DGB 12 - Verlorene Söhne
flatterte unter der Gewalt unsichtbarer Stürme,
und der geballte Zorn des Äthers traf die feindliche Kriegsmaschine in einem
Wirbelsturm aus immateriellem Feuer, dass das Fleisch der Realität in Fetzen
riss und die Welt in ihren Grundfesten erschütterte.
Jeder, der den gigantischen
Primarchen an diesem Tag erlebte, würde das Bild, wie er diese aufgedunsene,
verhasste Kriegs-maschine bekämpfte, bis zu seinem Tod nicht mehr vergessen
können. Die Kraft und Erhabenheit des Primarchen war in das Gedächtnis
eingebrannt und würde wie eine Narbe immer an das Geschehen erinnern. Zehntausend
Krieger verbeugten sich vor ihrem Retter, als er über das Schlachtfeld der
Toten zu ihnen zurückkehrte.
Das Kontingent der Legio
Astorum war vernichtet worden, und Khalophis von der 6. Gefolgschaft »ehrte«
deren Andenken, indem er den Canis Vertex mit nach Prospero brachte und
ihn als stummen Wächter vor den Tempel der Pyrae stellte. Dieser Akt war
typisch für die prahlerische Art der Pyrae, aber niemand zweifelte daran,
welche Wirkung der Anblick der toten Maschine erzielte, die im Feuerschein des
Tempels orangefarben schimmerte.
Ahriman war mit den gewaltigen
Ausmaßen der Kriegs-maschinen vertraut, die das Mechanicum hervorbrachte, doch
das war nichts im Vergleich zu den Wächtern dieses Tals.
Die identisch aussehenden
Kolosse, von denen jeder noch größer war als Canis Vertex , standen am
anderen Ende des Tals und wiesen so wie der Berg, den sie hüteten, unglaubliche
Ausmaße auf. Die zweibeinigen Konstruktionen, die elegant und bedrohlich
zugleich wirkten, waren von einer überzogen schlanken, humanoiden Gestalt.
Geschaffen waren sie aus einem Material, das an Porzellan oder Keramik
erinnerte und die Farbe von bleichen Knochen hatte; dabei schien es, als seien
sie aus einem einzigen riesigen Block gegossen worden.
Ihre Köpfe waren wie sehnige,
mit funkelnden Edelsteinen besetzte Helme, und elegante Dorne traten wie Engelsflügel
an ihren Schultern hervor. Diese Wächter waren auf einen Krieg vorbereitet. Ein
Arm lief in eine gewaltige Faust aus, der andere in eine längliche, an eine Lanze
erinnernde Waffe. Der schmale Lauf wies ein spitz zulaufendes Ende auf, an dem
verblasste Banner hingen.
»Bei der Mutter des Abgrunds«,
flüsterte Phosis T'kar beim Anblick der Wächter.
Ahriman spürte, wie beim
Anblick solch immenser Kriegsobjekte die Ruhe zu bröckeln begann, die er in
sich geschaffen hatte. So wie Kriegsgötter ließen die turmhohen Schöpfungen
alles andere in diesem Tal bedeutungslos erscheinen. Diese Wächter wiesen die
gleiche Anmut und Ästhetik auf, die er schon in den Felsformationen des Tals
bemerkt hatte. Wer immer diesen Berg erschaffen hatte, von dem stammten auch
diese Wächter, damit sie den Berg hüteten.
»Was ist das?«, fragte Hathor
Maat.
»Ich weiß nicht«, antwortete
Ahriman. »Xenos-Titanen?«
»Ihr Aussehen erinnert mich an
die Eldar«, meinte Phosis T'kar.
Dem musste Ahriman zustimmen.
Zwei Jahrzehnte zuvor waren die Thousand Sons am Rand der Perdus-Anomalie auf
eine Flotte aus Eldar-Schiffen gestoßen. Die Begegnung war friedfertig
verlaufen, beide Streitmächte hatten einander ohne Feindselig-keiten passiert,
doch Ahriman war nie entfallen, wie elegant ihre Schiffe waren und mit welcher
Leichtigkeit sie navigierten.
»Das müssen Kriegsmaschinen
sein«, entschied Hathor Maat.
»Khalophis würde töten, um
einen Blick darauf werfen zu können.«
Davon war mit Sicherheit
auszugehen. Khalophis war ein Kriegstreiber der brutalsten Sorte. Musste ein
Feind mit über-legener Feuerkraft vom Schlachtfeld gefegt werden, dann war
Khalophis derjenige, an den sich die Thousand Sons wandten.
»Daran besteht kein Zweifel«,
stimmte Ahriman ihm zu und riss sich nur mit Mühe vom Anblick der Wächter los.
Im Tal wimmelte es von Stammesangehörigen der Aghoru, alle trugen sie brennende
Hölzer oder schlugen sich die Handflächen an ihren Trommeln blutig.
Phosis T'kar hielt seine
Boltpistole zwar nach unten gerichtet, doch Ahriman konnte ihm anmerken, dass
er sie nur zu gern eingesetzt hätte. Hathor Maat wartete seinerseits nur
darauf, seinen Heqa-Stab benutzen zu können. Krieger, die sich dem Dominus
Liminus gestellt und den Rand eines Adepten erreicht hatten, konnten mithilfe ihres
Stabs verheerende Wellen aus ätherischer Energie freisetzen, doch hier war der
Stab nichts weiter als ein Symbol für den Rang seines Trägers.
»Halten Sie sich an die
Aufzählungen«, flüsterte
Weitere Kostenlose Bücher