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Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hendee
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Die oberen Bereiche, die vom Licht des Kristalls nicht erreicht wurden, lagen in völliger Dunkelheit. Es gab weitere Öffnungen in den Felswänden, Löcher und kleine Risse, hinter denen sich vielleicht Tunnel erstreckte n – Genaueres ließ sich nicht feststellen, denn die dunklen Zugänge befanden sich zu weit oben.
    Was zunächst wie eine einzelne Höhle am Ende des schmalen Durchgangs ausgesehen hatte, geschaffen von Felsstürzen, entpuppte sich als eine Serie von ineinander übergehenden Kavernen, die immer tiefer in den Berg führten. Es schien wärmer zu werden, aber vielleicht lag es auch nur daran, dass sie nicht mehr dem eiskalten Wind ausgesetzt waren. Immer wieder wurde der Weg mal schmaler, mal breiter, bis sie schließlich in einer besonders großen Höhle verharrten. Das Licht des Kristalls reichte dort gerade so bis zur Decke.
    »Ziemlich hoch«, flüsterte Leesil, und dann glaubte er, etwas zu hören.
    Etwas Weiches strich über rauen Stein.
    Jedes von ihnen verursachte Geräusch hallte laut von den Wänden wider, und Leesil wusste nicht, ob ihm die Erschöpfung das leise Knistern vorgegaukelt hatte. Rasch trat er zu Magiere und rief Chap.
    »Hier lagern wir. Dort drüben an der glatten Felswand.«
    Magiere sah in die Richtung, in die er deutete, und führte Wynn dorthin. Neben ihnen setzte Leesil ihre Habseligkeiten ab und sah zu Chap, der noch immer in der Mitte der Höhle stand.
    Der Hund knurrte leise, drehte langsam den Kopf und sah sich um.
    Etwas machte Chap misstrauisc h – Grund genug für Leesil, wachsam zu bleiben. Er trat einige Schritte auf den Hund zu und ließ den Blick über die hohen Felswände streichen.
    »Was ist?«, fragte er.
    Stille folgte, und schließlich schnaubte Chap dreimal schnell hintereinander, was so viel wie »Ich weiß nicht« bedeutete.
    Magiere hatte sich gesetzt und lehnte an ihrem Gepäck. Sie zog die Decke von Wynn, schüttelte den daran haftenden Schnee ab und legte sie dann auf die Beine der jungen Weisen. Leesil ging auf der anderen Seite von Wynn in die Hocke.
    »Ich mus s … deine Schulter und den Oberarm untersuchen«, sagte er leise und streifte die Handschuhe ab.
    Wynn nickte nicht einmal. Vielleicht hatte sie ihn nicht gehört.
    Magiere schob sich näher heran und wartete besorgt, als Leesil Mantel und Umhang der jungen Weisen aufknöpfte. Er rieb die Hände und hauchte seinen warmen Atem auf sie, damit sie nicht mehr so kalt waren. Als er Wynns Unterhemd öffnete und eine Hand hineinschob, schlang Magiere einen Arm um Wynns Oberkörper und zog die junge Weise an sich.
    »Drück fest zu«, flüsterte sie und nahm Wynns unverletzte Hand. »So fest wie nötig.«
    Mit der freien Hand hielt Leesil Wynns linken Arm und schloss die andere um ihre schmale Schulter. Die junge Weise sackte in sich zusammen und wimmerte leise.
    Soweit Leesil das feststellen konnte, war mit ihrer Schulter alles in Ordnung. Bei der ersten Berührung des Oberarms war sie nicht zusammengezuckt; deshalb hielt er einen Knochenbruch für unwahrscheinlich. Er rückte Wynns Kleidung zurecht und nahm den Kristall, den Magiere auf die kleine Truhe mit den Totenköpfen gelegt hatte. In seinem Licht löste er den Verband vom Handgelenk der Weisen.
    Mit kaltem Wasser wusch er das Blut ab, und zum Vorschein kam die Bisswunde, die nicht so schlimm aussah wie befürchtet. Leesil legte den Verband wieder an, setzte den Kristall zurück auf die Truhe, schüttelte den Schnee von seinem und Magieres Mantel.
    Dann setzte er sich, lehnte den Rücken ans Gepäck und beobachtete, wie Wynn die Augen schloss. Sie lag zwischen Magiere und ihm, und er deckte sie alle drei mit den Mänteln und einer Wolldecke zu.
    Magiere beobachtete ihn dabei mit gerunzelter Stirn, und Leesil glaubte, fast so etwas wie Enttäuschung in ihrem Gesicht zu erkennen. Dann fielen auch ihr die Augen zu.
    »Schlaf«, murmelte sie, und für ein oder zwei Sekunden fühlte er sich schuldig.
    Sie steckten in einer schwierigen Situation, und Wynn war erneut verletzt worden.
    Leesil wusste nicht mehr, wie oft er auf Chap zornig gewesen war, weil er sie erneut in eine Sackgasse geführt hatte. Aber letztendlich lag die Verantwortung bei ihm, Leesil, denn er war es gewesen, der so sehr darauf gedrängt hatte, die Berge im Winter zu überqueren.
    Irgendwo, noch immer weit entfernt, wartete seine Mutter. Leesil ließ den Kopf nach hinten sinken, und dabei fiel sein Blick auf die kleine, schneebedeckte Truhe.
    Der Abend kam, als Chane im

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