Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhampir - Halbblut

Dhampir - Halbblut

Titel: Dhampir - Halbblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
Vom Netzwerk:
zu tränen.
    Leesil richtete nicht seine volle Aufmerksamkeit auf Rattenjunge und blieb so stehen, dass er auch Magiere sah. Dies war nicht die Frau, mit der er seit Jahren reiste.
    Hund, Junge und Frau standen bewegungslos da, angespannt und bereit. Alle hielten nach dem ersten Anzeichen von Bewegung Ausschau. Leesil konnte nicht länger still stehen und spannte die Armbrust.
    Rattenjunge täuschte einen Angriff vor und wich im letzten Augenblick zur Seite aus, beobachtete dabei Magiere und Chap. Rücken und Arme des Fremden bluteten, und in seinem Gesicht zeigte sich ganz deutlich Furcht.
    »Jägerin«, flüsterte er und sauste zu den Bäumen.
    Leesil hob die Armbrust und zielte auf den Fliehenden, obwohl er inzwischen daran zweifelte, mit seiner Waffe viel ausrichten zu können. Magieres Klinge und Chaps Zähne waren für Rattenjunge aus irgendeinem Grund gefährlicher als ein Armbrustbolzen aus kurzer Distanz. Bevor er schießen konnte, verschwand der Junge in der Dunkelheit. Rasch trat Leesil um das Lagerfeuer herum, damit er den matten Schein im Rücken hatte, aber von dem Geflüchteten war weit und breit nichts mehr zu sehen. Chap wollte zum Rand der Lichtung laufen, doch Leesil weckte mit einem Fingerschnippen die Aufmerksamkeit des Hunds und schüttelte den Kopf. Chap winselte, setzte sich und starrte in die Dunkelheit zwischen den Bäumen.
    »Leesil?« Magieres Stimme war leise, kaum mehr als ein Flüstern. Leesil drehte sich um.
    Magiere atmete schwer, wie plötzlich von Anstrengung und Verletzung eingeholt. Die Falten des Hasses verschwanden aus ihrem Gesicht, und sie sah sich verwirrt um.
    »Leesil?«, fragte sie erneut, als könnte sie ihn nicht sehen. Dann sank sie auf die Knie, und das Falchion bohrte sich in den Boden.
    Leesilzögerte;derKnotenderFurchtinseinerBrusthattesich nochnichtgelöst.EineGefahrhattedasLagerverlassen,dochesbliebeineandere,dererseitJahrennichts ahnendGesellschaftleistete.Erhattegesehen,wiesicheinJungeunmöglichschnellbewegte,miteinerKraft,dieereigentlichgarnichthabenkonnte.Erhattegesehen,wieseinePartnerinnacheinemHiebaufstand,dereinennormalenMenscheninsReichderTräumegeschickthätte.Erhattegesehen,wiesiesichverwandelte,inetwas,dasmehreinemTierähneltealseinemMenschen.
    Magiere sank nach vorn. Sie hatte ihr Schwert ganz losgelassen und versuchte, sich mit der Waffenhand abzustützen.
    Bisher hatte Leesil sie nur während ihrer Scheinkämpfe beim Spiel berührt. Der Gedanke, näher an sie heranzutreten, ließ seine Anspannung wachsen. Instinktiv hob er die Armbrust und richtete sie auf Magiere.
    DochdannließerdieArmbrustfallen,eiltezuihrundhieltMagierefest,bevorsieganzzuBodensinkenkonnte.SchwersanksieinseineArme,soschwer,dasserinseinerhalbenHockedasGleichgewichtverlorundaufdenHosenbodenfiel.KopfundSchulternderjungenFraudrücktenihnfastderLängenachzuBoden.
    »Ich habe dich«, sagte er und hielt sie fest. Mit einem Arm stemmte er sich hoch; den anderen hatte er Magiere um die Schultern geschlungen. »Es ist alles in Ordnung.«
    Er wusste, dass es eine Lüge war. Mit Magiere war eindeutig etwas nicht in Ordnung, und das galt auch für ihn. Nichts war mehr in Ordnung. Was sollte er jetzt tun? Würde Magiere bis zum nächsten Morgen diese Sach e – was auch immer es sein mocht e – überwunden haben?
    Die Hitze von Kampf und Furcht löste sich auf, und die Nacht wurde plötzlich sehr kalt. Leesil fühlte, wie Magiere schauderte, sich an ihn lehnte und erschlaffte.
    Er zog eine alte Wolldecke über Magiere, bemerkte dabei ein mattes Glühen auf ihrer Brust, dicht unter dem Hals, sah aber nur die Amulette, die Magiere halb ins Oberteil ihrer Lederkleidung gesteckt hatte.
    Rattenjunge erinnerte sich nicht an seine Rückkehr nach Miiska. Er entsann sich nur an zunehmende Schmerzen und Schwäche und an Fassungslosigkeit. Er war so sehr verletzt, dass er nicht mehr klar denken konnte. Die Kraft verließ ihn, rann aus den Wunden im Rücken und in den Armen. Er war in der Lage gewesen, seinen Willen zu konzentrieren und die Bolzenwunde zu schließen, doch gegen die anderen Verletzungen, die vom Schwert und den Hundezähnen geschaffenen, konnte er nichts ausrichten; sie blieben offen, und Blut tropfte aus

Weitere Kostenlose Bücher