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Dhampir - Halbblut

Dhampir - Halbblut

Titel: Dhampir - Halbblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Stocks zuspitzte.
    Die Dunkelheit machte ihr keine Angst. Für Magiere enthielt sie keine der Schrecken, die die Bauern veranlassten, hinter ihren verriegelten Türen zu zittern. Sie überprüfte das Falchion in seiner Scheide und vergewisserte sich, dass sie es leicht ziehen konnte, wenn es notwendig werden sollte, setzte dann den Weg zum Ende des Dorfes fort. Es begann zu nieseln, und bald war ihr schwarzes Haar nass, wodurch die roten Töne darin verschwanden. Mit ihrer blassen Haut musste sie auf die Bewohner des Dorfes so unheilvoll wirken wie ihre Visionen von dem Geschöpf, das sie für sie töten sollte.
    Nicht weit außerhalb des Dorfes blieb Magiere am Friedhof stehen und sah die frischen Gräber, jedes von Zinnlaternen umgeben, die böse Geister daran hindern sollten, die Körper der Toten zu übernehmen. Es gab noch keine Grabsteine, denn die Bestattungen hatten in aller Eile stattgefunden. Magiere wandte sich um und ging noch einmal durchs Dorf, beobachtete dabei die Gebäude und hielt nach dem Gemeinschaftshaus Ausschau.
    BestimmthattensichdiemeistenBauernineinemHausversammelt,dasallenzurVerfügungstan d – sieglaubten,inderGruppesichererzusein.Magiereblicktesichum,aufderSuchenacheinemGebäude,dasgroßgenugwar,aberdieHüttensahenallegleichaus:schlichtes,verwittertesHolz,StrohdächerundtönerneSchornsteine.Siewarentrostlosundstill,wieallesindiesemLandohneHoffnung.KränzeausgetrocknetenKnoblauchknollenhingenüberdenwenigenFenstern.DeneinzigenHinweisaufLebenbotderRauch,derhierunddortzumNachthimmelaufstieg.EinvagerGeruchvonEisenundHolzkohlelaginderfeuchtenLuft;vermutlichbefandsicheineSchmiedeinderNähe,darinunbeaufsichtigtdieResteeinesFeuers.InZeitenwiediesenließendieLeutebeiSonnenuntergangallesstehenundliegen.
    Bewegung weckte Magieres Aufmerksamkeit. Zwei fröstelnde Gestalten liefen über den matschigen Weg, gehüllt in zerfranste Lumpen, unter denen schmutzige Haut zum Vorschein kam. Geistesabwesend steckte Magiere ihr Messer in die Scheide und zog sich dann ihren warmen Umhang enger um die Schultern. Die Gestalten eilten zum Friedhof und hielten ihre Laternen so, dass der böige Wind sie nicht auspustete.
    »Hallo«, sagte Magiere mit ruhiger Stimme. Beide zuckten zusammen und wirbelten zu ihr herum.
    Schmale, von Leid gezeichnete Gesichter wandten sich ihr besorgt zu. Die eine Gestalt wich zurück, und die andere hob eine Heugabel. Magiere blieb still stehen und gab ihnen Gelegenheit zu erkennen, wer sie war. Doch ihre Hand schloss sich etwas fester um den Stock. Die Mentalität dieser Leute zu verstehen, darin bestand ein großer Teil ihrer Arbeit. Ganz langsam tastete ihre freie Hand unter dem Umhang nach dem Heft des Falchions, bereit dazu, die Waffe zu ziehen. Bei von Panik erfassten Bauern war man besser vorsichtig.
    Der Mann mit der Heugabel starrte unsicher durch den Regen, sah das nietenbesetzte Leder und den Stock. Die Furcht in seinem Gesicht wich erster vager Hoffnung.
    »Bist du der Jäger?«, fragte er.
    Magierenickteknapp.»HatesbeieuchweitereTotegegeben?«
    Beide Männer atmeten erleichtert auf und traten vor.
    »Nein, keine weiteren Toten, aber der Sohn des Zupans ist dem Tode nahe.« Der zweite Mann winkte. »Komm mit, schnell.« Die Bauern drehten sich um und hasteten über den schlammigen Weg zurück.
    Magiere folgte den beiden Männern und blieb mit ihnen vor einer Tür stehen, über der ein Schild hing, dessen Aufschrift schon seit Langem nicht mehr zu lesen war. Dieses einfache Gebäude schien das Gemeinschaftshaus zu sein. Einen Gasthof für Reisende gab es hier nicht; dafür war das Dorf zu abgelegen. Zupa n – so lautete der Titel des Dorfoberhaupts. Bestimmt wartete er drinnen zusammen mit einigen anderen Bewohnern.
    Ein erwartungsvolles Seufzen entkam Magieres Lippen, als sie sich fragte, was für ein Mensch dieser Zupan wäre. Sie hoffte auf einen harten Verhandlungspartner. Am scheußlichsten fand sie jene, die versuchten, sich bei ihr einzuschmeicheln, in der Hoffnung, dass sie nicht das ganze Dorf aussaugte. Es war leichter, wenn die Leute Widerstand leisteten, bis sie ihnen klarmachte, dass sie gar keine Wahl hatten: Entweder zahlten sie den verlangten Preis, oder sie waren des Todes. Besonders gefährlich waren die Ruhigen und Umgänglichen. Wenn Magiere ihre Arbeit getan hatte, musste sie beim Verlassen des Dorfes auf ungebetene Gesellschaft in den Schatten achten, auf Leute, die versuchten, das bezahlte Geld zurückzuholen, indem sie ihr ein Ernte- oder

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