen
oder was er auch sein mag.«
    »Hast du

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