Dhampir - Halbblut
ärgerte sich auch über sie. Vielleicht lag es an der langen Nacht voller Anspannung und unbeantworteter Fragen.
»Ich glaube, wir haben das Spiel zu lange gespielt.« Magiere hob den Kopf, sah ihn aber nicht an. »Schein und Wirklichkeit geraten in meinem Kopf durcheinander. Ich möchte nicht mehr kämpfe n … überhaupt nicht meh r … Dies alles kann ein Ende haben, wenn wir ein friedliches Leben führen. Wir verdienen uns auf ehrliche Weise unseren Lebensunterhalt und halten uns von Schwierigkeiten fern. Dann hört dies auf.«
»Das ist alles?«, fragte Leesil und spürte, wie die Enttäuschung noch mehr Ärger schuf.
»Es ist das, was ich weiß.« Magiere sah ihn kurz an, wandte den Blick dann wieder ab und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was es sonst sein könnte.«
Es war keine Antwort, sondern ein weiteres Ausweichen. Sie hatte ihm nichts gesagt. Oder vielleicht doch? Leesils Vergangenheit hatte jeden Wunsch in ihm ausgelöscht, jemand anderen als sich selbst zu schützen. Es fiel ihm schwer, die eigenen Empfindungen zu deuten. War er einfach nur verwirrt, oder regte sich irgendwo in ihm eine Art Beschützerinstinkt? Nur eins wusste er: Magieres Gesicht zeigte wieder die kühle Distanziertheit, die er kannte und auf die er sich verlassen konnte. Vielleicht waren es all die Jahre der Lügen und des falschen Spiels, die sie schließlich eingeholt hatten. Mit dieser Erklärung musste er sich zunächst zufriedengeben. Aber bei einer anderen Gelegenheit würden sich weitere Fragen ergeben.
»Na schön«, sagte Leesil, warf die Arme hoch und ließ sie wieder sinken. »Wenn du keine Geheimnisse hast, so haken wir dies als einen weiteren verrückten Dieb auf der Straße ab. Heute Mittag sind wir in Miiska.«
»Ja.« Magiere lächelte schief. »Und dort beginnen wir ein neues Leben.«
»Ich koche uns Tee«, brummte Leesil und bückte sich, um die glühende Asche des Feuers anzufachen. Er sah zu Magiere und nickte. »Ein neues Leben.«
In der Morgendämmerung zerrte Rashed den zappelnden, blutverschmierten Rattenjungen in den unterirdisch gelegenen Salon und stieß ihn dort an die Wand.
Teesha sah fast erschrocken von ihrer Näharbeit auf. »Was ist los?«
»Sieh ihn dir an!«, zischte Rashed.
Halb getrocknetes Blut klebte an Rattenjunges Kinn und Oberkörper. Rashed hatte das jüngste Mitglied des Trios für einen ungeduldigen Schnösel gehalten, bisher aber nicht für einen Vollidioten.
»Der hirnlose Narr hat ein Mädchen tot im Garten zurückgelassen, mit zerrissener Kehle!«
Teesha stand auf und strich ihr blaues Satingewand glatt. Ihre schokoladenbraunen Locken gerieten in Bewegung, als sie sich Rattenjunge näherte, der vor der Rückwand des Zimmers lag. Sie sah auf ihn hinab und neigte den Kopf voller Enttäuschung ein wenig zur Seite.
»Stimmt das?«, fragte sie.
»Wenn du mich schon anstarrs t … Sieh dir meinen Rücken an«, erwiderte der schmutzige Junge. »Das dunkle Zeug ist kein Menschenblut, sondern mein eigenes.« Er hob die Arme. »Und diese Narben waren bis vor kurzer Zeit offene Wunden. Hast du jemals erlebt, dass jemand von unserer Art Narben bekommt?«
»Unmöglich«, zischte Rashed, runzelte aber die Stirn, als er sich hinabbeugte und genauer hinsah. Die weißen Striemen an Rattenjunges Unterarmen schienen von Zähnen zu stammen. »Wie kam es dazu?«
»Die Jägerin!«, heulte Rattenjunge voller Zorn. »Sie ist wirklich eine Jägerin. Ich habe nur wenige von unserer Art gesehen, die sich so schnell bewegen, und ihr Schwert schnitt so in meinen Rücken, als wäre ich lebendes Fleisch.«
»Unsinn«, sagte Rashed mit offenem Abscheu und trat zurück. »Sie hat mit ihrem erschwindelten Geld eine spezielle Klinge gekauft, das ist alles. Du hast mit deiner üblichen naiven Zuversicht angegriffen und einen Dämpfer bekommen. Die Verletzungen verdankst du deinem Leichtsinn, und anschließend bist du wie ein Feigling weggelaufen. Und noch schlimmer: Du hast überhaupt nicht an uns gedacht, oder? Anstatt hierherzukommen und dich einem langsamen Heilungsprozess zu unterziehen, hast du ein Mädchen getötet, keine zwanzig Häuser von hier entfernt, und die Leiche einfach liegen lassen, auf dass die ganze Stadt in Panik gerät.«
Rattenjunges Mund klappte au f – Rasheds Vorwürfe schienen für ihn so empörend zu sein, dass er sich gar nicht gegen sie wehren konnte. »Ich habe Narben!«
Rashed zögerte nur eine Sekunde und wandte sich dann angeekelt ab.
»Du hast ihn
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