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DGB 13 - Nemesis

DGB 13 - Nemesis

Titel: DGB 13 - Nemesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Swallow
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sanft eine Hand auf seine Schulter und zog ihn
hastig zurück.
    Noch bevor Tariel nach dem
Grund fragen konnte, machte der andere Mann mit den Lippen einen Knacklaut,
woraufhin dünne Beine aus der Blüte hervorkamen und sie am Baumstamm nach oben
wanderte. »Mimikerspinnen von Beta Comea III. Sie passen sich sehr gut an das
Klima auf Terra an. Ihr Gift löst beim Menschen eine Form von Blutfieber aus.«
Unwillkürlich zuckte Tariel zusammen. Als er sich weiter umsah, rief er Daten
aus seinem Stapelspeicher ab, um das Pflanzenleben ringsum einzuordnen. Castor,
Nachtschatten und Oleander; Cerbera odollain, Digitalis und Jerusalem-Kirsche,
Schierling und Rittersporn und Dutzende mehr, jede mit einem eigenen Gift
ausgerüstet. Von nun an behielt er seine Hände bei sich und wich nicht noch
einmal von dem vorgegebenen Pfad ab, der schließlich auf eine Lichtung führte —
obwohl Lichtung eigentlich nicht der richtige Begriff dafür war. Immerhin war
die Fläche mit Ranken und niedrigen Pflanzen überwuchert. In der Mitte stand
ein Haus, das zweifellos Tausende von Jahren alt war. Auch dieses Gebäude war
vom Grün des Dschungels vereinnahmt worden, wobei Tariel erkannte, dass diese
Art von Tarnung das Haus für Orbitalsensoren und optische Erfassungsgeräte
praktisch unsichtbar machte.
    »Nicht das, was ich erwartet
hätte«, musste Kell zugeben, als sie dem Mann im Kimono zu einem mit Efeu
überzogenen Eingang folgten.
    »Es scheint eine Art Pfarrhaus
zu sein«, gab der Infocyte zurück.
    »Ich kann nur grob schätzen,
wann es erbaut wurde. Auf jeden Fall hat sich der Regenwald zurückgeholt, was
ihm weggenommen wurde.« Fast zwangsläufig erwartete Tariel, dass es im Inneren
des Hauses genauso aussah, doch er wurde schnell eines Besseren belehrt. Sobald
sie die Tür durchschritten hatten, wurde klar, dass das Innenleben gegen Wind,
Wetter und Wildnis gesichert worden war, und mit großer Sorgfalt hatte man den
ursprünglichen Zustand wiederhergestellt. Lediglich die Düsternis, gegen die
die vereinzelten schwachen Sonnenstrahlen kaum etwas ausrichten konnten,
täuschte dabei über die Realität hinweg. Der Vanus und der Vindicare wurden in
ein Vorzimmer geführt, wo ein Servitor auf sie wartete.
    Der Diener benutzte einen
knolligen Sensorstab, um sie beide zu scannen, und er testete sogar ihren
Schweiß und den Atem auf das Vorhandensein irgendwelcher Gifte. Der Mann im
Kimono erklärte, das sei notwendig, um das Gleichgewicht der Gifte im
Obstgarten zu wahren.
    Vom Vorzimmer aus ging es in
einen Raum, der früher einmal eine Lounge gewesen sein musste. An den Wänden
fanden sich in mehreren Reihen übereinander zahlreiche, nach außen weisende
Käfige aus dünnem Glasaik, bei deren Anblick Tariel eine Gänsehaut bekam.
    Sie enthielten unzählige Arten
von giftigen Reptilien, Schlangen und Insekten, die alle in einem kleinen
Ausschnitt ihrer natürlichen Umgebung untergebracht waren.
    Der Infocyte suchte die
Raummitte auf, da er instinktiv die Stelle suchte, die von allen Käfigtüren am
weitesten entfernt war.
    Ein Ding mit seltsam
schillerndem Panzer flatterte in seinem Gefängnis umher und lenkte Tariels
Blick auf sich, da der Glanz des Chitins eine Erinnerung jüngeren Datums
weckte. Das Fleisch der Callidus hatte ganz genauso ausgesehen, als sie Koyne
aus dem Vakuum über dem Jupiter gefischt hatten. Die gestaltwandlerische
Assassine hatte etwas ganz Eigenartiges gemacht, indem sie eine missgestaltete,
einem Fötus ähnelnde Form annahm, die es ihr erlaubte, in der mörderischen
Leere des Alls zu überleben. Dabei hatte Koynes Haut eine Veränderung
durchgemacht, die sie wie Knochen erscheinen ließ. Tariel musste daran denken,
wie unangenehm es sich angefühlt hatte, diese Oberfläche zu berühren.
    Allein bei dem Gedanken daran
musste er sich noch jetzt schütteln.
    Er wandte sich an Kell.
»Glaubst du, Koyne wird das überleben?«
    »Eine Callidus gibt nicht so
leicht auf«, erwiderte der Vindicare und ergänzte ironisch: »Sie ist wie alle
von ihrer Art viel zu eitel, um auf so jämmerliche Art aus dem Leben zu
scheiden.« Tariel schüttelte den Kopf. »Koyne ist keine ›Sie‹. Es handelt sich
weder um eine Frau noch um einen Mann.« Er setzte eine nachdenkliche Miene auf.
»Jedenfalls ist das mittlerweile so.«
    »Das Schiff wird sie ... es
schon heilen. Und wenn sich unser Giftmischer zu uns gesellt hat, wird unser
Exekutionskommando komplett sein und ...« Den Rest ließ Kell unausgesprochen.
    Tariel

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