DGB 12 - Verlorene Söhne
blühenden Parks der Großen Bibliothek in Stellung. Hathor Maat und
Sobek ordneten die Scarab Occult und die Überreste der anderen Einheiten in
einer Linie aus gepanzerten Leibern quer durch den Park an, ihre Waffen waren
nach Norden ausgerichtet. Ein Nebel aus verbranntem Pflanzensaft und Grünzeug
hing in der Luft, die Rauchfahnen der verbrannten Wälder lagen dicht über dem
Grund und wirbelten wie giftiger Bodennebel um die Knöchel der Krieger.
Die Große Bibliothek hinter
ihnen war eine einzige riesige Ruine, der man kaum noch ansehen konnte, dass
sie die Form einer Pyramide besessen hatte. Die verglaste Fassade war in den
goldenen Schein jener Feuer getaucht, die in ihrem Inneren in fast allen
Galerien tobten. Die Spitze war eingestürzt, dichter Rauch quoll aus der
entstandenen Öffnung, der das Ganze wie einen Lava speienden Vulkan mit steilen
Berghängen wirken ließ.
Als sich eine Erinnerung über
das Bild der Großen Bibliothek schob, stutzte Ahriman.
»Was ist?«, fragte Hathor Maat,
dem der konsternierte Blick des Astartes nicht entgangen war.
»Das war gar nicht Nikaea«,
sagte er. »Ich habe gar nicht den Vulkan gesehen ... sondern ... das hier. Ich
sah das hier.«
»Wovon reden Sie?«
»Auf Aghoru«, erklärte Ahriman,
der von wachsendem Entsetzen gepackt wurde. »Ich habe das vorausgesehen, es
aber nicht erkannt. Ich hätte Magnus warnen können, ich hätte das alles
abwenden können.«
Hathor Maat drehte ihn zu sich
herum. »Wenn Sie das hier gesehen haben, dann wäre es so oder so dazu gekommen.
Sie hätten gar nichts ändern können«, sagte er.
»Nein«, konterte Ahriman
kopfschüttelnd. »So funktioniert das nicht. Die Ströme der Zukunft sind
allesamt Echos möglicher Zukünfte. Ich hätte ...«
»Es ist unwichtig, was Sie
hätten machen können«, herrschte Hathor Maat ihn an. »Sie haben das hier nicht gesehen,
und Amon ebenfalls nicht, und auch nicht Ankhu Anen oder Magnus oder sonst
jemand bei den Corvidae. Hören Sie auf, sich Vorwürfe für etwas zu machen, was Sie
nicht gesehen haben. Kümmern Sie sich lieber um das, was Sie jetzt tatsächlich
vor sich sehen können.«
Die Umkehr der Verhältnisse
dadurch, dass Hathor Maat auf einmal derjenige war, der ihm Ratschläge gab,
half ihm, sich aus der Starre zu lösen. Ahriman nickte und wandte sich von der
Großen Bibliothek ab, um seine Aufmerksamkeit auf ihre Verteidigungslinie zu
richten. Sie war zwar einfacher zu verteidigen als die letzte, jedoch viel zu
lang für die Anzahl Krieger, die ihnen noch zur Verfügung standen.
Der Park wurde geprägt von
mittlerweile zerschossenen Pavillons, niedrigen Mauern und dekorativen
Spielereien. An einem normalen Tag wimmelte es auf den Wegen und Plätzen von
Bürgern, die Erholung suchten, und von Gelehrten, die unter freiem Himmel weise
Worte verbreiteten. Ahriman hatte hier so manchen schönen Tag verbracht, um von
Grün umgeben in einem seltenen alten Buch über vergessene Vergangenheiten zu
lesen.
Jetzt sah er die Mauern, die
umgestürzten Bäume und die zerschmetterten Säulen und Sockel und dachte nur
daran, in welcher Weise er sie in seine Verteidigung einbeziehen konnte.
»Wir werden eine Angriffswelle
abwehren können, vielleicht auch noch eine zweite«, sagte er mit Blick auf den verwüsteten
Park.
»Danach müssen wir uns zur
Pyramide von Photep zurückfallen lassen.«
»Ich finde das ein wenig
optimistisch gedacht«, meinte Hathor Maat. Immerhin führte Leman Russ
sechstausend Astartes und Custodes dem zuschnappenden Maul eines Wolfs gleich
auf ihre Position zu. Dieser Anblick war pure Berechnung, um den Willen der
Verteidiger zu brechen, aber Ahriman erinnerte sich an ein Zitat von einem
Führer auf der Alten Erde, und er hob seine Stimme an, damit jeder Krieger der
Thousand Sons ihn hören konnte.
»Der patriotische Freiwillige,
der für sein Land und seine Rechte kämpft, ist der zuverlässigste Soldat auf Erden!«,
rief er und drückte den Bolter an seine Schulter. Er legte die Waffe an und
lächelte humorlos, als er Ohthere Wyrdmake als Ziel erfasste. Der Runenpriester
war zwar noch viel zu weit entfernt, als dass Ahriman ihn hätte treffen können,
doch er hatte auch gar nicht die Absicht, das Leben seines Feindes mit etwas so
Banalem wie einem Bolter-Projektil zu beenden.
Er drückte seine Waffe Sobek in
die Hand und drehte sich zu Hathor Maat um. »Wissen Sie noch, wie ich auf Aghoru
zu Ihnen sagte, dass wir es zugelassen haben, uns durch unsere
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