Dhalgren

gibst du ihn mir nicht wieder?« Sie begann, nach beiden Seiten zu sehen. »Ich bin traurig.«
    »Aber du kannst ihn doch besuchen.«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Ich bin traurig. Ich muß jetzt gehen.«
    Sie ließ die Arme sinken und ging um ihn herum zur Treppe.
    In der Tür stand Lanya in Jeans und Bluse. Die beiden Mädchen sahen sich an. Dann seufzte die im blauen Sweatshirt. Lanya sah hinter ihr her, dann zu Kid.
    Kid runzelte die Stirn.
    Jack the Ripper, jetzt neben dem Feuer, sah mit einem Lächeln gemischt aus Sympathie und Komplizenschaft herüber und schüttelte den Kopf. Kid ging die Treppe hoch. »Bist du gerade aufgestanden?«
    »Sicher nur ein paar Sekunden später als du. Ich habe gehört, wie du mit ihr geredet hast, als wir auf die Veranda kamen. Da habe ich gedacht, ich komme raus und höre zu. Sie scheint nett zu sein.
    Er zuckte die Achseln. »Schläft Denny noch?«
    »Nein.«
    Kid setzte sich auf eine Stufe unter ihr. Beide mußten sie die Beine zur Seite nehmen, als Zerstörung herabkam und zum Feuer ging, an dem er mit beiden Händen in den Gesäßtaschen stehenblieb.
    »Er ist zusammen mit mir aufgestanden«, erklärte Lanya. »Wir wollten herauskommen und dich überraschen, wenn du in Gedanken hier herumwandern würdest. Ich habe ihm gesagt, das könnten wir nicht machen, wenn du irgendwie in der Nähe von Papier und Bleistift bist. Aber als wir auf die Veranda kamen, sahen wir, daß du dich mit ihr unterhältst.«
    »Wo ist Denny?«
    »Er sah sie, schlug beide Hände vors Gesicht - ich dachte, er würde Gott weiß was herausplatzen -, duckte sich hinter mich und rannte weg. Ich bin nicht sicher, ob er sich nur im Badezimmer eingesperrt hat oder abgehauen ist. Nein, das Badezimmer kann man nicht abschließen, oder? Sie hat ihn nicht gesehen - obwohl er laut genug war!« Sie legte das Kinn auf die Fäuste. »Das arme Mädchen. Sie tut mir leid!«
    »Gemeiner kleiner Bastard, der er ist, stimmt's?«
    »Findest du?«
    »Ihr gegenüber jedenfalls. Zu dir auch. Zu mir auch. Ich werde damit fertig.« Kid zuckte die Achseln. »Was machst du, wenn er eines Tages, wenn du ihn besuchen willst, meint, er wolle dich nicht sehen?«
    »Akzeptieren, glaub ich.« Sie seufzte. »Er hätte wirklich mit ihr reden sollen. Wie alt ist er?«
    »Fünfzehn. Und sie ist siebzehn.«
    »Du solltest ihm sagen, er soll mit ihr reden. Wenn sie wirklich so zusammen waren.«
    »Shit«, sagte Kid. »Ich streite nicht mit Leuten, mit denen ich bumse. Sie scheint zu denken, es gibt nichts mehr zu bereden. Ich nehme ihr nicht übel, wenn sie sich wünscht, es gäbe etwas.«
    »Vielleicht«, meinte Lanya zweifelnd. »Ich fand sie irgendwie nett. Sie lebt in dem Mädchenhaus? Aber das ist ein komischer Verein! Ich bin ein paarmal da gewesen.«
    »Tunten?«
    »Nicht mehr als hier auch. Meinst du, sie würde gern in der Schule helfen?«
    »Du fängst gerade an, dir Probleme an den Hals zu laden.«
    Lanya lachte. »Schön zu wissen, daß es ein oder zwei Dinge gibt, bei denen ich aufgeklärter bin als du. Ich finde es gut, ab und zu einen Rundschlag, einen Zusammenbruch zu erleben - Diskussion mit Leuten, die man bumst. Ich streite nie mit Leuten, die die Leute die ich bumse, bumsen. Oder gebumst haben. Mir ist es wichtig, ein gutes Verhältnis zu haben. Selbst wenn man sie irgendwie nett findet, ist es noch eine Menge Arbeit. Aber das Theater, das man vermeidet« - sie zog die Mundwinkel herab und klatschte dreimal auf ihr Knie - »ist unglaublich! Dann zog sie an seinem Haar. »Laß uns ihn suchen gehen.«
    Aber Denny hatte das Haus verlassen.
    Im Hof war das Feuer jetzt fertig. Lanya erklärte sich bereit, mit Priester, Dreigroschen und Angel zu dem Schnapsladen zu gehen.
    Als sie zurückkamen, hatte Kid die Tür zum Hinterzimmer ausgehängt und als Tisch auf Kästen im Hof gelegt. Andere begannen mit dem Kochen.
    »Komm. Ich will zurück ins Bett.«
    »Klar.« Sie drückte seine Hand und folgte ihm.
    Nachdem sie sich hingelegt hatten, nachdem sie ein bißchen miteinander geredet hatten, als sie angefangen hatten, sich zu lieben, war er überrascht, sie irgendwie unruhig und abgelenkt zu finden: Kleine Bewegungen brachten ihn in Wut. Bis sie sagte: »Hey, was ist los? Du scheinst weit weg zu sein. Komm zurück!« was das Ganze ins Komische ablenkte.
    Und danach war es sehr gut.
    Nachdem er gekommen war und sie noch umschlang, weckte ihn der Geruch. Sein Erwachen weckte sie. Er hob auf das Geräusch hin den Kopf. Ein dritter