DGB 13 - Nemesis
ihn dazu angestiftet hat.« Der
Custodes machte eine zustimmende Geste. »Ich kann in Ihrer Logik keinen
Widerspruch entdecken.«
Er wich einen Schritt zurück,
damit sich der Infocyte wieder beruhigen konnte. »Wenn Sie über so viele Daten
verfügen, dann können Sie mir ja vielleicht etwas über den Mann verraten, den
wir finden sollen.«
»Eristede Kell«, antwortete
Tariel prompt. »Tempel Vindicare. Er befindet sich gegenwärtig auf einem
längeren Einsatz mit dem Ziel, eine Gruppe von kriminellen Exobürgern in der Atalantischen
Zone auszuradieren. Gehört zum Spitzenprozentsatz der Spezialagenten im
Außeneinsatz. Zweiundfünfzig bestätigte Tötungen, darunter der Tyrann von Daas,
Königin Mortog Haeven, der Eldar-General Sellianis nil Kaheen, Bruder-Captain
...«
Valdor hob die Hand. »Ich muss
nicht wissen, wen er getötet hat, ich muss mehr über ihn selbst wissen.« Der
Vanus ließ sich Zeit mit seiner Antwort, und noch bevor er etwas sagen konnte,
bemerkte Valdor aus dem Augenwinkel so etwas wie Mündungsfeuer. Er drehte sich
zum Fenster, alle Sinne waren in höchster Alarm-bereitschaft.
Draußen war ein Speer aus
weißem Rauch zu erkennen, an dessen Spitze sich ein wütendes, karmesinrotes
Projektil befand. Es kam in einer spiralförmigen Flugbahn auf den Transporter
zugerast.
Sirenen meldeten verspätet die
drohende Gefahr. Im nächsten Augenblick wurde der Transporter von einer
ungeheuren Explosion erschüttert und nach Steuerbord geschleudert, Rauch drang
in den Frachtraum ein. Valdor hörte das Kreischen von zerreißendem Metall.
Da weder er noch Tariel
angegurtet waren, wurden sie durch die Luft gewirbelt, während der Transporter
in den Griff des rostfarbenen Dunsts gezogen wurde.
Besuche im Valetudinarium
lösten bei Yosef jedes Mal Unbehagen aus — als würde die Nähe zu einem Ort des
Heilens bereits genügen, um ihn spontan krank werden zu lassen. Er war sich der
Tatsache bewusst, dass andere Leute also Leute, die nicht in der
Verbrechensbekämpfung tätig waren eine ganz ähnliche Reaktion zeigten, wenn sie
sich in der Nähe von Friedensoffizieren befanden.
Sie fühlten sich spontan
schuldig, obwohl sie kein Verbrechen begangen hatten. Das Gefühl war so
eindringlich, dass Yosef, wenn er tatsächlich Schmerzen hatte, um deren Ursache
sich ein Arzt kümmern sollte, einen solchen Widerwillen verspürte, dass er den
Schmerz einfach begrub und wartete, bis er wieder vergangen war.
Bedauerlicherweise brachte
seine Arbeit es mit sich, dass er die größte Klinik der Hauptstadt regelmäßig
besuchen musste, wobei sich diese Besuche dann auch noch im unheilvollsten
aller Räume abspielten, nämlich im Mortuarium. Dort war es kalt wie im Winter,
die hellen Holzböden und getäfelten Wände waren mit mehreren Lagen besonders
flüssigkeitsabweisender Firnis überzogen, und das grelle weiße Licht der an der
Decke montierten Lumen-Streifen tauchte jeden Winkel des Raums in unerbittliche
Helligkeit.
An der gegenüberliegenden Wand
standen die Toten aufrecht in mit Flüssigkeiten gefüllten Behältnissen, die aus
Schächten im Boden heraufgeholt oder aus Silos von der Decke heruntergelassen
werden konnten. Mit Raureif überzogene Datentafeln waren mit einer Reihe von
farbigen Symbolen versehen, die Auskunft darüber gaben, wer neu eingetroffen,
wer für eine umfassendere Autopsie vorgesehen war und wer freigegeben werden
konnte, damit die Angehörigen in die Lage versetzt wurden, ihre letzten
Bereicherungsriten zu vollziehen.
Als sie den Raum durchquerten
und sich ihren Weg zwischen den medizinischen Servitoren und den untergebenen
Klinikern hindurch bahnten, nahm Daig den Hut ab. Yosef folgte diesem Beispiel
und steckte seine braune Wollhaube unter eine Schulterklappe.
Sie waren hergekommen, um mit
Tisely zu reden, einer spindeldürren Frau mit strohblondem Haar, die als
Senior-Verbindungsperson zwischen dem Mortuarium und der Sentine diente. Als
sie sich ihr näherten, schaute sie in ihre Richtung und nickte den beiden Männern
düster zu. Sie war eine erfahrene Ärztin und eine überragende pathologische
Ermittlerin, und zugleich war sie die mürrischste Person, der Yosef Sabrat
jemals begegnet war. So sehr er sich auch bemühte, er konnte sich nicht daran
erinnern, dass sie irgendwann einmal etwas ausgestrahlt hatte, das sich als
gute Laune bezeichnen ließ.
»Vögte«, sagte sie, was als
Gruß gemeint war, dann wurde sie gleich wieder ihrem Wesen gerecht. »Mich
überrascht, dass
Weitere Kostenlose Bücher