DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen
ausgetrocknet waren und nur spröde, aufgerissene
Erde hinterlassen hatten. Die ausladenden Gebirgsketten bestanden aus nichts
anderem als kahlem Fels, wohin er auch sah. Die Auspex-Einheiten an Bord der Eisenwolf hatten ergeben, dass vom größten Teil des leblosen Terrains zudem
lebensgefährlich intensive radioaktive Strahlung ausging.
Bulveye hielt die Darstellung
an.
»Um Faktor zehn vergrößern«,
murmelte er in seine Kom-Einheit.
Das Bild wurde unscharf, als
ein Ausschnitt herangezoomt wurde, die Kogitatoren im Sockel des Hololithen ratterten
unablässig, als die Vergrößerungsalgorithmen die verschwommene Mischung aus
Braun, Ocker und Dunkelgrau in ein Bild verwandelten, das flache, abgerundete
Hügel rund um ein sanft abfallendes Becken mit einem Durchmesser von gut
achtzig Kilometern darstellte. Die graue Linie eines ausgetrockneten Flussbetts
wand sich wie die Spur einer Schlange mitten durch das Becken, das Ufer zu
beiden Seiten war stellenweise nicht mehr erkennbar, da der Wind
Staubverwehungen geschaffen hatte.
Großflächig verstreut liegende
Steine und verdrehte, rußge-schwärzte Stahlträger am Flussufer zeugten davon,
dass dort vor Hunderten von Jahren einmal eine kleine Stadt gestanden hatte.
Metall und Militär-Plas
knarrten laut hinter dem Wolfslord.
»Da muss ein ziemlich heftiger
Krieg getobt haben«, sagte Halvdan bewundernd und blinzelte über Bulveyes Schulter
hinweg auf das Bild.
Bulveye beugte sich vor und
löste die Sperre an seinem Beschleunigungskäfig, damit er sich zum vorderen
Abteil des Truppentransporters umdrehen konnte. Ein Dutzend Marines seiner
Wolfsgarde drängten sich in dem beengten Raum, jeder in einem eigenen
Beschleunigungskäfig entlang der äußeren Schotte des Raums. Ihre
Gefechtsausrüstung war von Schmutz und Blut gesäubert worden, die nach den
Kämpfen auf Kernunnos an allem geklebt hatten, die Rüstungen waren so gründlich
poliert worden, dass man sich in ihnen fast spiegeln konnte. Für eine so
wichtige Mission war es nur eine kleine Ehrengarde, aber der Wolfslord war
nicht gewillt gewesen, noch mehr seiner Leute vom wichtigen Dienst auf der ehemaligen
Thronwelt der Tyrannen abzuziehen.
Viel Zeit blieb ohnehin nicht,
und Bulveye war entschlossen, mit den Männern auszukommen, die ihm zur
Verfügung standen. Der Allvater hätte von seinen Legionen auch nichts anderes
erwartet.
Der Wolfslord betrachtete den
Hololithen noch einen Moment lang, dann schüttelte er zweifelnd den Kopf. »Wenn
das ein Krieg war, dann muss es ein verdammt seltsamer gewesen sein«, gab er
zurück und deutete auf die leblosen Ebenen rings um die Stadt.
»Keine Bombentrichter, keine
zerstörten Fahrzeuge, keine Hin-weise auf verlassene Befestigungen. Und die
Verwüstung erstreckt sich über Tausende Kilometer in nördliche und südliche Richtung
bis in Regionen, in denen selbst unter normalen Umständen Bedingungen herrschen
mussten, die für Menschen unwirtlich waren.«
Plötzlich verfinsterte sich
Halvdans Miene.
»Dann waren das Psioniker«,
murmelte er und griff nach einem eisernen Glücksbringer, der an einem Lederband
um seinen stämmigen Hals hing. Psioniker, die von den primitiveren Völkern auf
Fenris üblicherweise Hexer genannt wurden, waren kurz vor Beginn des Zeitalters
des Haders auf zahllosen von Menschen bewohnten Welten spontan in Erscheinung
getreten.
Ihre unnatürlichen Kräfte
sorgten für Chaos und Zerstörung, da die mächtigsten Psioniker sogar in der
Lage waren, die Struktur der Realität zu verzerren. Mehr als einmal waren die
Expeditionsflotten des Großen Kreuzzugs auf Kolonien gestoßen, die unter den Einfluss
dieser albtraumhaften Kreaturen geraten waren. Der Allvater hatte daraufhin
befohlen, dass befallene Planeten in Schutt und Asche gelegt und ihre
Koordinaten aus den Sternenkarten getilgt wurden.
»Vielleicht«, überlegte
Bulveye. »Aber falls es so war, denn müssen die Leute hier einen Weg gefunden
haben, um sie aufzuhalten.«
Auf der anderen Seite des
Truppenabteils beugte sich Jurgen in seinem Beschleunigungskäfig vor, um den
Hololiten besser sehen zu können. »Ich habe noch keinen Psioniker zu Gesicht
bekommen, der eine Atomexplosion erlebt hat«, sagte er.
»Das würde die Strahlung und
das Ausmaß der Verwüstung erklären. Sie haben drei Viertel iher Welt mit
Atombomben über-zogen, um die Psioniker auszulöschen.«
»Das Problem besteht allerdings
darin, dass es keinen Hinweis auf eine ehemalige Existenz
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