Dhampir - Halbblut
der Hauptstraße, die zu einem Marktplatz am Ende der Stadt führte. Es roch nach warmer Milch, Pferdedung, Schweiß und vor allem Fisch, als sie an den ersten Verkaufsständen und Zelten vorbeikamen. Ein Kerzenmacher gab Farbe in einen Topf mit geschmolzenem Wachs. In seiner Nähe leerte ein Tuchhändler einen Karren und hängte Stoffe auf, deren bunte Muster selbst bei einem Harlekin Schreikrämpfe ausgelöst hätten. Hinter den Gebäuden, vom Hafen her, schrillte eine Pfeife, und ein Aufseher wies Arbeiter an, ein gerade eingelaufenes Schiff zu entladen. Fischverkäufer priesen ihre Waren a n – frisch gefangen, getrocknet oder geräucher t – und versuchten, sich gegenseitig zu übertönen. Dies war kein abgelegenes Dorf, in dem abergläubische Bauern wohnten, sondern eine blühende Gemeinde.
»Nicht übel.« Leesil lächelte und beobachtete einen Karren, der an ihnen vorbeischaukelte und auf ein kleines Lagerhaus zurollte. Beladen war er mit hölzernen Weinfässern. »Ich könnte mich daran gewöhnen.«
Sie kamen an einer kleinen Taverne auf der rechten Seite vorbei, wo eine kräftig gebaute Frau den Schmutz des vergangenen Abends aus der Tür fegte. Ihre Lage wies Magiere darauf hin, dass dies nicht die Taverne war, die sie gekauft hatte. Aber sie zögerte kurz und fragte sich, ob sie Leesil zurückhalten musste, damit er nicht durch die offene Tür schlüpfte.
TrotzderallgemeinenAktivitätdrehtensichdieLeutenachihnenum.MagieregingmitgerademRückenundgleichmäßigenSchritten.IneinerHafenstadtwarenNeuankömmlingekeineSeltenheit.DochnureinoderzweianderePersonentrugenganzoffenWaffen,undsiebedauerte,ihrFalchionnichtaufdemKarrenverstautzuhaben.
Der Duft von frischem Brot stieg ihr in die Nase, und ihr Blick wanderte umher, bis sie wusste, woher er kam. Sie ging zu einem Tisch vor einem kleinen Haus. Durch ein offenes Fenster sah sie Lehmöfen und begriff, dass es sich um eine Bäckerei handelte.
»Ein Laib Landbrot und ein Laib Roggenbrot«, wandte sie sich an einen kahl werdenden, dicklichen Mann, der eine Schürze trug.
Der Mann zögerte, und Magiere dachte daran, wie sie mit ihrer Lederkleidung und dem Schwert aussehen musste. Es folgte ein Moment peinlicher Stille.
»Hast du Sahnerollen?« Leesil trat lächelnd zum Tisch und sah sich alles an. »Ich bin hungrig genug, deine ganze Produktion aufzuessen.«
DieAugendesManneswurdeneinweniggrößer,alserdiegewölbtenBrauenundlänglichenOhrensah,aberLeesilsLächelnerwiessichalsansteckend.Wennerwollte,konnteLeesildenEindruckerwecken,dassesweitundbreitkeinunbekümmerteresundharmloseresGeschöpfgabalsihn.Magierewussteesbesser.Abersiewussteauch, wann sie Leesils Einfluss auf andere Leute nicht stören sollte.
»Drinnen habe ich Sahnetörtchen«, sagte der Mann.
»Sahnetörtchen?«, entfuhr es Leesil. Er schnappte nach Luft. »Hol mir drei, bevor ich tot vor dir zu Boden sinke!«
Der Bäcker lächelte über Leesils Theatralik und ging mit einem leisen Lachen ins Haus.
»Ohne mich wärst du aufgeschmissen«, flüsterte Leesil seiner Partnerin zu. Er schien sehr mit sich zufrieden zu sein.
»Glaub das nur«, erwiderte Magiere leise, war insgeheim aber erleichtert.
Als der Bäcker zurückkehrte, machte Leesil ausreichend Wirbel um die Törtchen und warf dann eins von ihnen Chap zu, der es in einem Stück verschlang. Als Leesil die Empörung im Gesicht des Bäckers sah, bemerkte er seinen Fehler und winkte freundlich.
»Oh, er gehört zur Familie. Er liebt Sahne, un d … «, Leesil zwinkerte dem Bäcker verschwörerisch zu, »… ich gebe ihm nur das Beste. Weißt du vielleicht, wo wir Konstabler Ellinwood finden können, den Amtmann der Stadt?«
»Konstabler Ellinwood?«, wiederholte der Bäcker und wischte sich sorgenvoll die Hände an der Schürze ab. »Gibt es irgendwelche Probleme?«
»Probleme?«, fragte Leesil und ließ es überrascht klingen. »Nein. Wir haben eine Taverne hier in der Stadt gekauft, unten am Hafen. Wir möchten die Urkunde präsentieren und unseren Besitz in Augenschein nehmen.«
»Eine Tavern e … am Hafen? Oh, ihr habt das alte Dunction-Lokal gekauft. Warum hast du das nicht gleich gesagt?« Der dickliche Bäcker wandte sich an einen glattgesichtigen Jungen, der in einer Ecke der Bäckerei Holz hackte. »Geoffry, lauf los und hol den Konstabler. Um diese Zeit dürfte er bei Martha zu Mittag essen. Sag ihm, die beiden Leute, die das Dunction-Lokal gekauft haben, sind hier.« Er sah wieder Leesil an. »Kommt, kommt«, sagte er und
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