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DGB 12 - Verlorene Söhne

DGB 12 - Verlorene Söhne

Titel: DGB 12 - Verlorene Söhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
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gab
Lemuel zurück, während sich eine leise Stimme in seinem Hinterkopf meldete und die
Frage aufwarf, wie diese Worte des Primarchen wohl zu deuten waren.
    Magnus strich an ihm vorbei und
berührte Lemuels Schulter, ein flüchtiger Kontakt, der solche Freude auslöste,
dass alle Bedenken sofort vergessen waren. Magnus ging um den Schreibtisch
herum und griff nach den Spielkarten.
    »Ein Visconti-Sforza-Satz«,
sagte Magnus. »Wenn ich mich nicht irre, dann ist es die Visconti die
Modrone-Ausgabe.«
    »Sie haben ein Auge für diese
Dinge, Milord«, erwiderte Ahriman.
    Lemuel musste sich ein Kichern
verkneifen, während er sich fragte, ob diese Bemerkung wohl in den Kreisen der
Thousand Sons als Humor galt. Aber Ahriman schien es nicht als Scherz gemeint
zu haben, und Magnus begann, den Stapel mit noch größerer Fingerfertigkeit als sein
Chefscriptor zu mischen.
    »Das ist der älteste
existierende Satz«, merkte Magnus an und breitete die Karten auf dem Tisch aus.
    »Woran erkennen Sie das?«,
erkundigte sich Lemuel.
    Magnus nahm eine Karte und
hielt eine Denari sechs hoch. Jeder der Punkte war eine goldene Scheibe, auf
der entweder eine bourbonische Linie oder eine Gestalt in einem Gewand zu sehen
war, die einen langen Stab trug.
    »Die Denari-Farbe, die dem
entspricht, was heute als Karo bekannt ist, zeigt die Vorder- und Rückseite des
goldenen Florin, der in der Mitte des zweiten Jahrtausends von Magister
Visconti geprägt wurde, auch wenn die von ihm entworfenen Münzen nur gut ein
Jahrzehnt im Umlauf waren.«
    Magnus legte die Karte zurück
auf den Stapel und ging weiter zu Ahrimans Bücherregal, warf einen flüchtigen Blick
auf den Inhalt und drehte sich wieder zu Lemuel um. Er lächelte auf eine
freundliche, kameradschaftliche Weise, als hätte er ihm einen Witz erzählt,
aber nicht eine unschätzbar wertvolle historische Information offenbart.
    »Als ich nach Prospero kam,
sagte man, es sei gewesen, als hätte mich ein Komet auf diese Welt gebracht, so
sehr hat mein Auftauchen den Planeten erschüttert«, redete Magnus amüsiert
weiter. »Die Tizcanische Gemeinschaft, wie die Überlebenden der Psychneuein
ihre kleine Enklave nannten, war fest in ihren Traditionen verwurzelt, aber
diese Leute besaßen ein gewisses Geschick im Umgang mit der Macht des Äthers.
Natürlich kannten sie nicht diesen Begriff dafür, und ihre Kräfte genügten
zwar, um die Psi-Jäger fernzuhalten, bewegten sich aber auf einem Niveau, zu
dem sogar schwachsinnige Kinder in der Lage gewesen wären.«
    »Aber Sie zeigten ihnen, wie
sie ihre Kräfte besser einsetzen konnten?«
    »Anfangs nicht«, antwortete
Magnus und nahm eine goldene, mit Keilsymbolen beschriftete Scheibe aus dem Bücherregal,
betrachtete sie einen Moment lang und legte sie dann mit einem fast unmerklichen
Kopfschütteln zurück. Als er sich abwandte, erkannte Lemuel, dass es sich um
eine Uhr mit Sternzeichen darauf handelte.
    »Damals ... damals war ich noch
jung, und ich wusste nur wenig über mein wahres Potenzial, auch wenn ich vom
besten Lehrer unterrichtet worden war.«
    »Vom Imperator?«
    Magnus lächelte bestätigend.
»Von keinem Geringeren. Ich wurde von der Gemeinschaft unterrichtet, und ich lernte
sehr schnell. So schnell, dass ich nur ein Jahr nach meiner Ankunft mehr wusste
als ihre größten Gelehrten. Ihre Lehren waren für das Potenzial meines
Verstands zu dogmatisch, zu linear und zu einengend. Mein Intellekt war dem
meiner Lehrer in jeder Hinsicht überlegen. Ich wusste, mit meinen Lehren würden
sie alle viel mehr aus sich machen können.«
    Lemuel hörte Arroganz aus den
Worten des Primarchen heraus.
    Zugegeben, seine Macht war
gewaltig und ging über den Verstand eines Sterblichen weit hinaus, aber er
besaß nichts von der Bescheidenheit, die Lemuel oft bemerkte, wenn er sich mit
Ahriman unterhielt. Der Astartes kannte seine Grenzen, Magnus dagegen war
eindeutig der Ansicht, dass es für ihn keine Grenzen gab.
    »Und wie haben Sie sie dann
unterrichtet?«, fragte Lemuel.
    »Ich unternahm einen
Spaziergang in die Einsamkeit von Prospero. Wahre Macht kommt nur zu jenen, die
sich ihren größten Ängsten gestellt haben. Innerhalb der Gemeinschaft kannte
ich keine Angst, keinen Hunger, und ich verspürte nicht das Verlangen, das
volle Potenzial meiner Fähigkeiten auszuschöpfen. Meine Kräfte mussten bis an
ihre Grenzen getestet werden, um herauszufinden, ob es für mich überhaupt
Grenzen gab. Ich wusste, draußen in der Wildnis würde ich

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