DGB 12 - Verlorene Söhne
Ahriman bemerkte, dass sein Bruder sein Fleisch in eine weniger
künstliche Form gebracht hatte und nicht mehr die porzellanen Gesichtszüge
einer antiken Statue zur Schau stellte, sondern jetzt eher einem schroffen
Krieger glich. »Stimmt doch, oder nicht, Uthizzar?«
Der Angesprochene nickte, ohne
Maat anzusehen.
»Russ' Krieger sind
unberechenbar«, sagte er dann.
»Nur nicht in
Kriegsangelegenheiten.«
»Das sollten Sie wohl am besten
wissen«, meinte Phosis T'kar.
»Immerhin haben Sie eine Zeit
lang bei ihnen gedient.«
»Das war nur für kurze Zeit«,
stellte Uthizzar klar.
»Sie mögen keine ...
Außenseiter.«
»Ha!«, machte Phosis T'kar.
»Das klingt ja ganz nach uns.
Ich kann sie schon fast leiden.«
»Die Wolves? Das sind
Barbaren«, warf Khalophis ein und versetzte die anderen in Erstaunen. Er betrug
sich wie das Alpha-Männchen in einer Raubtiermeute. Der Captain der 6.
Gefolgschaft war ein brutaler Mann, dennoch verstand Ahriman, was er damit
meinte. So sehr Khalophis es auch genoss, etwas zerstören zu können, war seine
Gewalt immer zielgerichtet und notwendig.
»Gleichgesinnte, Khalophis?«,
zog Hathor Maat ihn auf.
»Dann sollten Sie sich mit
ihnen hervorragend verstehen.«
»Reden Sie, was Sie wollen,
Pavoni, aber glauben Sie ja nicht, ich könnte nicht sehen, dass Sie Ihre
Gesichtszüge frisch umgeformt haben.«
»Ich passe mich lediglich an
die Umstände an«, konterte Hathor Maat von oben herab. Sein Schutzgeist
flackerte gereizt.
»Warum bezeichnen Sie sie als
Barbaren?«, wollte Phosis T'kar wissen. »Nichts gegen Sie persönlich, aber Sie sind
auch nicht gerade zimperlich.«
»Ich weiß, was Sie denken, aber
ich habe mich mit ihren Feldzügen beschäftigt, und die haben etwas vom Schlag
mit einer Keule an sich. Sie kämpfen nicht zielgerichtet oder präzise, sie
zerstören völlig unkontrolliert alles, was ihnen im Weg steht. Wenn der
Imperator sie in den Kampf ziehen lässt, dann sollte man sich lieber in Sicherheit
bringen, denn sie hören erst auf, wenn alles in Schutt und Asche gelegt wurde.
Bei Perturabos Kriegern kann man dagegen von kontrollierter Aggression
sprechen. Von ihnen könnten wir alle noch viel lernen. Präzise Schläge, die
genau dort landen, wo sie nötig sind.«
»Ausnahmsweise muss ich
Khalophis zustimmen«, warf Ahriman ein. »Vermutlich bin ich krank.«
Die anderen lachten, doch
Ahriman entging nicht, wie Uthizzar das Gesicht verzog.
Im Rahmen ihrer Ausbildung
beteiligten sich alle Hauptleute der Gefolgschaften an einem Austauschprogramm mit
anderen Legionen, um von ihnen zu lernen und einen Teil dazu beizutragen, dass
die Thousand Sons die Galaxis besser verstehen lernten. Khalophis hatte bei den
Iron Warriors gedient, einer Legion, von der er hatte zugeben müssen, dass sie
in der Rangfolge gleich hinter den Thousand Sons rangierte. Phosis T'kar hatte
an der Seite der Luna Wolves gedient, und seitdem wurde er nicht müde zu
berichten, wie er Horus Lupercal begegnet war und dass ihn eine enge
Freundschaft mit Hastur Sejanus und Ezekyle Abaddon verband, die beide die
engsten Leutnants des Ersten Primarchen waren.
Hathor Maats Einsatz bei diesem
Programm hatte ihn bei den Emperor's Children landen lassen, und das noch in
ihren ersten Tagen, als sie noch an der Seite der Luna Wolves kämpften. Wie
Maat es schilderte, war er durch seine makellos geformten Gesichtszüge dem
Phönizier ins Auge gefallen, und er hatte oft in dessen Nähe gekämpft. Maats
stolzester Besitz war ein Augenblickseid, geschaffen von Fulgrim, der ihn an
Maats Brustpanzer befestigte, unmittelbar bevor er nach Prospero zurückkehrte.
Uthizzar war rekordverdächtig
gewesen, da sein Programm nicht mal ein ganzes terranisches Jahr gedauert hatte
und damit zu den kürzesten zählte, die je abgeleistet worden waren. Ahriman
wusste bis heute nicht genau, ob das vorzeitige Ende von den Wolves oder von
Uthizzar angestrebt worden war. Athanaener mieden nicht nur große
Versammlungen, sondern auch alle, deren Gedanken zu laut, zu brutal, zu sprunghaft
und zu ungestüm waren.
Ahriman hatte fünf Jahre bei
den Word Bearers verbracht und dabei viel über deren Legion und über ihre Kriegsmethoden
gelernt. Für ihn war das eine unglückliche Zeit gewesen, denn die Sprösslinge
von Largor waren eine eifrige Legion, deren Hingabe für den Meister der Menschheit
an Fanatismus grenzte. Alle Legionen hatten sich ihrem Lord und seiner Sache
verschrieben, aber die Word Bearers lebten und kämpften
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