Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DGB 09 - Mechanicum

DGB 09 - Mechanicum

Titel: DGB 09 - Mechanicum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
Vom Netzwerk:
was Sie wollen — Sie werden mich nicht vom Gegenteil überzeugen«,
beharrte Maven. »Es war deflektorgeschützt, Leo. Es kann die Explosion
problemlos überstanden haben, und danach ist es vielleicht in die Einöde des
Pallidus oder in die tiefen Canyons von Ulysses Fossae entkommen.«
    »Ich habe den Bericht über den
Vorfall gelesen«, sagte Cronus.
    »Aber deflektorgeschützt? Nur
Titanen haben Deflektoren. Viel-leicht verfügte das Ding ja bloß über Reservekraftfelder.«
    »Ja, natürlich. Oder vielleicht
habe ich auch nur daneben gezielt«, gab Maven bissig zurück. »Oder in der Glutwolke
des Reaktors sah es bloß so aus, als ob es abgeschirmt wäre. Verdammt, Leo, ich
weiß, was ich gesehen habe. Es war abgeschirmt, und es ist noch immer da
draußen unterwegs. Das weiß ich ganz sicher.«
    »Wie können Sie sich da so
sicher sein?«
    Maven zögerte. Er sah in
Leopolds teilnahmslose Miene und wusste, wenn er mit jemandem über seine Mutmaßungen
reden konnte, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen und ohne ausgelacht zu
werden, dann war das Cronus. »Ich konnte von der Maschine nichts wahrnehmen.
Sie war kalt, wie ein totes Ding.«
    »Ein totes Ding? Was meinen Sie
damit?«
    »Nun, es war, als ... als würde
sich nichts darin befinden«, flüsterte Maven. »Ich konnte keinen Piloten
wahrnehmen, keine Gefechtslaune, keine Empfindungen und schon gar kein
Triumphgefühl, als ich getroffen wurde.«
    »Dann glauben Sie, es war ein
Roboter?«
    »Nein«, antwortete er
kopfschüttelnd. »Ein Roboter war das nicht. Das Ding hat auf eine Weise
reagiert, zu der Kampf-Wetware nicht fähig ist. Jedenfalls keine, die mir
bekannt ist.«
    Beide Männer wussten, dass nur
mit einer Aufgabe betraute Kampfroboter keine ernst zu nehmenden Gegner für
einen erfahrenen Piloten darstellten, der einer Maschine mit beschränkten
Handlungsparametern immer überlegen war.
    »Und was glauben Sie, was es
war?«, fragte Cronus.
    Maven zuckte mit den Schultern.
»Es war jedenfalls kein Roboter«, meinte er seufzend. »Aber die Feuermuster
waren so ... sie wirkten wie aus einem Handbuch übernommen. Als wäre der Pilot
ein Neuling bei seinem allerersten Einsatz. Ich glaube, das ist auch der einzige
Grund, weshalb ich ihm entwischen konnte. Es war, als verfüge er über alle
Möglichkeiten, mich zu vernichten, wisse aber nicht, wie er sie einsetzen
muss.«
    »Was werden Sie jetzt
unternehmen?«
    »Ich werde ihn jagen und
töten«, antwortete Maven.
     
    In den dunkelsten Gewölben
unter dem Olympus Mons waren drei Gestalten in einem einsamen Korridor
unterwegs und wirbelten Staub auf, der zweihundert Jahre lang unberührt dort
gelegen hatte. Tunnel und Gänge zweigten zu beiden Seiten ab, vor Tausenden von
Jahren in das Marsgestein getrieben, doch die Gruppe folgte zielstrebig einem
ganz bestimmten Pfad durch das Labyrinth, als würde eine unsichtbare Schnur sie
ziehen oder ein unhörbares Signal ihnen den Weg weisen.
    Kelbor-Hal war über sich selbst
überrascht, da er bei sich einen erhöhten Adrenalinspiegel feststellte, und auch
eine verstärkte Produktion von Interleukin, was sich bei einem normalen
Menschen als Begeisterung geäußert hätte.
    Der Automat folgte ihnen und
ahnte nichts davon, welche bedeutende Rolle sein Meister in der kommenden
Geschichte des Mars spielen sollte. Der Fabrikator-General sah zu Regulus, der
sich mit einer leichtfüßigen, mechanischen Eleganz bewegte, während sie tiefer
in das Innere des Planeten vordrangen und sich dabei stetig ihrem Ziel
näherten: Moravecs Gewölbe.
    Geheimnisse, die weit über ihre
Vorstellungskraft hinausgingen, warteten in diesem vergessenen Lager auf sie — Wissen
in einer überwältigenden Fülle, das seit einem Jahrtausend nicht mehr
angetastet worden war. Was für eine Vergeudung von Ressourcen.
    Was für ein Verbrechen, dieses
Vermächtnis aus der Vergangen-heit zu leugnen.
    Ein Schwarm schwebender Servoschädel
begleitete sie.
    In Greifzangen, die von ihren
Kiefern herabhingen, schaukelten Lumenkugeln sanft hin und her.
    Staubwolken zogen hinter ihnen
her, und der metallische Nachhall ihrer Schritte wurde von den trockenen, abbröckelnden
Wänden zurückgeworfen. Regulus bog um die nächste Ecke und führte die Gruppe
durch eine große Kammer, von der zahlreiche Tunnel abzweigten, die zu
unbekannten Zielen führten.
    Ohne innezuhalten, wählte er
den siebten Tunnel an der west-lichen Wand und ging weiter, vorbei an staubigen
Gräbern, leeren Zellen und Alkoven, in denen

Weitere Kostenlose Bücher