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DGB 12 - Verlorene Söhne

DGB 12 - Verlorene Söhne

Titel: DGB 12 - Verlorene Söhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
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Werk eines
Urtümlichen Schöpfers waren. Nur eine derartige Macht war in der Lage, solche
Schönheit zu erschaffen!«
    Lemuel konnte sich die Szene
gut vorstellen, vor sich die gewaltige Felswand, ringsum der zerschmetterte
Teppich aus bunten Scherben mitsamt den versammelten ehrfürchtigen Schülern des
Esoterischen und des Fremden. Er spürte ihre Begeisterung ebenso wie die
Gezeiten der Geschichte, die sich erhoben, um den alten Glauben hinfortzuspülen
und Platz für den neuen zu schaffen. Lemuel kam es vor, als wäre er mit dabei,
als befinde er sich im Körper eines der ehrwürdigen Philosophen von Tizca. Dabei
merkte er, wie sich sein Geist für eine unendliche Fülle an neuen Möglichkeiten
öffnete. Er fühlte sich wie ein Blinder, dem man plötzlich die Sonne zeigte.
    »Es war fantastisch«, murmelte
er.
    »Ja, das war es, Lemuel. Das
war es tatsächlich«, sagte Magnus, sichtlich erfreut darüber, dass Lemuel die
Bedeutung dessen zu schätzen wusste, was ihm erzählt wurde. »Es war ein
bedeutender Augenblick in der Geschichte von Prospero, aber wie immer wird ohne
Blutvergießen nichts wirklich Wichtiges erreicht.«
    Lemuel hatte mit einem Mal Mühe
durchzuatmen, da es ihm vorkam, als würde ein schweres Gewicht auf seine Brust
drücken.
    Panik überkam ihn, verbunden
mit dem schrecklichen Gefühl einer drohenden Gefahr. Es war so, als hätte man
ihn an den Rand eines Abgrunds gestellt, um ihn jeden Moment in die Tiefe zu
stoßen.
    »Wir waren mit unseren
geistigen Disziplin nachlässig geworden«, erklärte Magnus mit einem Anflug von
Traurigkeit.
    »So groß war die Begeisterung
über meinen Fund, dass wir es uns erlaubten, in unserer Wachsamkeit
nachzulassen.«
    »Und was geschah?«, fragte
Lemuel, der sich fast vor der Antwort fürchtete.
    »Die Psychneuein«, erwiderte
der Primarch. »Sie wurden von unserer Anwesenheit zu Tausenden angelockt, der
Himmel verfärbte sich schwarz, so viele waren sie, als sie auf uns
herabschossen wie eine Plage aus antiken Zeiten.«
    Lemuel schnappte erschrocken
nach Luft, als er sich die Heer-scharen aus schwarzen Psi-Jägern vorstellte,
die aus ihren dunklen Höhlen kamen: organisch sich bewegende Wolken aus tod-bringenden
Wesen, das unablässige Surren Tausender kristalliner Flügel als Vorbote des unausweichlichen
Untergangs.
    »Die Männchen fielen über uns
her wie ein Wirbelsturm aus schnappenden Beißzangen, und fünfzig Männer starben
in der Zeit, die man benötigt, um einmal Luft zu holen. Dann folgten die
Weibchen mit ihren Gelegen aus immateriellen Eiern. Ihr Wille zur Fortpflanzung
war unersättlich, und Dutzende meiner Freunde sanken auf die Knie, als sie
spürten, wie die Psychneuein-Eier in ihrem Gehirn materialisierten. Ihre
Schreie werden mich für alle Zeit verfolgen, Lemuel. Es waren die Schreie
genialer Männer, die wussten, dass sie schon bald dem Wahnsinn verfallen
würden, sobald die Jungen anfingen, ihr Gehirn aufzufressen.«
    Bedrückte Stille legte sich
über die Bibliothek, während das ganze Ausmaß dieses Entsetzens bewusst wurde.
    Magnus schenkte ihnen allen
wieder Wein ein, dann fuhr er fort: »Die Bestien wirbelten um uns herum, sie
attackierten uns mit psionischen Hieben, sie kratzten an unseren geistigen
Barrieren, um ihre Saat in unseren Verstand zu säen. Nur die Stärksten von uns
überstanden das. Amon und acht Meister von Tizca waren noch an meiner Seite,
als die Psychneuein den nächsten Angriff unternahmen. Ich wusste, dies war
genau das, wonach ich die ganze Zeit gesucht hatte: eine echte Bewährungsprobe
für meine Fähigkeiten. Endlich würde ich herausfinden können, ob es für mich
Grenzen gab. Ich würde feststellen, ob ich Herr über meine Kräfte bin, oder ob es
mir an etwas mangelt.«
    Als Lemuel den Primarchen
ansah, während der seine Geschichte erzählte, konnte er sich nicht vorstellen,
dass es diesem Krieger jemals an irgendetwas mangeln würde. Selbst das bloße
Erzählen ließ seine Haut schwach leuchten, und Hitze strömte durch seine Adern.
Das bernsteinfarbene Auge hatte einen feurigen Orangeton angenommen, die
glitzernden Funken in seiner Pupille trieben umher.
    »Dann rückten die Psychneuein
wieder gegen uns vor, und etwas Wunderbares geschah. Ich spürte, wie sich in mir
etwas regte. Ich fühlte mich verwandelt, als wäre eine gewaltige Macht zum
Leben erwacht, die bislang fest in mir geschlafen hatte. Während ich über den
Augenblick meines Todes nachdachte, schoss tosendes Feuer aus

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