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DGB 12 - Verlorene Söhne

DGB 12 - Verlorene Söhne

Titel: DGB 12 - Verlorene Söhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
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nachdenklich die
Schultern. »Ihr schaut diese Bestien an, und ihr seht Wölfe. Aber seht ihr
vielleicht nur deshalb Wölfe, weil ihr die zu sehen erwartet?«
    »Was sollten wir sonst sehen?«,
wunderte sich Hathor Maat.
    »Es sind ja auch Wölfe.«
    »Wenn ihr erst einmal so weit
gereist seid und so viel gesehen habt wie ich, dann werdet ihr lernen, dass es möglich
ist, hinter das Erwartete zu schauen und in das wahre Herz einer Sache zu
blicken.«
    Magnus deutete auf einen Wolf,
der an der Kolonne vorbeilief.
    Seine muskulösen Läufe ließen
ihn die Steigung bewältigen, ohne dass sie oder die Hitze ihn anzustrengen
schien.
    »Ich kann hinter Fleisch und
Muskeln dieser Bestie schauen, in die Knochen und das Herz ihres Marks, um jede
Narbe und Windung in ihrem genetischen Code zu lesen. Ich kann alle
Veränderungen über Jahrtausende zurückverfolgen, bis hin zum Logos ihres
Ursprungs«, erklärte Magnus. Es verblüffte Ahriman, einen trau-rigen Ton in der
Stimme des Primarchen zu bemerken, als wäre ihm dabei manches offenbar
geworden, was er lieber nicht zu Gesicht bekommen hätte. »Ich kann das Ding als
das sehen, was es ist, aber auch, was es sein wollte, und außerdem jeden
einzelnen Schritt auf seinem langen Weg der Evolution.«
    Der Wolf blieb neben Magnus
stehen, der ihm zunickte. Ein wortloser Dialog schien sich zwischen den beiden
abzuspielen.
    Ahriman entging nicht der
wissende Blick, mit dem Ohthere Wyrdmake darauf reagierte. Trotz seiner Vorbehalte
fühlte sich Ahriman dazu veranlasst, die Bekanntschaft mit diesem Mann zu
vertiefen.
    »Weg mit dir!«, brüllte Phosis
T'kar dem Tier zu.
    »Verdammte Wölfe.«
    Magnus lächelte.
    »Ich habe dir doch gesagt, auf
Fenris gibt es keine Wölfe.«
     
    Sie waren sich am Abend zuvor
begegnet, nachdem Ahriman in seinen stofflichen Körper zurückgekehrt war. Als er
die Augen aufschlug, begann er zu stöhnen, da sein Fleisch von der
Wiedervereinigung mit seinem Körper aus Licht schmerzte. Am stärksten waren die
Schmerzen in seinem Bein, aber auch sein restlicher Leib verspürte großes
Unbehagen.
    Bedächtig erhob er sich aus dem
Schneidersitz, wobei er seinen Heqa-Stab zu Hilfe nahm. Sein rechter
Oberschenkel fühlte sich taub an, so als würde der nicht zu seinem, sondern zu
einem anderen Körper gehören. Kalter Schmerz zog sich auf ganzer Länge des
Beins durch die Muskeln und Sehnen. Behutsam öffnete er sein Gewand und drückte
die Fingerspitzen auf die massige Musku-latur seines Rumpfs, wobei er
schmerzhaft das Gesicht verzog.
    Sein Körper war von Zeugnissen
des Kampfes gegen die Jäger im Großen Ozean übersät: schwarze Hautpartien,
denen alle Vitalität entzogen worden war. Mehr als jede Verletzung durch eine
Kugel oder eine Klinge schädigten Wunden am Energiekörper die Essenz des
Fleisches selbst.
    Ein Astartes konnte Schmerz ignorieren,
da sein Körper so ausgelegt war, dass er dabei an Effizienz nichts einbüßte,
doch die im Großen Ozean davongetragenen Schäden ließen sich nur mit Erholung
und Meditation heilen.
    Er sah sein geöffnetes Grimoire
auf dem Boden des Pavillons liegen und kniete sich hin, um es aufzuheben.
Unwillkürlich zuckte er zusammen, als die toten Partien an seinem Leib durch
diese Bewegung straffgezogen wurden. Es kam ihm vor, als hätte er einen Monat
lang ohne Pause gekämpft und dabei seinen Körper bis an den äußersten Rand
seines Durchhaltevermögens getrieben.
    Nachdem er das Grimoire
sorgfältig weggepackt hatte, tauschte er das Gewand gegen einen Waffenrock mit
Kapuze ein, der komplett karmesinrot und nur an den Säumen in Elfenbein und
Braun gehalten war. Auch wenn sich sein Körper nach Schlaf sehnte, gab es zuvor
noch ein Treffen zu absolvieren, eines, von dem er bis zu seinem beinahe
tödlichen Flug durch den Großen Ozean nichts gewusst hatte.
    Die Plane am Eingang zu seinem
Pavillon wurde zur Seite geschlagen, und Sobek trat mit besorgter Miene ein. Etwas
kühlere Nachtluft wurde nach drinnen getragen.
    »Milord, ist alles in Ordnung?«
    »Alles bestens, Sobek«,
erwiderte Ahriman.
    »Ich habe Sie etwas rufen
hören.«
    »Nur ein interessanter Flug in
den Äther, Sobek, weiter nichts«, beteuerte er und zog die Kapuze über den
Kopf.
    »Einige Jäger glaubten, sie
könnten mich verspeisen.«
    »Und trotzdem gehen Sie noch
weg?«, fragte Sobek beunruhigt.
    »Sie sollten sich ausruhen.«
    »Nein«, antwortete Ahriman und
schüttelte den Kopf.
    »Ich muss mich mit jemandem
treffen.«
     
    Das Lager der

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