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DGB 13 - Nemesis

DGB 13 - Nemesis

Titel: DGB 13 - Nemesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Swallow
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innerhalb des Unternehmens genügte, um das Fluggerät auf regelmäßiger Basis
benutzen zu dürfen, wusste er doch, dass er niemals so weit aufsteigen konnte,
um tatsächlich selbst einen Aeronef besitzen zu können.
    Allerdings waren das Dinge,
über die er nicht so gern nachdachte, ganz im Gegensatz zu seiner Frau. Sein
nicht so unbedeutendes Einkommen als Senior-Datenverarbeiter, das hübsche
Stadthaus in einem beliebten Teil der Vorstadt, die Privatschule für die Kinder
nichts davon wusste sie zu schätzen. Latigues Begeisterung für die Firmenflugmaschine
war eine Reaktion darauf. Wenn er im Aeronef saß, fühlte er sich frei, wenn
auch nur für kurze Zeit. Dank der korrekten Anwendung von Bestechungsgeldern
und einiger Gefallen in Form von absichtlich falsch beschrifteten
Frachtformularen hatte er von einem der Technologen des Konsortiums erfahren,
wie wenig Mühe es machte, das schlichte Maschinengehirn des Aeronef
umzuprogrammieren, damit der Ziele anflog, die nicht in den Logbüchern
auftauchten. Zum Beispiel Ziele wie das Viertel des Weißen Halbmonds, das für
einen Mann mit Latigues Möglichkeiten durchaus bezahlbar war.
    Der Gedanke brachte ihn zum
Lächeln, während er dem leisen Surren des Propellers lauschte, als sie den
Spindel-Canyon überquerten. Er überlegte, ob er eine Kursänderung eingeben
sollte.
    Seine Frau war bei irgendeinem
endlosen Spieleabend, den einer ihrer albernen Gesellschaftsvereine
veranstaltete. Also würde er, wenn er heimkam, nicht ihr mürrisches Schnauben
und ihre verächtlichen Blicke über sich ergehen lassen müssen. Warum sollte er dann
nicht erst ein bisschen später nach Hause kommen?
    Warum sollte er nicht nach
White Crescent fliegen? Die kühne Überlegung entlockte ihm ein noch breiteres
Lächeln, und die Idee gefiel ihm immer besser. Also beugte er sich vor und
streckte den Arm aus, um nach der Befehlseingabe zu greifen. Er benetzte seine
Lippen, als ihm auf einmal etwas auf dem Sitzplatz gegenüber auffiel, ein
sonderbarer kleiner Ball, der ihn an eine Art Samenkapsel erinnerte. Vorsichtig
kam er näher und stieß das Ding mit dem Finger an und wurde bleich. Es fühlte
sich warm an und so, als sei es aus lebendigem Fleisch.
    Er merkte, dass ihm die Galle
hochkam, vermischt mit dem säuerlichen Geschmack des halb verdauten Essens, das
er mittags in der Kantine zu sich genommen hatte.
    Trotz dieser Reaktion seines
Körpers konnte er nicht anders und musste das Objekt noch einmal berühren, um
es diesmal vorsichtig in die Hand zu nehmen.
    Im Licht, das durch das
Kabinenfenster in die Gondel fiel, konnte er erkennen, dass der Ball Linien
aufwies und von einer sonderbaren Struktur überzogen war. Er ließ ihn in der
Hand hin und her rollen, schließlich hielt er ihn näher an sein Gesicht, um ihn
sich genauer anzusehen.
    Als sich die Kugel an einer
Seite der Länge nach öffnete und ein Auge zum Vorschein kam, das auf
entsetzliche Weise dem eines Menschen glich, kam ein erschrockener Schrei über
Latigues Lippen. Das Auge bewegte sich hierhin und dorthin, bis Latigue
erkannte, dass es ihn unmittelbar anschaute — und dass es ihn zu erkennen
schien.
    Von Abscheu erfasst,
schleuderte er die Kugel weg, die unter eine flache Couch rollte. Das Ganze
hatte ihn so verwirrt und erschreckt, dass er am liebsten sofort ausgestiegen
wäre. Im Inneren der Gondel kam es ihm auf einmal so warm vor, dass ihm die
Luft wegblieb. Schweiß sammelte sich am hohen Kragen seiner Brokatjacke.
    Er versuchte noch immer zu
verstehen, was er da eben gesehen hatte, da begann sich auf einmal eine der
Kabinenwände zu bewegen. Der samtene Bezug mit seinen Verzierungen in Weinrot
und Gold waberte wie Öl auf Wasser, und irgendetwas, dessen Umrisse von Sekunde
zu Sekunde deutlicher wurden, schien die Wand verlassen zu wollen.
    Latigue sah einen Kopf mitsamt
Oberkörper hervorkommen, er sah Hände, die in langgliedrigen Fingern ausliefen.
An den Stellen, an denen das Ding aus der Wand hervortrat, konnte er einen
Effekt beobachten, der an ein Brodeln erinnerte. Das Licht fiel auf etwas, das
nach einer in ständiger Bewegung befindlichen Echsenhaut aussah.
    Jetzt ließ ihn sein Verstand
vollends im Stich. Anstatt die Flucht zu ergreifen, zwängte er sich in die
Ecke, die durch die Couch und die abgewandte Seite der Kabine entstand. Dort
hatte er das Fenster im Rücken. Der Kopf drehte sich zu ihm um, da er durch
Bewegung auf ihn aufmerksam geworden war. Der Samt der Kabinenwand verblasste
zu

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