DGB 14 - Ketzerfürst
...«
Kor Phaerons schmale Hand sank auf die goldene, von Peitschenhieben blutige
Schulter Lorgars. »... dann sprechen Sie es aus.« Der Primarch sah seinen
ältesten Verbündeten an, wobei der kadaverartige starre Blick eine Ewigkeit auf
dem Gesicht des Mannes ruhte. Aber Lorgar durchschaute den Blick, was außer ihm
nur wenigen anderen möglich war, und er erkannte die Sanftheit, die Sorge
dahinter.
Die väterliche Liebe für einen
aufgebrachten Sohn.
Zum ersten Mal seit drei Tagen
konnte Lorgar von Herzen kommend lächeln, und er legte seine tätowierte Hand auf
die schwächeren, allzu menschlichen Finger seines Pflegevaters.
»Erinnern Sie sich noch an die
Ankunft des Imperators? An die Freude in unseren Herzen, dass wir richtig gehandelt
hatten? Erinnern Sie sich an die heftige Rechtfertigung nach einem
rechtschaffenen Krieg von sechs Jahren Dauer?« Der ältere Mann nickte. »Ja, ich
erinnere mich.«
Der junge Mann mit der goldenen
Haut sinkt auf ein Knie nieder, silberne Tränen funkeln wie Tropfen heiligen
Öls auf seinem makellosen Gesicht.
»Ich wusste, du würdest
kommen.« Er weint diese Worte. »Ich wusste, du würdest kommen.« Der Gott in
Gold bietet dem knienden jungen Mann seine gepanzerte Hand an. »Ich bin der
Imperator«, sagt er lächelnd.
Er ist die Inkarnation der
Güte, er strahlt einen Ruhm aus, dass ihn eine fast greifbare Aura umgibt, die
so intensiv strahlt, dass jeden Betrachter die Augen schmerzen. Tausende
Menschen säumen die Straßen, Hunderte Priester im Taubengrau der Ecclesiarchen
des Bundes knien gemeinsam mit Lorgar nieder, als sich der Gott-Imperator ihnen
nähert.
»Ich weiß, wer du bist«, sagt
der goldene Primarch, während ihm würdevolle Tränen über das Gesicht laufen.
»Ich habe seit Jahren von dir geträumt, ich habe diesen Augenblick
vorausgesehen. Vater, Imperator, Milord ... Wir sind der Bund von Colchis, und
wir haben diese Welt durch deine Anbetung, durch den Ruhm deines Namens für uns
gewonnen.«
Lorgar drehte sich um und sah
Kor Phaeron in die Augen.
»Jener Morgen. Als ich vor dem
Imperator kniete, während die gesamte heilige Kaste der Heimatwelt sang ... die
roten Steinkuppeln von Vharadesh, die von der Morgenröte in ein
bernsteinfarbenes Licht getaucht wurden. Hatten Sie das gesehen, was ich sah?« Kor
Phaeron schaute kurz zur Seite.
»Die Antwort wird Ihnen nicht
gefallen, Lorgar.«
»In letzter Zeit hat mir
überhaupt nichts gefallen, dennoch möchte ich es wissen.« Auf einmal begann er
sanft zu lachen. »Sprechen Sie die Wahrheit aus, selbst wenn Ihre Stimme dabei
zittern sollte.«
»Ich sah einen Gott in goldener
Rüstung«, sagte Kor Phaeron daraufhin. »Er war Ihnen wie aus dem Gesicht geschnitten,
dabei aber auf eine Weise gealtert, die mein Verstand nicht erfassen konnte.
Ich habe den Mann nie als gütig empfunden. Seine psionische Präsenz schmerzte in
meinen Augen, und er roch nach Blutvergießen, nach Herrschaft und den
zahlreichen Welten, die er bereits verbrannt hinter sich zurückgelassen hatte.
Bereits da fürchtete ich, wir könnten sechs Jahre lang aus den falschen Gründen
Krieg geführt haben, wir könnten einen echten Glauben niedergemetzelt haben, um
ihn durch einen falschen zu ersetzen. In seinen Augen — Augen so wie Ihre sah
ich das Versprechen von Habgier. Alle anderen — auch Sie — sahen in ihnen nur
Hoffnung. Daher dachte ich, ich hätte mich geirrt. Ich vertraute auf Ihr Herz,
Lorgar, statt auf mein eigenes Herz zu hören.« Lorgar nickte und ließ seinen
nachdenklichen Blick weiterwandern. Erebus hörte nur schweigend zu, denn es ergab
sich nur selten die Gelegenheit, dass ein Word Bearer etwas über das Leben des Primarchen
aus der Zeit vor der Legion erfuhr.
»Von allen Söhnen des
Imperators«, fuhr Kor Phaeron fort, »ähneln Sie hinsichtlich Gesicht und Statur
Ihrem Vater am stärksten. Aber Sie könnten nie Grausamkeiten begehen und
Zerstörung anrichten und dabei ein Lächeln zur Schau stellen. Die anderen —
Ihre Brüder — können das. Sie sind in diesem Punkt ganz der Vater, was aber nicht
auf Sie zutrifft.« Lorgar schaute vor sich. »Sogar Magnus?«
Ein Gigant steht neben dem
Imperator — eine Gestalt in einem Gewand von einem azurblauen Ton, wie man ihn
bei Ozeanen auf anderen Welten finden kann. Ein Auge schaut hinab auf die kniende
Person. Das andere Auge fehlt, davon zeugt ein vernarbter Krater im Gesicht.
»Ich grüße dich, Lorgar«, sagte
der muskulöse Gigant. Er ist sogar
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