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Dhana - Im Reich der Götter

Dhana - Im Reich der Götter

Titel: Dhana - Im Reich der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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sie und riss sie mit sich fort. Dhana warf ihre Habseligkeiten ab und
schoss, Wasser spuckend und würgend, an die Oberfläche. Sie kämpfte, um das
Ufer zu erreichen. Endlich wurde sie in einen ruhigen Teich gespült, heraus aus
der Strömung. Keuchend und fluchend, zog sie sich und Blättchen ins Seichte
und sah nach oben.
    Der Himmel war ein ferner,
indigofarbener Streifen. Steile Felswände mit nur wenigen Flecken Erde ragten
zu beiden Seiten der Schlucht steil empor. Nirgendwo in diesen abweisenden Felsen
zeigte eine Spur gebrochener Äste an, wo sie heruntergekommen war.
    »Kein Problem«, sagte sie zu
Blättchen und stapfte ans felsige Ufer. »Ich werde einfach Falkengestalt
annehmen und Numair finden... wenn ich erst einmal wieder zu Atem gekommen bin.
Ist mit dir denn alles in Ordnung?«
    Der Blatthut des Finsterlings
war klatschnass. Blättchen zitterte so leidenschaftlich wie sonst Zitterbart.
»Nein«, stammelte er tonlos.
    »Ich fühle mich auch nicht
gerade toll. Aber wenigstens leben wir.« Dhana watete ans trockene Land.
    Hätte sie alle ihre Sinne
beisammengehabt, hätte sie das eigenartige, regelmäßige Muster unter
verstreuter Erde und Steinen gesehen. Stattdessen schnappte die Falle in dem
Moment zu, in dem sie hineintrat.
    Schwere, klebrige Seile
schnürten sie ein. Ein Strang fiel über ihre Augen. Als sie den Mund öffnete,
um zu schreien, legten sich zwei weitere Stricke über ihre Lippen und ihre
Nase. Dem Ersticken nahe, versuchte sie daran zu reißen, musste aber feststellen,
dass ihre Hände und Beine ebenfalls gefesselt waren. Sie warf den Kopf hin und
her, rang nach Luft. Was immer ihre Nase verstopft hatte, es wurde abgeschält.
Sie sog die Luft ein und befahl ihren Lungen mit dem vorlieb zu nehmen, was
allein durch ihre Nase kam. Sie spürte den Knebel im Mund und geriet
unwillkürlich in Panik, dass dieses wenige nicht genug sein könnte. Schwitzend
zwang sie sich ruhig zu werden und langsam zu atmen.
    Auf ihrer Stirn entstand eine
neue Bewegung. Langsam, Millimeter um Millimeter rutschte ihre Augenbinde nach
oben. Schließlich hing sie über ihren Brauen. Ihr linkes Auge füllte sich mit
einem kleinen, tintigen Kopf. Die Bande, die sie so fest umschlungen hielten,
hatten offensichtlich keine Wirkung auf einen Finsterling.
    »Danke«, versuchte sie zu
Blättchen zu sagen. Was immer ihren Mund versiegelte, es ließ keinen Laut
durch. »Schlimmschlimm«, sagte Blättchen.
    Ja, allerdings, dachte sie.
Schlimmschlimm. Ich muss in eine Schlinge getreten sein, die für etwas Großes
und Essbares ausgelegt wurde, das hierher kommt.
    Sie drehte den Kopf, um ihre
Fesseln zu untersuchen, und es begann sie zu schütteln. Keine Stricke, sondern
staubgraue Spinnweben hatten sie eingeschnürt! Sie wusste, was das bedeutete,
sie hatte genug solcher Spinnweben gesehen, sowohl bei Sonnenlicht als auch im
Dunkeln, wenn sie glühten. Sie waren das Werk von Spinnerlingen.
    Sie zitterte. Von all den Unsterblichen,
gegen die sie in den letzten drei Jahren gekämpft hatte, waren Spinnerlinge das
Schlimmste. Sie hatten pelzige Spinnenkörper. Die Weibchen waren gefleckt, die
Männchen schwarz. Sie waren mindestens einen Meter fünfzig groß und hatten
Menschenköpfe mit scharfen Raubtierzähnen. Sie übersprangen erstaunliche Entfernungen
und zogen Menschenblut jeder anderen Nahrung vor.
    Dhana konnte nicht mehr
zählen, wie oft sie Menschen gefunden hatte, die sich in diesen Spinnennetzen
verfangen hatten. Umgehend lauschte sie, lauschte angestrengt auf die
Netzweber. Man konnte nicht sagen, ob es schlimmer war, wenn sie die Falle
ausgelegt und dann die Gegend verlassen hatten oder wenn sie sich ganz in der
Nähe aufhielten. Endlich spürte Dhana am äußersten Saum ihrer magischen
Reichweite etwas Unsterbliches. Falls es ein Spinnerling war, hatte sie
vielleicht noch Zeit zu entkommen.
    Sie holte tief Luft und
verwandelte sich in eine große Dschungel- Schlange. Ihre Kleider fielen rund um
ihre geschuppte Gestalt ab. Sie versuchte davonzukriechen und geriet, mit dem
Gesicht voran, geradewegs in eine sich zusammenziehende Spinnwebe.
    Als sie sich abmühte ihren
Schädel zu befreien, umschloss das Gespinst sie so fest, dass ihr Körper
zusammengedrückt wurde. Sie nahm Schwanengestalt an. Das Spinnennetz passte
sich ihrem neuen Körper perfekt an, presste ihn zusammen. Dieses Erspüren von
Unsterblichen am Saum ihres Wahrnehmungsvermögens war jetzt stärker und
vertrauter. Da kamen mit Sicherheit

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