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DGB 13 - Nemesis

DGB 13 - Nemesis

Titel: DGB 13 - Nemesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Swallow
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für einen häufigen
Einsatz sprachen. Bei Valdors ausladendem Körper fiel es dieser Kleidung
schwer, ihre Form zu behalten, und fast wirkte es, als versuchte sie, Valdor
zusammenzupressen. Neben ihm lagen ein mit Stammesrunen überzoener
Langstrecken-Laser und ein Erkunderpack mit überlebensausrüstung und Vorräten
aller Art, wobei Letzteres mehr zur Schau war und keinen echten Nutzen für ihn
hatte. Dank seiner verbesserten Physiologie konnte Valdor wochenlang ohne einen
Tropfen Wasser auf der Ebene unter ihnen überleben, da er in der Lage war, alle
Feuchtigkeit aus dem Boden oder dem Fleisch von Insektenleibern zu ziehen. Das
Gewehr dagegen war ein anderes Thema, das konnte er sehr wohl gebrauchen. Sein
ganzes Erscheinungsbild diente dem Zweck, eine vage Fiktion zu vermitteln —
nicht genug, um einer in die Tiefe gehenden Analyse standzuhalten, aber
ausreichend, um sich unter anderen Leuten aufzuhalten, ohne allzu schnell
Misstrauen zu wecken. Der Custodes hatte so etwas schon viele Male gemacht,
meistens bei Blutspielen oder Missionen, denen eine andere Bedeutung zukam.
    Dies hier stellte keine
Ausnahme dar, fand er.
    Auf der anderen Seite des
Frachtraums saß Valdors Begleiter auf dieser Mission. Er hatte in einem
Leinensitz Platz genommen, der jedes Mal vibrierte, sobald der Transporter von
einer Turbulenz erfasst wurde. Der kleinere Mann saß über seinen rechten Arm gebeugt
da und trug ebenfalls einen Sandumhang. Er war in ein Fenster mit
holografischem Text vertieft, der von einem kybernetischen Handschuh um sein
Handgelenk projiziert wurde. Mit der freien Hand veränderte er Formen in der
hologrammatischen Matrix, seine Aufmerksamkeit war voll und ganz auf diese
Tätigkeit gerichtet. Der Name des Mannes lautete Fon Tariel. Das Licht der
projizierten Buchstaben tauchte seine blasse olivfarbene Haut und die dunklen
Ovale seiner Augen in verschiedene Farben. Ein straff gezogenes Nest aus
Dreadlocks auf Tariels Haut gab sich alle Mühe, die unauffälligen
bronzefarbenen Interface-Anschlüsse an seinem Hinterkopf ebenso zu verdecken
wie die Speicherimplantate und die Datenphilie. Im Gegensatz zu den Dienern des
Mechanicums, die sich der Vereinigung von Fleisch und Maschine komplett
hingaben, waren Tariels Aufrüstungen auf ein Minimum beschränkt und dezent
platziert.
    Valdor betrachtete ihn durch zu
schmalen Schlitzen verengte Lider, wobei er ganz besonders darauf achtete, dass
Tariel davon nichts mitbekam. Der Sigillite hatte ihm Tariel auf eine Weise
vorgestellt, die deutlich machte, dass an Einwände oder einen Widerspruch gegen
diese Wahl gar nicht zu denken war. Tariels Art bezeichnete man als »Infocyte«,
im Wesentlichen handelte es sich bei ihnen um menschliche Rechenmaschinen.
Jedoch verkörperten sie das andere Ende des Spektrums, das bei den geistlosen
Fleisch-Automaten namens Servitoren begann. In Sachen Strategien und Taktiken
waren die Kenntnisse eines Infocyte einzigartig. Ihre Existenz festigte den
Platz des Tempels Vanus als geheimdienstlicher Informationsbeschaffer innerhalb
des Officio Assassinorum. Es hieß, ihnen sei noch nie ein Fehler bei der
Beurteilung einer Situation unterlaufen, aber Valdor hielt das für gezielte Desinformation.
Immerhin gehörten die Ausarbeitung und Verbreitung von Propaganda ebenfalls zu
den Stärken der Vanus.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte
der Custodes, dass sich eine Überwachungskamera hoch oben an der Decke des
Frachtraums bewegte. Schon zuvor war ihm aufgefallen, dass sie länger auf ihm
zu verweilen schien, als sie es eigentlich sollte. Mittlerweile schien die
Kamera aber fast nur noch ihn und nichts anderes mehr zu erfassen. Ohne den
Kopf zu drehen, konnte er feststellen, dass sich Tariel inzwischen so gedreht
hatte, dass nun sein Körper die Sicht auf den Holoschirm blockierte.
    Der Custodes verzog missmutig
den Mund, im nächsten Moment sprang er auf und legte blitzschnell die wenigen
Schritte zurück.
    Tariel reagierte erschrocken,
war aber nicht schnell genug, da Valdor schon bei ihm war und seinen Arm zu
fassen bekam. Das Hololith zeigte die Ansicht der Überwachungskamera, und zwar
genau die Stelle, an der der Custodes eben noch gesessen hatte.
    Datenströme umgaben das
Standbild, die Bio-Muster und Körperkinetik auflisteten. Irgendwie war es
Tariel gelungen, in das interne Sicherheitssystem des Transporters einzudringen
und die Kontrolle über die Kamera zu übernehmen, nur um seine Neugier zu
befriedigen.
    »Spionieren Sie mich nicht
aus«,

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