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Dhana - Im Reich der Götter

Dhana - Im Reich der Götter

Titel: Dhana - Im Reich der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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wach war. Verstärkung von den Kupferinseln nähert sich Legannhafen, dachte
sie.
    Numair hatte sie in eine Höhle
gebracht. In der Nähe rauschte der Fluss. Außerhalb ihres Zufluchtsortes stieg
die Hitze von den flachen, unbeschatteten Steinen zu beiden Seiten des Flusses
wie ein Vorhang auf. Es wäre verrückt, jetzt einen stundenlangen Marsch zu
beginnen, außer sie wollten durch Erschöpfung noch weitere Zeit verlieren. Auch
schmerzte Dhanas ganzer Körper vom Kopf bis zu den Zehen.
    Der Magier lehnte an der Wand,
er war eingenickt. Blättchen und Zitterbart saßen auf Steinen beim Feuer und
passten auf einen kleinen Topf mit Suppe auf. Als Dhana sich aufsetzte, streckte
Zitterbart einen Fangarm aus, um den langstieligen Löffel zu ergreifen, und
rührte um. Der Finsterling schuf sich einen Kopf und quiekte: »Essen fertig!«
    Numair wachte auf. »Sehr gut«,
lobte er die beiden. Nach einem Seitenblick auf Dhana errötete er und sah weg.
    »Wie, im Namen von Shakith,
hast du mich gefunden?«, fragte Dhana.
    Numair rutschte unruhig herum.
»Es war nur ganz simple Magie, Dhana...«
    »Quatsch«, entgegnete sie.
»Glaubst du, ich habe die ganze Zeit mit Magiern zusammengelebt, ohne genau zu
wissen, was nötig ist, um jemanden zu finden und zu ihm zu kommen?« »Ich hatte
einen Fokus«, murmelte er.
    »Einen Fokus? Etwas von mir,
um uns miteinander zu verbinden?«
    »Ja ... und ich bin froh
darüber.«
    »Ja, schon . . . aber . . .
darf ich ihn sehen?« Es würde ihr ganz und gar nicht gefallen, müsste sie
herausfinden, dass jemand außer Numair einen Fokus besaß, etwas, das lange Zeit
ihr gehört hatte. Alle möglichen Arten von Magie konnten mit so einem Fokus
veranstaltet werden, einschließlich der Kontrolle über ihren Körper und ihren
Geist.
    Einen Augenblick sah er sie
ernst an, sie dachte schon, er würde sich weigern. Aber dann wurde ein
Armkettchen an seinem linken Handgelenk sichtbar, eine goldene Kette mit einem
ovalen Medaillon. Sie sah es zum ersten Mal. Das Medaillon fiel in ihre
Handfläche und klappte auf. In der einen Hälfte befand sich ein Miniaturgemälde
ihres Gesichtes, vollkommen in jeder Einzelheit, von den blaugrauen Augen bis
zum eigenwilligen Kinn. In der anderen Hälfte steckte hinter einer goldenen
Klammer eine braune Haarlocke. Das Ganze ähnelte mehr dem Amulett eines
Liebenden als einem magischen Zaubermittel, um eine verirrte Schülerin zu
finden. Sie gab es ihm zurück.
    »Ich dachte, du würdest mich
auslachen, wenn ich dich bitte mir für ein Porträt zu sitzen.« Er verband das
Medaillon mit der Kette - beide verschwanden. »Volney Rain hat das Bild
gemalt.« Das war ein Hofmaler, den sie kannten. »Das Haar habe ich genommen,
als du vor sechs Monaten mit Einhorn-Fieber im Delirium lagst.«
    Er ging zum Feuer und nahm
sich der Suppe an, dann füllte er drei Schalen. Eine gab er Dhana, eine behielt
er selbst. Die dritte stellte er auf den Boden. Die Finsterlinge flössen über
ihre Schale und bildeten einen schattenhaften Deckel. Dhana blies auf einen
Löffel voll Suppe, um sie zu kühlen. »Was ist mit dir passiert? Was war mit
diesen Stein-Dingern?« »Sie trugen mich weg. Ich benutzte meine Gabe, um mich
abzuschirmen, aber sie brauchten einige Zeit, um zu begreifen, dass ich die
Ursache ihrer Schmerzen war. Nachdem sie das kapiert hatten, flohen sie. Als
ich zur Chaos-Öffnung zurückkehrte und erkannte, dass du über die Klippe
abgestürzt warst . . .« Er schluckte heftig.
    »Du kannst dich bei einer
Anzahl von Bäumen und einer tiefen Stelle im Fluss dafür bedanken, dass ich
noch leidlich am Leben bin.« Sie setzte sich neben ihn und rückte ihm so nahe,
dass er gezwungen war seinen Arm zu heben. Obwohl sie unter dem Schmerz ihrer
Schnittwunden und Kratzer zusammenzuckte, kuschelte sie sich in Numairs
Armbeuge und lehnte ihren Kopf an seine Brust. »Du zitterst«, murmelte sie.
    »Ich bin nur müde.« Er log und
sie wusste es. »Ich habe all meine Gabe verbraucht, um dich zu finden.«
    »Das hättest du nicht tun
sollen«, sagte sie zu ihm. »Du brauchst sie, um dich zu verteidigen. Und wir
haben immer noch das Sandmeer vor uns.«
    Numair drückte sie fester an
sich. Sie senkte den Kopf, damit er nicht merkte, dass sie das Gesicht vor
Schmerz verzog. »Wenn ich meine Macht behalten und dich verloren hätte, müss-
te ich mich schämen. Magie kehrt schließlich wieder zurück, selbst nach
völliger Verausgabung. Ich konnte nicht wissen, ob du das auch tun

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