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DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen

DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen

Titel: DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Kyme , Lindsey Priestley
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Menschheit, das diesem hässlichen Zweck dient.«
    »Das reicht!«, herrschte Uriah
ihn an. »Ich habe genug gehört. Ja, die Menschen haben im Namen ihrer Götter einander
schreckliche Dinge angetan, aber das haben sie auch gemacht, ohne sich auf
ihren Glauben zu berufen. Götter und das Leben nach dem Tod zu akzeptieren, ist
eine entscheidende Eigenschaft, die uns zu dem macht, was wir sind. Wenn Sie
das der Menschheit wegnehmen, was soll dann Ihrer Meinung nach diese Lücke
füllen? In meinen vielen Jahren als Priester habe ich mich um zahlreiche
Sterbende gekümmert, und man darf nicht unterschätzen, welchen emotio-nalen
Nutzen die Macht der Religion hat, um diesen Leuten und ihren Hinterbliebenen Trost
zu spenden.«
    »Ihre Logik weist einen Fehler
auf«, wandte Offenbarung ein.
    »Die Macht der Religion, Trost
zu spenden, verleiht ihr in keiner Weise Beweiskraft. Es mag ja schön und gut
sein, einem Sterbenden Trost zu spenden, indem man ihn in dem Glauben lässt,
dass er sich nach dem Tod in einem wundervollen Paradies endloser Freude
wiederfindet. Aber selbst wenn er mit einem Lächeln auf den Lippen stirbt, sagt
das rein gar nichts im Hinblick auf die Wahrheit.«
    »Mag sein, aber wenn meine Zeit
kommt, werde ich mit dem Namen meines Gottes auf den Lippen diese Welt
verlassen.«
    »Haben Sie Angst vor dem Tod,
Uriah?«, wollte Offenbarung wissen.
    »Nein.«
    »Wirklich nicht?«
    »Wirklich nicht«, beteuerte er.
»Ich weiß, ich habe auch gesündigt, aber ich habe mein Leben in den Dienst
Gottes gestellt, und ich glaube, ich habe ihm treu und gut gedient.«
    »Wie kommt es dann, dass die
Sterbenden, zu denen Sie gehen und die sich so an ihren Glauben klammern, nicht
mit offenen Armen das Ende ihres Lebens willkommen heißen? Die versammelten
Angehörigen und Freunde sollten doch bester Laune sein und das Ableben ihres
Verwandten bejubeln. Wenn doch auf der anderen Seite das Paradies auf sie
wartet, warum sind sie dann nicht von unbändiger Freude erfüllt? Könnte es
sein, dass sie tief in ihrem Herzen vielleicht doch gar nicht daran glauben?«
    Uriah wandte sich ab und ging
die Stufen hinunter. Wut und Frustration verliehen ihm ein Tempo, das ihn seine
steifen Gelenke vergessen ließ. Ein kalter Wind wehte durch die Ritzen in der
Tür nach drinnen und trug Gemurmel und ein Geräusch mit sich, das nach Metall
klang, das über Metall schabte. Der Narthex der Kirche des Gewittersteins war
ein nüchterner Ort, kahle Wände mit Nischen, in denen die Statuen von
verschiedenen Heiligen standen, die in den Tausenden von Jahren der Existenz dieser
Kirche hier entlanggekommen waren. Ein leicht schwingender Leuchter hing an der
Decke, doch es war Uriah schon seit Jahren nicht mehr möglich, auf die Leiter zu
steigen und neue Kerzen einzusetzen.
    Er drückte die Tür zur Kirche
auf und ging steif durch den Mittelgang zurück zum Altar. Vier der sechs
angezündeten Kerzen waren inzwischen erloschen, und die fünfte flackerte
bereits und ging auch noch aus, als der Wind sie erfasste, den er mit nach
drinnen getragen hatte.
    Die noch verbliebene Kerze
stand gleich neben der Uhr. Als Uriah hörte, wie Offenbarung hinter ihm
eintrat, ging er zum Altar und kniete schwerfällig davor nieder. Dann ließ er
den Kopf gegen den Altar sinken und faltete die Hände.
    »Der Herr der Menschheit ist
das Licht und der Weg, all sein Handeln dient dem Nutzen der Menschheit, die sein
Volk ist. So steht es geschrieben in den heiligen Worten unseres Ordens. Gott
schützt und ...«
    »Da ist niemand, der Sie hören
könnte«, unterbrach in Offen-barung, der sich hinter ihn gestellt hatte.
    »Mich interessiert nicht, was
Sie noch zu sagen haben. Sie sind hergekommen, um das zu tun, was Sie für das Richtige
hielten, und ich werde Ihr Ego nicht noch länger streicheln, sondern einfach
Ihr Spiel nicht mehr mitspielen. Beenden Sie dieses Theater endlich.«
    »Wie Sie wollen«, sagte
Offenbarung. »Keine Spiele mehr.«
    Im nächsten Moment entstand
hinter Uriah ein goldenes Licht, das immer stärker wurde, bis er seinen eigenen
Schatten sah, der auf die Oberfläche des Altars geworfen wurde. Die
Perlmuttzeiger der Uhr schimmerten, und das schwarze Ziffernblatt reflektierte
den goldenen Schein. Die Kirche, eben noch ein Ort der Düsternis und der
Schatten, hatte sich in eine Stätte des Lichts verwandelt.
    Uriah stand auf und drehte sich
um, vor ihm stand eine fantastische, hünenhafte Gestalt in einer goldenen
Rüstung, die mit Liebe und viele

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