DGB 13 - Nemesis
Obszönitäten an die Wände zu
schmieren.
Er zog die Ausfühnung eines
jeden Befehls, den sie ihm erteilten, endlos in die Länge, und er dachte sich
Dutzende Dinge mehr aus, wie er es ihnen heimzahlen konnte.
Dieses Verhalten war der Grund,
warum sich Goeda Rufin im Büro seines Vorgesetzten aufgehalten hatte, als sich
die Befreiung abspielte. »Die Befreiung« war der Begriff, mit dem man
inzwischen den Tag bezeichnete, an dem es zu den blutrünstigen Unruhen gekommen
war, in deren Folge sich Dagonet von der imperialen Herrschaft befreit hatte,
um sich stattdessen dem Kriegsmeister Horus anzuschließen.
Rufin war dort gewesen, weil
man ihn hinbestellt und dann einfach vergessen hatte. Er war wegen einer
disziplinarischen Angelegenheit herbeizitiert worden, da irgendwer mitbekommen
hatte, dass er zu häufig schlecht über seine Vorgesetzten redete. An jedem
anderen Tag wäre das vermutlich so ausgegangen, dass man ihn aus den
Streitkräften entlassen hätte.
Doch dann begannen die
Schießereien, und er sah, wie auf dem Hof Soldaten gegen andere Soldaten
kämpften.
Krieger der Palastgarnison,
deren Uniformen verunstaltet worden waren, indem man ein Kreuz über das Adler-Abzeichen
gemalt hatte, schossen jene Männer nieder, die er noch nie hatte leiden können.
Er versteckte sich in einer Ecke des Büros seines vorgesetzten Offiziers, als
der auf einmal hereingestürmt kam und ihm Befehle zubrüllte. Ihm auf den Fersen
waren zwei Männer der Palastgarnison, und als Rufin sie entdeckte, begriff er
endlich, was sich vor seinen Augen abspielte. Als sein Vorgesetzter ihn
anherrschte, er solle ihm gefälligst helfen, da nahm Rufin den verzierten Dolch
an sich, den der Mann als Brieföffner benutzte, und erstach ihn damit.
Später schüttelte der Anführer
der angreifenden Truppen ihm die Hand und gab ihm einen Stift, mit dem er die
imperialen Abzeichen an seiner eigenen Uniform übermalen konnte.
Dafür überreichte man ihm seine
Offiziersborte, wie allen Männern, die sich wie er ergeben hatten. Wer das
nicht tat, dessen Leben endete mit einer Lasersalve in den Hinterkopf. Nachdem
erst einmal Ruhe eingekehrt war, benötigte das neue Regime Offiziere, um die
Plätze zu übernehmen, die durch die Feuergefechte frei geworden waren. Rufin
nahm das Angebot dankend an. Ob Imperator oder Kriegsmeister, ihm war es
gleich, vor welchem Namen er zu salutieren hatte. Respekt empfand er weder für
den einen noch den anderen.
Rufin verließ den Fahrzeugpool,
sein neues Kommando machte ihn zum Leiter des ›Sicherheitslager für
Notsituationen«, das dort eingerichtet wurde, wo sich bis dahin der
Hauptbahnhof der Stadt befunden hatte.
Seit die Adligen alle Netzwerke
stillgelegt hatten, waren die Einschienenbahnen nicht mehr gefahren. Jetzt
hatte der Bahnhof eine neue Aufgabe, da dort Hunderte Zivilisten und
schwachsinnige Rebellen gefangen gehalten wurden, die es gewagt hatten, sich
der neuen Ordnung zu widersetzen.
Er genoss seinen Posten, wenn
er auf dem Gang über den überlaufenen Bahnsteigen hin und her schlenderte und
jedem Gefangenen vor Augen führte, dass er hier der Herr über Leben und Tod
war, indem er immer wieder nach dem Zufallsprinzip Leute verprügeln oder
hinrichten ließ. Wenn er nicht an ihnen seine Brutalität und Langeweile
ausließ, spazierte er liebend gern durch die Munitionslager auf den unteren
Ebenen, wo man früher die Züge gewartet hatte. Er mochte diesen Geruch nach
Kordit und Geschützmetall, und von so viel Feuerkraft umgeben zu sein, gab ihm das
Gefühl, ein richtiger Soldat zu sein.
Beim Betreten der
Aussichtskuppel darüber, die bis vor Kurzem noch das Nervenzentrum des Bahnhofs
gewesen war, bemerkte er, dass der Wachoffizier einen Schluck schwarzen Tee
trank, und warf dem Mann einen finsteren Blick zu. »Status?«, brüllte er.
Der Offizier sah auf seinen
Chronographen. »Kontrolle zur vollen Stunde, mein Herr. Das ist erst in einer
Viertelstunde.« Kaum hatte er ausgesprochen, erwachte der Interkom-Lautsprecher
über ihnen krachend zum Leben.
»Zu früh?«, fragte Rufin.
» Kontrollzentrum «,
meldete sich eine panische Stimmte.
» Ich glaube ... ich glaube,
wir haben ein Problem .«
»Posten zwei, wiederholen Sie«,
begann der Wachoffizier, aber Rufin riss ihm das Funkgerät aus der Hand.
»Hier spricht der Lagerkommandant!
Erklären Sie, was das heißen soll!«
» Rekrut Zejja ist ... na ja,
er ist soeben von der südlichen Mauer gestürzt. Und Tormol meldet sich nicht
mehr .«
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