DGB 14 - Ketzerfürst
Der
Palast der Psychopomp war nicht länger von Interesse, und die Unterwerfung
selbst hatte ihren Sinn verloren.
»An alle Word Bearers, an alle
Custodes und alle Streitkräfte der Imperialen Garde der 1301.
Expeditionsflotte, hier spricht Argel Tal, Meister der Gezahnten Sonne.
Die De Profundis hat von Terra die mit dem
Siegel des Imperators versehene Mitteilung erhalten, dass es im Isstvan-System zu
einer offenen Rebellion gekommen ist. Angeführt werden soll sie von vier unserer
eigenen Legionen. Es kursieren zahlreiche Gerüchte, die Fakten sind umso
spärlicher. Es heißt, der Kriegsmeister habe seinen Blutschwur gegenüber der
Thronwelt widerrufen. Ob das nun stimmt oder nicht, wir werden nicht von
Ignoranz geblendet in den Krieg ziehen. Aber wir werden auf den Ruf des
Primarchen reagieren, denn Lorgar persönlich fordert unseren Einsatz. Brechen
Sie Ihre Angriffe auf diesem Planeten ab, und kehren Sie zu Ihren Transportern
zurück. Die Word Bearers werden diesem Verrat auf den Grund gehen und die Wahrheit
ans Licht bringen. Offiziere, auf Ihre Stationen. Krieger, auf Ihre Posten. Das
ist für den Augenblick alles.«
Aquillon stand im Hangar des
Waffenschiffs neben dem Karmesinroten Lord. »Das kann ich nicht für einen
Augenblick glauben! Horus ein Verräter?« Der Custodes strich mit den
Fingerspitzen über die Breitseite seiner Schwertklinge. »Das kann nicht wahr
sein.«
»Sie haben die Nachricht
gehört, so wie ich.« Argel Tal blinzelte eine Rune auf seinem Visordisplay an
und öffnete einen Kom-Kanal zur Gal Vorbak. »Bestätige Netzwerksicherheit.« Eine
weitere Rune leuchtete auf, um die sichere Verbindung zu bestätigen.
»Hier ist Argel Tal«, wandte er
sich nur an seine engsten Brüder.
»Aurelian ruft uns.«
Eine Stimme antwortete, jedoch
ohne das Kom benutzen zu müssen. Stattdessen trieb sie mit entsetzlicher
Vertrautheit durch seine Sinne.
Sie wissen es bereits. Sie
spüren es.
Ich kenne diese Stimme, dachte er.
Natürlich kennen wir sie. Es
ist unsere eigene Stimme. Wir sind Argel Tal.
Dreiundzwanzig
Verräter
Besessenheit
Die Wahl
DER ASTROPATH NICKTE.
Aquillon war so verblüfft, dass
er nicht mal Wut empfinden konnte. »Verrat«, flüsterte er. »Wie kann das sein?«
Der Name des Astropathen war Cartik, und wenn er sich zu voller Größe aufbaute,
entpuppte er sich als recht kurz geratener Mann, was von seinem
fortgeschrittenen Alter ebenso verstärkt wurde wie von seiner Neigung, den Kopf
einzuziehen wie ein Tier, das jeden Moment einen Angriff erwartete. Der
Psioniker ging auf die siebzig zu, sein Gesicht war von tiefen Falten
zerfurcht, aber er war nicht mal in seiner Jugendzeit sonderlich agil gewesen.
Inzwischen war er ein alter Mann, was sich in jeder seiner Bewegungen zeigte —
und erst daran, wie langsam diese Bewegungen abliefen.
Umso überraschender waren die
hübsch anzusehenden Augen, die unter den halb geschlossenen Lidern
hervorlugten, tief eingesunken und inmitten eines hässlichen, pausbäckigen
Gesichts, das von grausamen Genen geformt worden war. Bei seinem Anblick hatte
ein Memorator einmal angemerkt, Cartiks Vater oder Mutter — oder vielleicht
sogar beide — müsse ein Nagetier gewesen sein.
Er war nie geschickt darin
gewesen, mit passenden Retourkutschen zu parieren, weil geistreiche Bemerkungen
ihm einfach nicht lagen. Das war das letzte Mal gewesen, dass er versucht
hatte, sich mit den neu eingetroffenen Zivilisten anzufreunden. Er wusste, die
Einsamkeit würde ihn dazu treiben, einen weiteren Anlauf zu wagen, aber damit
würde er noch eine Weile warten.
Seine Position als persönlicher
Astropath des Occuli Imperator hatte seiner Familie auf Terra bescheidenden Reichtum
beschert, aber für ihn selbst bedeutete es nichts anderes als ein einsames,
langweiliges Exil. Das waren die Opfer, die man in diesen Zeiten bringen
musste. Er war zufrieden, im Dienst des Imperators zu stehen und zu wissen,
dass seine Familie versorgt war.
Ein paarmal waren Memoratoren
zu ihm gekommen und hatten versucht, seine Position für ihre Zwecke zu nutzen,
weil sie Geschichten aufzeichnen und weitererzählen wollten. Cartik konnte in
ihren Augen den unverhohlenen Ehrgeiz erkennen, der sie antrieb, zugleich aber
auch das völlige Desinteresse an seiner Person, weshalb er erklärte, er stehe
für Besuche nicht zur Verfügung.
Tatsache war, er hatte sich so
an die Einsamkeit gewöhnt, dass er kein Verlangen verspürte, sich von anderen
benutzen zu
Weitere Kostenlose Bücher