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DGB 12 - Verlorene Söhne

DGB 12 - Verlorene Söhne

Titel: DGB 12 - Verlorene Söhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
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fassen. Er drehte
sie herum, zum Vorschein kam ein goldener Streitwagen, der von zwei weißen,
geflügelten Pferden gezogen wurde.
    »Sehen Sie? Es ist machbar«,
sagte er und legte die Karte auf den Schreibtisch.
    »Astartes-Reflexe«, hielt
Lemuel dagegen.
    »Glauben Sie das?«, fragte
Ahriman lächelnd.
    »Also gut, versuchen wir es
noch einmal.«
    Abermals baute er das
Kartenhaus und ließ sich von Lemuel eine Karte nennen, doch diesmal schloss der
Astartes die Augen und streckte eine Hand vor sich aus, wobei er Daumen und
Zeigefinger so hielt, als würde er eine unsichtbare Karte festhalten. Sein Atem
ging ruhiger und intensiver, die Augen zuckten hinter den Lidern.
    »Jetzt«, sagte er.
    Wieder schlug Lemuel auf die
Tischplatte, die Karten flogen in einem Regen aus bunten Bildern zu Boden, und eine
von diesen Karten nahm dabei einen Weg, der sie genau zwischen diese
Fingerspitzen führte. Als der Scriptor ihm das Motiv hinhielt, das eine
göttliche Gestalt darstellte, die in der rechten Hand ein feuriges Schwert und in
der linken einen Globus mit einem Adler darauf zeigte, war Lemuel nicht im
Mindesten erstaunt. Engel schwirrten über der Gestalt und stießen in goldene
Trompeten, an denen seidene Banner hingen.
    »Genau das, was Sie haben
wollten«, sagte Ahriman.
    »Das Urteil.«
     
    Vier Tage später saß Lemuel wieder
einmal in Ahrimans Bibliothek, doch diesmal wurde er nicht unterwiesen, stattdessen
wurde er in seiner Funktion als Memorator aktiv. Fast ein Jahr, nachdem ihm die
Gelegenheit versagt worden war, mit nach Ullanor zu fliegen, hatte Lemuel gehofft,
aus erster Hand einen Bericht über Horus Lupercals Aufstieg zum Kriegsmeister
geliefert zu bekommen, doch in dieser Hinsicht sollte er enttäuscht werden.
    Als Lemuel auf den Großen
Triumphzug zu sprechen kam, zuckte Ahriman nur mit den Schultern, als sei das alles
keine große Sache gewesen, etwas, das es nicht wert war, in Erinnerung zu
bleiben.
    »Es war eine Angelegenheit im
kleinen Kreis«, meinte Ahriman dazu.
    Fast hätte Lemuel bei dem
Gedanken, eine Zusammenkunft von Millionen Astartes als kleinen Kreis zu bezeichnen,
laut gelacht, doch gerade noch rechtzeitig bemerkte er die todernste Miene des
anderen Mannes.
    »Warum wollen Sie überhaupt
etwas darüber erfahren?«
    »Ganz ehrlich?«
    »Ja.«
    »Vielleicht hat es damit zu
tun, dass der Imperator persönlich anwesend war«, erwiderte Lemuel, der sich
wunderte, wieso Ahriman dieses Interesse an einem solch einzigartigen Ereignis
nicht verstehen konnte. »Oder es hängt damit zusammen, dass der Imperator nach
Terra zurückgekehrt ist und der Große Kreuzzug einem neuen Kommandanten
unterstellt worden ist. Horus Lupercal ist der Kriegsmeister. Ein solches
Ereignis stellt einen Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte dar, oder finden
Sie nicht?«
    »Doch, das ist wahr«, stimmte
Ahriman ihm zu. »Allerdings fürchte ich, dass ich kein guter
Geschichtenerzähler bin. Ich bin mir sicher, andere werden das besser schildern
können als ich.«
    Ahriman saß an seinem
Schreibtisch und trank aus einem überdimensionierten Zinnkelch einen Schluck
maisfarbenen Wein.
    Lemuel merkte ihm an, dass er
nicht nur deswegen kein Wort über Ullanor verlieren wollte, weil er sich für
einen schlechten Erzähler hielt.
    Etwas beschäftigte Ahriman,
etwas, das sich auf Ullanor zugetragen hatte, doch was es auch sein mochte, eines
stand fest: Heute würde Lemuel es von ihm nicht erfahren.
    Einen Astartes zu erleben, der
sich abseits des Schlachtfelds Sorgen machte, war für Lemuel eine neue
Erfahrung, und er sah Ahriman mit einem Mal mit anderen Augen. Sogar ohne seine
Rüstung und stattdessen in einen karmesinroten Wappenrock und eine khakifarbene
Hose gekleidet, gab der Mann ein beeindrucken-des Bild ab. Wenn er seine
Panzerung trug, dann wirkte sein ganzer Körper glatt und maschinengleich, doch
jetzt konnte Lemuel die gewaltigen Arm- und Brustmuskeln sehen, die sonst unter
Keramit verborgen waren. So betrachtet, wirkte ein Astartes ohne Rüstung sogar
noch furchteinflößender.
    Seine Proportionen waren nach
wie vor die eines Menschen, aber zugleich waren sie fremdartig und gigantisch.
    Seit dem Abflug von Ullanor
hatte Lemuel Ahriman besser kennengelernt — zwar nicht so gut, dass er ihn als Freund
hätte bezeichnen können, aber doch bereits gut genug, um seine Laune zu
erkennen. Von seinen befreundeten Memoratorinnen hatte er nur wenig gesehen, da
Camille und Kallista die meiste Zeit in der Gesellschaft

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