DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen
anders, obwohl der größte Teil in Dunkelheit
verborgen lag.
Der Raum strahlte etwas anderes
aus. Khârn nahm das Gefühl wahr, das er sonst spürte, wenn er sich an einen
seltsamen Ort begab, der ihm fremd war. Dabei fragte er sich, ob sich ein Raum,
in dem sich ein Primarch befand, wohl je wieder vertraut wirken konnte. Er
machte drei langsame, bedächtige Schritte auf dem glatten Steinboden und
wartete, bis sich seine verbesserte Sehkraft an die Lichtverhältnisse anpasste.
Der Primarch hatte die meisten Lampen zerschlagen oder aus ihren Fassungen
gerissen. Hier und da leuchteten zwar die wenigen Überlebenden, doch deren
schwacher Schein bewirkte allenfalls, dass die Dunkelheit ein wenig Struktur
bekam. Vereinzelt beleuchteten sie irgendwelche Spritzer oder Lachen auf dem
Boden, aber Khârn machte sich nicht die Mühe, sich diese Stellen genauer
anzusehen. Auch wenn der Geruch nicht stark genug war, um seine Sinne zu
überwältigen, hatte er die Nachwirkungen des Todes oft genug gesehen, um zu
wissen, was er vor sich hatte.
Er verspürte den dringenden
Wunsch, nach seinen Brüdern Ausschau zu halten. Legionsmeister Gheer, der als Erster
hergekommen war, nachdem der Imperator den War Hounds gesagt hatte, sie selbst
müssten diese Verantwortung auf sich nehmen, und er dann aufgebrochen war, um
sich bei Aldebaran mit der Siebenunddreißigsten Flotte zu treffen. Kunnar, der
Held der Ersten Kompanie, der seinen formalen Umhang umgelegt und nach seinem Axtstab
gegriffen hatte, um die Stufen hinunter-zugehen, nachdem die Geräusche sie alle
davon überzeugt hatten, dass Gheer nicht mehr leben konnte. Anchez, der Captain
der Sturmkompanie, war als Nächster hineingegangen. Als sich die Türen für ihn
öffneten, machte er noch Scherze, obwohl bereits Blutgeruch in der Luft hing.
Der Mann hatte nie gewusst, was
Angst war. Ihm war Hyazn gefolgt, gemeinsam mit zwei Bannerträgern aus seiner
persönlichen Kommandozirkel, die darauf bestanden hatten, ihn in die Finsternis
zu begleiten. Ihre Absicht war es gewesen, den Zorn des Primarchen lange genug
zu blockieren, damit Hyazn mit ihm reden konnte, doch der Plan war
fehlgeschlagen. Dann bestand Vanche darauf, es als Nächster zu versuchen,
obwohl die Reihenfolge eigentlich Shinnargen von der Zweiten Kompanie
vorgesehen hätte, auf den das Kommando über die Legion übergegangen war. Doch
jede Diskussion darüber war jetzt hinfällig, da Shinnargen nur eine Stunde nach
Vanche hier umgekommen war.
Ich, Primarch, bin der Diener
Ihres Willens, dachte
Khârn, und ich würde es nie wagen, Sie zum Diener meines Willens zu
erklären. Dennoch, mein erst unlängst gefundener Lord, wäre es wünschenswert,
wenn Sie mit Ihrer Legion Frieden schließen, solange diese Legion noch
existiert ...
Er atmete tief durch und machte
wieder einen Schritt. Für einen Moment glaubte er, eine Bewegung zu hören, Schritte,
ein leiser Hauch in der Luft, der sich wie ein Atemzug anfühlte, bis auf einmal
... etwas mit solcher Gewalt auf ihn zukam, dass er gegen eine Säulenwand geschleudert
wurde und vor Schmerzen keuchend auf dem Rücken landete.
Als er endlich wieder Luft
schnappen konnte, hatten seine Reflexe längst eingesetzt, und er stützte sich
auf ein Knie auf. Den gebrochenen rechten Arm mitsamt Schulter drehte er zur
Wand, während er den linken Arm abwehrbereit anhob. Seine Augen suchten die
Düsternis ab und bewegten sich im Infrarotbereich, als er auf einmal die
hünenhafte Gestalt entdeckte, die auf ihn zugeschossen kam ...
Der Wille war stärker als der
Reflex, und es gelang Khârn mit aller Macht, seinen Arm sinken zu lassen. Dann rutschte
er rücklings über Boden, die Luft wurde ihm aus den Lungen gepresst, und sein
angebrochenes Schlüsselbein brannte wie Feuer.
Ohne nachzudenken, zog er die
Knie bis an die Brust und vollzog eine Rolle rückwärts. Training,
Entschlossenheit und das Neuralnetz eines Astartes sorgten dafür, dass er die
Schmerzen weit verdrängte, während er Gefechtshaltung einnahm.
Dann aber bekam der Verstand
wieder die Oberhand, und Khârn richtete sich auf und nahm die Hände runter. Er
sah zu der Stelle, an der er eben noch gelegen hatte, doch der Boden war leer,
weder ein Umriss noch Wärmespuren waren zu entdecken.
Ist es so auch den anderen
ergangen? ,
ging es ihm durch den Kopf.
Sofort hörte er auf, darüber
nachzudenken, da er merkte, dass er leicht schwankte, weil er nicht zu hundert
Prozent konzentriert war. Er lenkte seine ganze Aufmerksamkeit
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