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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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und fragte schließlich weinerlich: »Was zum Teufel machst du da eigentlich?«
     
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    Ich habe einen Namen verloren? Ja? Wenn die Einwohner dieser Stadt etwas gemein haben, dann, daß solche Ereignisse sie nicht interessieren; und das wird hier weder als Freiheit hochgelobt noch als Verletzung beklagt. Man nimmt es hin wie einen Teil der Umgebung, nicht der Persönlichkeit.
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    Er half mir dann, das Becken von der Wand zu rücken (das plötzlich, als es schon fast hinfiel, auf dem emailliertem Klauenfuß stand). »Ich baue den Spülstein wieder zusammen«, sagte ich zu ihm, weil ich mich gerade dazu entschlossen hatte.
    D-t grunzte und schob mit mir zusammen das Becken wieder an seinen Platz. Beide Daumenknöchel sind bei ihm schief gewachsen, was mir vorher nie aufgefallen war.
    Auf der Fensterbank lag ein Stück Schnur, und ich brachte aus der Küche eine Dose Dichtungsmasse. Als ich mit dem Schraubenzieher den Deckel hochgestemmt hatte, war die Oberfläche so von Rissen durchzogen wie Arizona. Und ich wußte nicht, ob Öl da war. D-t brachte eine Flasche Wesson, und mir fiel kein Gegenargument dazu ein. D-t kauerte sich wieder hin und sah zu.
    »Wir hätten uns ja auch einfach ein Haus mit funktionierendem Spülstein besorgen können«, sagte D-t. »Aber da hätten wir ja nichts zu tun.«
    Ich lachte so gut es ging, während ich den Kaltwasserhahn hochhielt und versuchte, das Gewinde wieder darüber zu schrauben.
    Ich fragte ihn irgend etwas.
    Kann mich an seine exakte Antwort nicht erinnern, aber an irgendeiner Stelle sagte er: ». . . wie als ich zuerst hierher kam. Ich bin herumgelaufen und wußte, ich konnte überall einbrechen, in jedes Haus, das mir gefiel, aber ich hatte nur tödliche Angst.«
    Darüber haben wir geredet. Ich dachte an meine ersten Spaziergänge hier. (D-t sagte: »Aber ich bin doch eingebrochen.«) Während wir uns unterhielten, erinnere ich mich, daß ich dachte: Nicht, daß ich keine Zukunft hätte. Sie zerbricht lediglich ständig über den substanzlosen und undeutlichen Strohfeuern des Dann. Im Lande des Sommers, zerstochen von Blitzen, gibt es irgendwie keine Möglichkeit, Schlüsse zu ziehen; hier aber ist der Schluß selber überflüssig. Ich sagte zu D-t etwas über: »Was man hier braucht, ist einen anständigen Wind oder ein Gewitter. Um es zu reinigen oder Donner.«
    »Oh, Mann«, sagte D-t. »Oh, Mann - Nein! Nein, Ich glaube nicht, daß es das aushält. Nicht hier«, und kicherte (wie jemand, vermute ich, der verurteilt ist). Wir haben uns richtig unterhalten. So in dieser ruhigen Art, wo es um Gefühle geht, nicht um Informationen. Er fragte mich unter anderem, wie lange ich glaubte, es hier aushalten zu können, und ich antwortete: »Ich weiß es nicht. Wie lange kannst du es?« und er lachte ebenfalls. Ich wickelte die Schnur und die Dichtung um das Rohr am unteren Teil des Kaltwasserhahns, als draußen jemand sagte: »Hi, Kid.«
    Ich blickte hoch.
    Frank stand da und sah aus, als wüßte er nicht, ob er nun die Hände in die Taschen stecken sollte oder nicht.
     
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    Wenn ich in meinem Journal lese, habe ich Schwierigkeiten, festzustellen, was zuerst passiert war. Ich kenne hysterische Augenblicke, in denen ich glaube, meine einzige Rettung liegt dann, daß ich das herausfinde. Wundere mich auch über Dinge, die ich nicht aufgeschrieben habe: den Tag mit Lanya, als sie mich mit ins Stadtmuseum nahm und wir den ganzen Tag bis zur Abenddämmerung in den rekonstruierten Räumen des 18. Jahrhunderts herumsaßen. (Wir könnten hier wohnen, wie Calkins! und sie flüsterte lächelnd: »Nein...»Und dann haben wir darüber geredet, einen Run hierherzumachen, und wieder sagte sie: »Nein...«, dieses Mal, ohne zu lächeln. Werde ich auch nicht tun. Und unsere Unterhaltungen dort, während wir herumgingen und in dem perlfarbenen Licht, das durch die Dachfenster drang, immer hungriger wurden, weil wir uns nicht trauten, zu gehen) Es wäre der längste und detaillierteste Abschnitt in diesem Journal geworden, denn dort hat sie mir Gegenstand für Gegenstand gezeigt und erklärt, damit sie für mich Bedeutung gewannen; sie wurde zu einer realen Person für mich, durch das, was sie wußte und was sie tat, mehr jedenfalls als durch das, was ihr zustieß, mit ihr geschah, geschah: was die leichte Methode war, sie zu definieren. Wollte, daß sie Denny und das gesamte Nest hierhernimmt; und - sie hielt ein kleines Gemälde, das sie von der Wand genommen hatte, in der Hand,

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