DGB 09 - Mechanicum
Eckchen Himmel sehen können.
Hier hing der Himmel bedrohlich
tief, die Luft war schwer von Materiepartikeln, die aus den in Flammen gehüllten
Raffinerien in weiter Ferne ausgestoßen wurden. Obwohl sie wusste, dass die
sich zusammenbrauenden Wolken nichts mit den Wetterbedingungen zu tun hatten,
sondern ein Zeichen für Luftverschmutzung waren, lief ihr dennoch ein Schauer
über den Rücken.
Sie hingen bedrohlich tief am
Himmel.
Hohe Geländer umgaben die
Landeplattform, und alle paar Meter fanden sich hohe silberne Pfähle, auf denen
surrende, zischende Geräte aufgesetzt waren — vermutlich die Wärmetauscher und
die Gasseparatoren, von denen Rho-mu 31 gesprochen hatte.
Wirbelnde Dampfwolken umgaben
jeden dieser Pfähle, an denen entlang tropfende Rohre bis zur Plattform
verliefen, wo sie dann im Boden verschwanden, um die Hitze anderswo abzuleiten.
»Da muss doch ein gewaltiger
Energieaufwand erforderlich sein, um derart immense Mengen an heißer Luft
abzukühlen«, sagte sie und zeigte auf die Geräte auf den silbernen Pfählen.
»Welche Methode benutzen Sie,
um die schädlichen Gase aus der Luft zu filtern? Synthetische Membranen,
Adsorption oder cryo-genische Destillation?«
»Sie kennen sich damit aus?«,
fragte Rho-mu 31.
»Na ja, ich habe darüber
gelesen«, erklärte Dalia. »Eine Reihe alter Texte aus den Ruinen der
merikanischen Wüsten erwähnen sie, und so wie bei allem, was ich lese …«
»… haben Sie es im Archiv Ihrer
Erinnerung als eine Information abgelegt, die zu einem späteren Zeitpunkt wieder
hervorgeholt werden kann.«
»Ja, das könnte man wohl so
sagen«, erwiderte Dalia und ver-spürte eine gewisse Beunruhigung, als sie den ehrfürchtigen
Tonfall in seiner Stimme bemerkte.
Sie wandte den Blick von ihm
ab, als sie sah, wie ein ocker-farbenes Gefährt aus dem ihnen am nächsten
gelegenen Gebäude zum Vorschein kam, bei dem es sich um einen hohen Turm aus
schwarzem Metall handelte. Das Fahrzeug kam in ihre Richtung und bewegte sich dabei
auf einer Reihe dünner, stelzenartiger Beine, wobei es eine schräge, mechanische
Gangart an den Tag legte, die an einen zu kurz geratenen Tausendfüßler
erinnerte. Als es nahe genug war, konnte sie den breiten Körper eines Servitors
erkennen, der dort festgeschweißt und verkabelt worden war, wo man für
gewöhnlich den Fahrer erwartet hätte.
Das Vehikel kam neben ihnen zum
Stillstand, dann begannen die zahllosen Beine, es um seine zentrale Achse zu
drehen und gleichzeitig abzusenken, bis sich die Kabine auf Höhe der
Deckplatten der Landeplattform befand.
Rho-mu 31 öffnete eine Tür an
der Seite des Gefährts und gab Dalia ein Zeichen, damit sie einstieg. Sie
betrat das Tausendfüßler-Vehikel und setzte sich an der Seite auf eine
Metallbank, wobei ihr ein Kribbeln über die Haut lief, als sie sich vor Augen
hielt, dass sie in einem solch eigenartigen Fahrzeug reisen sollte.
Rho-mu 31 stieg ebenfalls ein,
während der Rest der Protektoren ihnen nicht folgte.
»Wohin begeben wir uns?«,
wollte Dalia wissen, als sich das Vehikel aufrichtete und losmarschierte, um leicht
hin und her schaukelnd den dunklen Turm anzusteuern.
»Wir begeben uns zur Adeptin
Zeth«, sagte Rho-mu 31.
»Sie kann es kaum erwarten, Sie
zu sehen.«
»Mich? Wieso? Ich verstehe
nicht. Was will sie von mir?«
»Stellen Sie nicht zu viele
Fragen, Dalia Cythera«, warnte Rho-mu 31 sie, jedoch nicht unhöflich. »Die
Adeptin Zeth tut nichts ohne Absicht, und Sie sind hier, um dieser Absicht zu
dienen. Welcher Art Ihre Dienste sein werden, darüber entscheidet sie.«
Das marschierende Vehikel
näherte sich dem Turm aus schwarzem Metall. Als Dalia einen Blick über die Schulter
auf die sich zusammenziehenden Wolken warf, meldete sich inmitten ihres
Erstaunens über all diese wundersamen und unglaublichen Anblicke ein Hauch von
Angst.
Man hatte sie mit einer
bestimmten Absicht zum Mars gebracht, doch sie wusste nicht, um welche Absicht
es sich handelte und ob sie später vielleicht bereuen würde, diese Reise
unternommen zu haben.
Der Schatten des Turms
verschluckte sie, und trotz der uner-träglichen Hitze lief Dalia ein eisiger
Schauer über den Rücken.
Mavens erste Vorwarnung, dass
dort etwas nicht stimmte, bestand in der Explosion des Transformators, der in einem
Meer aus Flammen und einem Gewitter aus elektrischen Entladungen verging. Eine
hämmernde Salve aus Laserbeschuss, die wie Hunderte von Blitzen wirkte, die von
den Felsen aus abgefeuert wurden,
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