DGB 13 - Nemesis
einem
wichtigen Treffen teilnehmen.« Die Frau sprach mit jener Art von seidenem
Ultima-Akzent, der sie automatisch als nicht auf dieser Welt geboren auswies.
»Selbstverständlich«, gab Yosef
freundlich zurück.
»Es wird auch nicht lange
dauern. Die Sentine benötigt Zugriff auf die Datenbank des Konsortiums mit den
Passagier- und Crewmanifesten für Raumschiffe, die nach Iesta Veracrux kommen.«
Gorospe stutzte. Dass er seine Forderung so unverblümt ausgesprochen hatte,
erschreckte sie so sehr, dass sie sie nicht sofort ablehnte. »Für welches
Schiff?«
»Für alle«, ergänzte Daig, der
wusste, welche Rolle er spielen musste.
Jetzt erst folgte jene
antrainierte Ablehnung, mit der sie eigentlich sofort hätte reagieren müssen.
»Das ist unmöglich. Diese Daten sind Eigentum des Eurotas-Handelskonsortiums,
sie können der lokalen Gerichtsbarkeit nicht überlassen werden.« Das Wort lokal
sprach sie dabei auf eine Weise aus, als wollte sie eigentlich unbedeutend
sagen. »Wenn Sie eine spezifische Bitte hinsichtlich von Daten haben, die
iestanische Bürger betreffen, könnte ich Ihnen eventuell behilflich sein. In
allen anderen Fällen geht das leider nicht.« Sie wollte sich eben abwenden.
»Kannten Sie Cirsun Latigue?«,
fragte Yosef.
Die Frau hielt kurz inne,
überspielte ihr Zögern aber sehr geschickt. »Ja. Wir mussten gelegentlich
zusammenarbeiten.« Sie presste die Lippen zusammen. »Ist das relevant?«
»Wir untersuchen die
Möglichkeit, dass sein Mörder in Wahrheit eine Vendetta gegen Angestellte von
Baron Eurotas führen könnte.« Das war zwar eine glatte Lüge, die Yosef
allerdings die gewünschte Reaktion brachte.
Die Frau stutzte, und sie
überlegte zweifellos, ob sie wohl das nächste Opfer sein könnte. Der Vogt war
davon überzeugt, dass mittlerweile jeder auf dem Gelände wusste, wie
schrecklich Latigue gestorben war, ganz gleich, ob derjenige es wissen sollte
oder nicht.
»Wir glauben, der Mörder könnte
an Bord eines Eurotas-Schiffs auf den Planeten gekommen sein«, fügte er noch
hinzu.
Falls der Täter wirklich von
einer anderen Welt kam, gab es keine Ausflüchte, die Gorospe vorbringen konnte,
immerhin gehörte dem Konsortium jedes Schiff, das innerhalb des Systems zum
Einsatz kam und dabei auch Iesta Veracrux anflog. Im Rahmen des imperialen
Transitgesetzes mussten sich alle Reisenden oberflächlichen medizinischen
Untersuchungen unterziehen, damit es nicht zur Verbreitung von potenziell
biosphäreschädlichen Stoffen von einer Welt zur anderen kam. Diese Daten
mussten in den Aufzeichnungen des Konsortiums existieren.
Gorospe war sich nicht sicher,
wie sie weiter verfahren sollte. Ihr Plan, die Sentine-Offiziere loszuwerden
und sich wieder irgendwelchen anderen Aufgaben zu widmen, war damit offenbar
ins Wasser gefallen. Vermutlich überlegte sie, welchen Vorgesetzten sie ins
Spiel bringen konnte, um dieses Problem auf ihn abzuwälzen. »Speziell
zugeteilte Sicherheitsmitarbeiter des Konsortiums werden in fünfzig Stunden
eintreffen. Ich schlage vor, Sie kommen dann wieder her und unterbreiten ihnen
Ihre Bitte.«
»Das war keine Bitte«, gab Yosef
zurück. »Und angesichts der Zeitabstände zwischen den Morden kann es in den
nächsten fünfzig Stunden zu zwei oder vielleicht sogar drei weiteren Bluttaten
kommen.« Er redete ruhig auf sie ein. »Ich glaube, sogar der Baron selbst würde
mir zustimmen, wenn ich sage, dass es auf jede Minute ankommt.«
»Der Baron ist auf dem Weg hierher«,
merkte Gorospe ein wenig gedankenverloren an, als schien sie das selbst noch
nicht so recht glauben zu können.
»Ganz sicher wird er wollen,
dass so viel wie möglich getan wird, um diese unerfreuliche Angelegenheit
aufzuklären«, warf Daig ein.
»So viel wie möglich und so
schnell wie möglich.« Sie sah wieder Yosef an. »Würden Sie mir bitte noch mal
sagen, was genau Sie benötigen, Vogt?« Es kostete ihn Mühe, sich ein Lächeln zu
verkneifen, stattdessen hielt er ihr die Datentafel hin. »Hier ist eine nicht
identifizierte Blutspur aufgeführt. Ich muss sie mit der Datenbank des
Konsortiums abgleichen, ob es irgend welche Übereinstimmungen gibt.« Die Frau
nahm die Tafel und setzte wieder ihr einstudiertes Lächeln auf. »Das Konsortium
wird natürlich alles in seiner Macht Stehende unternehmen, um der Sentine bei
der Erfüllung ihrer rechtmäßigen Pflichten zu helfen. Warten Sie bitte hier.«
Sie ging zügig weg, während die beiden schweigsamen Männer zurückblieben und
die
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