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DGB 13 - Nemesis

DGB 13 - Nemesis

Titel: DGB 13 - Nemesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Swallow
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die letzten Schritte erledigen.
    Aus einem der riesigen
Weintanks zog Speer ein fleischiges Ei, das er mit den Zähnen öffnete. Faulige
Gase entwichen aus dem Inneren, und dann glitt ein nackter Mann heraus und
landete auf dem Holzboden. Die Hülle war aus einer Saat gewachsen, die Speer
kurz nach seiner Ankunft auf Iesta Veracrux in der Lunge eines obdachlosen
Trinkers gesät hatte. Dank der Hexenkunst seines Meisters hatte diese Saat den
Trinker komplett verzehrt, um das Ei zu schaffen, das als Stasishülle diente,
in der er den Körper von Yosef Sabrat seit zwei Monaten aufbewahrte.
    Während sich die Hülle in Rauch
auflöste, zog er Sabrat die Kleidung an, die er getragen hatte, als er sich für
ihn ausgab. Die Hülle hatte ganze Arbeit geleistet, denn der tote Vogt sah aus,
als wäre er eben erst getötet worden. Mit menschlichen Methoden war es nicht
möglich, die Wahrheit festzustellen. Die Stichwunde ins Herz des Mannes begann
eben erst wieder zu bluten, und Speer arrangierte den Körper kunstvoll. Aus
einer Fleischtasche zog er das Erntemesser hervor und setzte es an der Wunde
an.
    Er hielt kurz inne, um
sicherzustellen, dass niemand den Einstich am Gaumen des Mannes bemerken
konnte.
    Der stahlharte Rüssel, der dort
eingedrungen war, hatte das Gehirn des Gesetzeshüters angezapft und jene Kette
aus Chemikalien abgeschöpft, die seine Erinnerungen und seine Persönlichkeit
darstellten. Dann hatte sich Speers Dämonenhaut an diese Informationen
angepasst und sich entsprechend verändert.
    Diese Veränderung war so
intensiv und weitreichend, dass die Tarnung nicht bloß eine Maske vor dem
Gesicht des Mörders war, sondern eine lebende, atmende Identität.
    Eine so vollkommene Persönlichkeit,
dass sie selbst glaubte, real zu sein. Sie war sogar so robust, dass nicht mal
ein beiläufiger psionischer Scan die Lüge aufzudecken vermochte.
    Dennoch war es sinnvoll
gewesen, diese Psionikerin so bald wie möglich zu töten. Das diente nicht nur
dem Schutz der Wahrheit, sondern es sollte auch die Ermittler in Zugzwang
bringen. Nun war auch die nächste Phase abgeschlossen, und die Identität des
Yosef Sabrat hatte ihre Rolle fehlerlos gespielt. Bald würde sich Speer von
dieser Tarnung säubern können, dann war er diesen Mann wieder los, diesen Mann
mit aufreizend moralischen Denkprozessen, widerwärtigem Mitgefühl und einer
abscheulichen Bindung an seine Kollegen, sein Brutkind und seine Bettpartnerin.
Von nun an würde Speer nur noch das Gesicht eines anderen tragen, aber nie
wieder dessen ganze Identität übernehmen. Die Vorfreude berauschte ihn
regelrecht. Nur noch ein paar Schritte, dann war er seinem Ziel nahe genug, um
zuschlagen zu können.
    Der Mörder kniete neben Hyssos'
Kopf nieder, der mit einem schnellen Schlag vom Rumpf abgetrennt worden war,
und hob ihn auf. Mit einem gutturalen Räuspern holte Speer den Rüssel aus dem
Gaumen hervor und ließ ihn durch das rechte Auge des Opfers in dessen Schädel
vordringen. Forschend drang er tief ein und stieß auf die Teile des Gehirns, in
denen dessen Selbst allmählich erkaltete.
    Speer trank ihn aus.
     
    Koyne steckte das Monokel in
eine Tasche der Offiziersjacke, die der Infocyte einem der Toten auf der
Landebahn abgenommen hatte. Sie passte ihr gut, aber die mit Flüssigkeit
gefüllten Morphingblasen unter der Haut der Callidus sorgten dafür, dass sie
Körpermasse und Statur noch ein wenig anpassen konnte, damit die Kleidung wie
angegossen saß.
    »Und was schlagen Sie vor, wie
wir nach drinnen gelangen sollen?«, wollte Iota wissen. Die Culexus war in den
Schatten nahe den eingeworfenen Fenstern so gut wie unsichtbar, lediglich der
stahlgraue Schwung ihres grinsenden Helms ließ sich im Mondschein erkennen.
Ihre Stimme wies ein sonderbares, metallisches Timbre auf, als sie aus dem
Inneren der Psioniker-Kapuze kam, so als erreiche sie Koynes Ohren aus großer
Entfernung.
    »Durch die Vordertür.« Die
Callidus beobachtete die Männer, die vor dem Kommunikationszentrum auf und ab
gingen, und zog deren vorsichtige Schritte ebenso in Betracht, wie sie die
Hinweise auf deren Körpersprache analysierte. Das tat sie nicht bloß, damit
ihre Gruppe leichter in das Gebäude eindringen konnte, sondern auch, um deren
geistige Verfassung zu ergründen. Datentafeln, aus den blutigen Überresten
jener übergelaufenen Patrouille gefischt, die vom Garantine umgebracht worden
war, hatten das Exekutionskommando zu dieser Einrichtung geführt. Es kam im
Umkreis von

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