DGB 14 - Ketzerfürst
klapprigen Exemplar Shuttle aus der alten Greywing-Klasse,
von der er angenommen hatte, sie sei mittlerweile längst nicht mehr im Dienst,
sondern durch die kleinere, schnittigere Valkyrie ersetzt worden. Ishaq hatte
sich das kastenförmige, von unten montierte Modul angesehen, in dem die dreißig
Passagiere offenbar reisen sollten, und er hatte sich die elegant geformten
Tragflächen angeschaut und mit einer behandschuhten Hand über die Panzerplatten
gestrichen, die von Gefechtseinsätzen pockennarbig geworden waren. Bemalt waren
sie mit mittlerweile verblassten Blitzen aus der Zeit der Vereinigungskriege
auf Terra, die zwei Jahrhunderte in der Vergangenheit lagen.
Und er hatte sich verliebt.
Er machte mehrere Bilder von
dem altehrwürdigen Mädchen und war mit jedem Motiv mehr als zufrieden.
»Wie heißt sie?«, fragte er den
Piloten, der gemeinsam mit den zwei Dutzend Garde-Soldaten auf dem Deck stand
und einen mindestens genauso gelangweilten Eindruck machte.
»Als sie produziert wurde, gab
es noch keine Tradition, ihnen Namen zu geben. Dafür wurden einfach zu viele von
dieser Art in zu kurzer Zeit von zu wenigen Fabriken produziert.«
»Verstehe. Und wie nennen Sie
sie?«, hakte er nach und deutete auf einen schwachen Schriftzug auf der Hülle.
E1 L-IXII-8 E22.
Der Mann verlor angesichts
Kadeens offensichtlichen Interesses ein wenig von seiner abweisenden Art.
»Elizabeth. Wir nennen sie Elizabeth.«
»Mein Herr«, meinte Ishaq
daraufhin grinsend. »Ich bitte um Erlaubnis, an Bord Ihrer edlen Dame kommen zu
dürfen.« Es hatte also alles bestens begonnen, doch kaum waren sie gelandet,
erfolgte die Wendung hin zum Schlechten.
Der Offizier, der dem Namen
nach das Kommando über ihre Expedition hatte, war gar kein Offizier — sondern
ein Euchar-Sergeant, der den Kürzeren gezogen hatte und nun den Tross aus zehn
Künstlern beaufsichtigen musste, die sich beim Eintreffen in einem Kriegsgebiet
größtenteils als nervöser Haufen entpuppt hatten.
Ishaq hörte dem Mann nur mit
einem halben Ohr zu, wie der mit ein paar anderen Memoratoren darüber
diskutierte, von welcher Seite aus sie sinnvollerweise in die Stadt vordringen
sollten. Er langweilte sich schon jetzt und stand am Rand einer Anhöhe gut drei
Kilometer von der Stadtgrenze entfernt. Die Stadt sah aus wie jede beliebige
Stadt auf einer industrialisierten Welt, und es waren nicht mal offensichtliche
Hinweise auf eine laufende Schlacht zu erkennen.
Die Art, wie Astartes
angriffen, stellte ein Problem für jeden dar, der die Ereignisse in irgendeiner
Form festhalten wollte. Ein direkter Angriff mit Landekapseln gegen den Palast
bedeutete, dass die Memoratoren auf sich gestellt eine feindselige Stadt
durchqueren mussten, um zum Schauplatz des Geschehens zu gelangen. Oder aber sie
warteten außerhalb der Stadt und wurde von rein gar nichts Zeuge. Ersteres
würde nie geschehen, Letzteres war fast mit Sicherheit das, was sie erwartete.
Ishaq Kadeen war von Natur aus
misstrauisch, und er verspürte hinter dem Ganzen einen Sinn für Humor.
Vielleicht war es sogar der Karmesinrote Lord persönlich, der sich über sie
lustig machte, indem er sie zwar auf den Planeten einlud, gleichzeitig aber
dafür sorgte, dass sie so weit entfernt in Sicherheit waren, dass sie genauso
gut auch bei der Flotte hätten bleiben können.
Er trottete zurück zu seinen
Beschützern, zwei Männern in der ordentlichen ockerfarbenen Uniform der 81. Euchar.
Alle Memoratoren waren auf die
gleiche Weise gesichert.
Ishaqs eigene Bewacher machten
einen gelangweilten und zugleich mürrischen Eindruck, was für menschliche
Gesichtszüge durchaus eine beachtliche Leistung war.
»Wie wäre es, wenn wir einfach
zum Palast rüberfliegen?«, schlug er vor.
»Damit wir abgeschossen
werden?«, spie der Euchar ihm förmlich entgegen. »Dieses fliegende Stück
Scheiße würde Feuer fangen und vom Himmel stürzen, wenn wir nur in die
Reichweite von Luftabwehrraketen geraten würden.« Mit Mühe schaffte Ishaq es,
das freundliche Lächeln zu wahren, das er aufgesetzt hatte. »Dann fliegen Sie
doch sehr weit oben, und setzen Sie direkt über dem Palast zum Steilflug an. Da
werden Sie dann schon einen Landeplatz finden.« Mit den Händen demonstrierte
er, wie er sich das Manöver vorstellte, aber die beiden schienen nicht überzeugt
davon zu sein.
»Kommt nicht infrage«, meinte
der eine.
Ishaq machte wortlos kehrt und
begab sich zurück in die Düsternis im Inneren des Passagierabteils
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