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DGB 13 - Nemesis

DGB 13 - Nemesis

Titel: DGB 13 - Nemesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Swallow
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vermutete, dass der Vindicare
das Gleiche dachte wie er: Und was dann? Die Frage, wer ihre Zielperson
war, würde bald beantwortet werden, und der Vanus machte sich Sorgen darüber,
wie wohl diese Antwort lauten würde.
    Es kann nur sein, dass ...
    Der Gedanke wurde jäh
unterbrochen, da der Mann im Kimono mit einer weiteren Person zurückkehrte, die
eine erkennbar weibliche Gangart hatte und sich als schlanke junge Frau in
Tariels Alter entpuppte.
    »Auf Befehl des Director Primus
unseres Tempels und des Meisters der Assassinen«, erklärte der Kimonoträger,
»werden Ihnen die Fähigkeiten von Soalm, Toxinkünstlerin ersten Grads, zur
Verfügung gestellt.« Die Frau hob den Kopf und warf dem Vindicare einen
trotzigen Blick zu.
    Auf Kells Gesicht zeichnete
sich ein schockierter Ausdruck ab, und er keuchte fassungslos: » Jenniker? «
    Die Venenum straffte die
Schultern.
    »Ich nehme diesen Auftrag an«,
sagte sie entschlossen.
    »Nein«, knurrte Kell, dessen
Schrecken sich in Wut verwandelte.
    »Das wirst du nicht!« Er drehte
sich zu dem Mann im Kimono um. »Das wird sie nicht!« Der andere Mann legte den
Kopf schräg.
    »Die Entscheidung wurde von
Siress Venenum persönlich getroffen. Ein Irrtum liegt nicht vor, und Sie haben
kein Recht, diese Entscheidung anzufechten.« Verwirrt und zugleich fasziniert
sah Tariel mit an, wie der sonst so unterkühlte, bissige Kell diese Maske
fallen ließ und von einer heftigen Wut mitgerissen wurde.
    »Ich bin der Befehlshaber auf
dieser Mission«, herrschte er den Kimonoträger an. »Und ich bestehe darauf,
dass Sie mir eine andere Ihrer Assassinen bringen, und zwar auf der Stelle!«
    »Werden meine Fähigkeiten
infrage gestellt?«, wollte die Frau pikiert wissen. »Ich widerspreche dir, dass
du eine Bessere finden könntest als mich.«
    »Ich will sie nicht«, knurrte
Kell, der sich weigerte, Soalm auch nur anzusehen. »Und dabei bleibt es.«
    »Ich glaube, dabei bleibt es
nicht«, entgegnete der Mann ruhig.
    »Wie ich bereits sagte, sind
Sie nicht dazu berechtigt, die Entscheidung der Siress anzufechten. Soalm wurde
ausgewählt, eine Alternative gibt es nicht.« Er deutete auf die Tür. »Sie
dürfen jetzt gehen.« Ohne ein weiteres Wort verließ der Mann den Raum.
    »Soalm?« Kell sprach den
Vornamen der Frau mit unverhohlener Verärgerung aus. »Dann soll ich dich jetzt
also so nennen?«
    Allmählich begriff Tariel, dass
die beiden Assassinen durch eine unerfreuliche Vorgeschichte miteinander
verbunden waren. Er ging in sich und überlegte, was er seit Beginn dieser
Mission über Eristede Kell in Erfahrung gebracht hatte. Während seiner Suche
nach irgendwelchen brauchbaren Hinweisen stellte er sich die Frage, ob die
beiden wohl zu einem früheren Zeitpunkt als Kameraden oder als Liebende
miteinander zu tun gehabt hatten.
    Vom Alter her lagen sie nahe
genug zusammen, um in der gleichen Schule großgezogen worden zu sein, ehe die verschiedenen
Tempel sie auswählten und sich um ihre weitere Ausbildung kümmerten.
    »Ich habe den Namen zu Ehren
meines Mentors angenommen«, antwortete die Frau zunehmend spröder.
    »Als ich meinem Tempel
beigetreten bin, habe ich ein neues Leben begonnen. Es schien mir die richtige
Entscheidung zu sein.«
    Tariel nickte vor sich hin.
Viele Waisenkinder, die vom Officio Assassinorum für eine Ausbildung ausgesucht
wurden, kamen ohne echte eigene Identität zu den Tempeln, und oft nahmen sie
dabei Namen ihrer Gönner oder Lehrer an.
    »Aber damit hast du deine
Familie entehrt!«, fauchte Kell.
    Für einen winzigen Moment bekam
die trotzige Maske der Frau einen Riss, der Bedauern und Traurigkeit erkennen
ließ, und dann bemerkte Tariel die Ahnlichkeit.
    »Nein, Eristede«, konterte sie
leise. »Das hast du gemacht, als du dich entschlossen hast, im Namen der Rache
unschuldige Menschen zu töten. Aber unsere Mutter und unser Vater sind tot, und
es ist egal, wie viel Blut vergossen wird — es kann ihren Tod nicht ungeschehen
machen.« Sie ging an Kell und einem verblüfften Tariel vorbei in den
parfümierten Dschungel.
    »Sie ist Ihre Schwester«,
platzte Tariel heraus, der einfach nicht den Mund halten konnte, als er auf die
Daten in seinem Gedächtnisspeicher stieß. »Eristede und Jenniker Kell, Sohn und
Tochter von Vizekönig Argus Kell vom Thaxted-Herzogtum, Vollwaisen nach dem
Mord an ihren Eltern bei einer lokalen Auseinandersetzung ...« Der Vindicare
kam auf ihn zu und sah Tariel so wütend an, dass der unwillkürlich zurückwich
und

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