DGB 12 - Verlorene Söhne
mit einem Unterschied: Die Wölfe waren auf dem Weg nach Aghoru.
Von der Photep war
gemeldet worden, dass eine kleine Flotte aus Astartes-Schiffen den Großen Ozean
verlassen hatte und sich nun mit beängstigender Geschwindigkeit dem Planeten
näherte. Wie eine Klinge, die durch Wasser gezogen wurde, hatte die Flotte auf
dem kürzesten Weg die äußersten Bereiche des Systems hinter sich gelassen, um
den Liegeplatz der 28. Expedition zu erreichen.
Auspex-Protokolle ergaben, dass
es sich bei ihnen um Schiffe der Space Wolves handelte, doch die Thousand Sons
wussten längst, wer sich ihnen da näherte.
Magnus war nicht überrascht
gewesen, als Ahriman ihm von Kallista Eris' Worten berichtete, die sie auf die Blätter
geschrieben hatte. Stattdessen befahl er seinen Hauptleuten, die Legion bei
Sonnenaufgang zur Parade aufmarschieren zu lassen. Es wäre für die Thousand
Sons kein Problem gewesen, die Ankunft einer Flotte durch den Warp
wahrzunehmen, doch bis auf Magnus hatte kein Krieger eine Ahnung davon, dass
das Eintreffen der Space Wolves unmittelbar bevorstand. Ahriman hatte das gegenüber
Magnus zur Sprache gebracht, doch der Primarch verwarf dessen Bedenken und
erklärte, dass sie zwar die Strömungen des flüssigen Mediums besser kannten als
jeder andere, dass sie dennoch nicht unfehlbar waren.
Ahriman hatte diese Beteuerung
nicht beruhigen können.
Tausende Legionsdiener kamen
herbei, um dieses Wiedersehen von Brüdern mitzuerleben, allerdings verfolgten
sie das Geschehen nur aus der Ferne. Auch die Memoratoren mussten auf Abstand
bleiben, was auch für Magnus' persönlichen Schreiber Mahavastu Kallimakus galt.
Ahriman konnte Lemuel, Camille und Kallista in der Gruppe der Memoratoren
wahrnehmen, die wie er selbst von einem unguten Gefühl erfüllt waren. Er
fürchtete, dass Kallista Eris' Botschaft mehr zu bedeuten hatte, als ihm
bislang klar war, aber obwohl er eine ganze Nacht mit Spekulationen und
Überlegungen zugebracht und versucht hatte, die Echos der Zukunft aus dem
Großen Ozean herauszufiltern, waren seine Bemühungen ein weiteres Mal zum
Scheitern verurteilt gewesen.
Der Unmut der Memoratoren
darüber, dass sie von den heutigen Ereignissen ausgeschlossen wurden, war ihnen
deutlich anzumerken. Aber dies hier war ein Treffen unter Astartes, eine
private Angelegenheit. So vielversprechend dieser Tag auch war, ließ sich nicht
leugnen, dass eine kriegerische Atmosphäre herr-schte und die Thousand Sons
eine zu steife, zu exakte Haltung eingenommen hatten.
Das war nicht bloß eine
Ehrengarde, um eine Bruderlegion zu empfangen, sondern Machtdemonstration,
Warnung und Absichts-erklärung in einem.
Der Primarch stand unter einem
prachtvollen Zeltdach aus weißer Seide, das von sechzig bronzehäutigen
Legionseunuchen gehalten wurde, während sich einundachtzig Terminatoren des
Scarab Occult um ihn scharten. Magnus, der seine komplette Gefechts-panzerung
trug, hatte auf das sonst übliche komplexe Dekor seiner Rüstung verzichtet und
sich für eine schlichtere Ästhetik entschieden, die der direkten Art der Wolves
angemessener war.
Ein dunkler Kettenmantel hing
über den goldenen Schulter-stücken, der Federbusch auf seinem Helm ragte wie eine
prachtvolle Kokarde in die Höhe. Sein großes Buch fehlte diesmal, es war in
seinem Pavillon verborgen und mit Schlössern gesichert, die nur er selbst
öffnen konnte.
Ahriman sah zum Himmel, wo eine
grelle weiße Metallplatte hing, die bereit zu sein schien, sie alle unter ihrem
immensen Gewicht zu erdrücken. Die eisengrauen Landeschiffe würde er zwar erst
sehen können, wenn sie schon fast zur Landung ansetzten, dennoch hielt er den Blick
nach oben gerichtet. Die unsteten Formen der Schutzgeister schimmerten über
ihren Köpfen und waren im gleißenden Sonnenlicht, das von ihren Rüstungen
reflektiert wurde, kaum auszumachen. Aaetpio flackerte auf das Heftigste, seine
Nervosität entsprach ganz der Skepsis, die Ahriman bei sich selbst verspürte.
Utipa und Paeoc blieben dicht bei ihren Meistern, während ein blutroter Sioda
im gleichen Takt pulsierte, in dem Khalophis' Herz schlug.
Uthizzars Schutzgeist Ephra war
nahezu unsichtbar, ein verborgener Strang aus schüchterner Helligkeit, der vor
der Nähe zu den anderen seiner Art zurückschreckte.
»Erst rasen sie wie verrückt,
um den Planeten zu erreichen, und jetzt, da wir hier stehen und auf sie warten,
lassen sie sich Zeit«, beklagte sich Phosis T'kar.
»Typisch Space Wolves«, sagte
Hathor Maat.
Weitere Kostenlose Bücher