DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen
auf eine kaum
hörbare Bewegung hinter sich und setzte zum Reden an, als er plötzlich in die
Höhe gerissen wurde. Sein Hinterkopf und Genick wurden von einer Hand
umschlossen, die sich größer und kräftiger anfühlte als die Abrissklaue eines
Cybots. Wieder musste der Instinkt hinter dem Willen zurücktreten, und es
gelang Khârn, nicht nach hinten auszutreten und auch nicht zu versuchen, sich
aus diesem Griff zu befreien.
»Noch einer? Noch einer so wie
die anderen?« Die Stimme in seinem Ohr war wie ein Poltern, ein Knirschen von
heißem Kies.
»Zum Krieger gemacht, wie ein
Krieger gekleidet, uuh ...« Einen Moment zitterte die Hand in seinem Nacken,
und Khârn wurde durchgeschüttelt wie ein Stormbird beim Eintritt in eine
Atmosphäre, dann wurde aus tierischen Knurren ein Brüllen.
»Kämpfen!«
Mit weit ausholenden, schnellen
Schritten wurde er, weiter von nur einer Hand gehalten, einmal quer durch den Saal
getragen.
»Kämpf mit mir!« Mit diesen
Worten wurde Khârn so kraftvoll gegen die Wand gerammt, dass sein Verstand von einem
rötlichen Nebel umgeben wurde.
»Kämpf mit mir!« Noch ein
Treffer gegen die Wand, das Rot im Nebel wurden von Schwarz durchsetzt. Seine Beine
fühlten sich schlaff an, fast so, als würden sie gar nicht mehr zu seinem
Körper gehören. Die Stimme war so laut, dass er gar nichts anderes mehr
wahrnehmen konnte, und sie dröhnte mit solcher Gewalt durch seinen Kopf, dass
jeder Gedanke von ihr zertrampelt wurde.
»Kääämpfeee!« Sein gebrochener
Arm wurde in einen stahlharten Griff genommen, und für einen Moment wirbelte
Khârn durch die Luft. Dann der nächste Aufprall, und er war mit dem Rücken an
der Wand gelandet, seine Füße baumelten in der Luft, die gebrochene Schulter
schrie vor Schmerz, da eine der riesigen Hände ihn gegen den dunklen Marmor
presste.
Es dauerte ein paar Sekunden,
bis er wieder bei Sinnen war. Die Astartes-Biochemie stabilisierte den Schmerz
und seine Wahr-nehmung, Drüsen überfluteten sein System mit Stresshormonen, und
dann konnte Khârn mit klarem Blick seinen Primarchen ansehen.
Drahtiges, kupferrotes Haar
umrahmte die hohe Stirn, blasse Augen saßen tief in ihren Höhlen, die
Wangenknochen verliefen wie Axthiebe in spitzem Winkel zur Adlernase, unter der
ein breiter, schmallippiger Mund hervorstach.
Es war das Gesicht eines
Generals, dem man bis in den Tod folgte, das Gesicht eines Lehrers, bei dem
sich die Klugen darum stritten, vor ihm in der ersten Reihe sitzen zu dürfen,
das Gesicht eines Königs, der von allen Welten verehrt wurde – das Gesicht
eines Primarchen.
Und der Zorn machte daraus das
Gesicht der Bestie. Zorn verzerrte diese Miene so sehr, als versuche ein Tumor,
aus dem darunterliegenden Schädel hervorzuplatzen. Zorn machte die Augen zu
gelblichen, leeren Gruben, entstellte die stolzen Linien von Stirn und Kiefer,
schälte die Lippen fort von den Zähnen.
Und doch war es ein so
unfassbar vertrautes Gesicht, das Gesicht des Vaters, der das Vorbild für die
War Hounds selbst war. Khârn erkannte in der bronzenen Haut seine Brüder
wieder, in der Stellung der Augen, in den Umrissen der Kiefer und des Schädels
insgesamt. Während er so an die Wand gedrückt hing und sein Gegenüber
anstarrte, musste er an eine der Schlachten denken, die seine Legion gegen
Xenos geführt hatte, deren Masken aus Licht Gesichter entstehen ließen und die
die Astartes mit Zerrbildern ihrer selbst verspottet hatten.
Der Griff des Primarchen wurde
noch fester, und unwillkürlich fragte sich Khârn, ob er wohl diesen letzten Gedanken
hatte hören können. Wenn er sich nicht irrte, dann hatten einige davon erzählt,
dass ihre Väter dazu in der Lage waren. Langsam hob Angron die andere Hand, bis
sie sich vor Khârns Gesicht befand. Sogar in der schwachen Beleuchtung dieses
Raum konnte er sehen, dass die Fingerkuppen mit schnell gerinnendem Blut
überzogen waren, das bereits Risse aufwies. Die Hand wurde zur Faust geballt,
und nach einer scheinbaren Ewigkeit öffnete sich diese Faust, um eine
steifgliedrige Kralle zu bilden. Khârn konnte sehen, wie sie die Kralle
zuschlagen wollte: ein Finger für jedes Auge, kräftig genug, um sich auch noch
durch die andere Seite der Augenhöhlen bis hinein in sein Hirn zu bohren. Der
Daumen würde unter seinem Kinn hindurchgleiten und seine Kehle zu zerstören.
Danach konnte die Hand ihm die Vorderseite des Schädels zertrümmern oder ihm
den Kopf vom Rumpf abtrennen. Astartes-Knochen waren sehr robust,
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