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Dhana - Im Reich der Götter

Dhana - Im Reich der Götter

Titel: Dhana - Im Reich der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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soeben
aufgegangenen Mondes aus. Er führte zwischen riesigen Steinhaufen hindurch. In
der Ferne hüpfte ein Vogel von einer spitzen Steinsäule und flog auf, als wolle
er den Mond erreichen. Als er seine Flügel und seinen Schwanz anlegte, packte
Dhana Numair am Arm und deutete darauf.
    Der Vogel bot sich dem Mond
dar, indem er sich auf seinem Schwanz drehte. Strahlen aus silbernem, blauem
und goldenem Licht gingen von seinen Federn aus, eine Farbexplosion über der
Wüste. Innerhalb von Sekunden schwangen sich noch mehr dunkle Gestalten in die
Luft. Jede öffnete sich dem Licht in einem lodernden Tanz von Farben. Anders
als die Sonnenvögel kehrten diese Vögel nicht auf die Erde zurück. Sie drehten
sich in Spiralen umeinander, flogen zusammen weiter. Immer mehr ihrer Art
tauchten hinter ihnen auf.
    »Wunderschön«, flüsterte Blättchen
neben Dhanas Ohr. Dhana hatte den Atem angehalten. Beim Ausatmen seufzte sie.
»Wunderschön«, pflichtete sie Blättchen bei und warf Numair einen verstohlenen
Blick zu.
    Während er Zitterbart mit
einem Finger kraulte, sah er dem Schauspiel mit vor Ehrfurcht glänzenden Augen
zu. »Ich wollte, ich könnte bleiben oder zurückkommen«, flüsterte er. »So viele
Wunder.«
    Der Weg wurde steil. Blassblau
oder gelb glühende Eidechsen flitzten über den Weg oder schlüpften in
Felsspalten. Ihre Zungen schnellten hervor, um die Luft zu kosten, als die
beiden Sterblichen vorbeigingen. Der Pfad lief zwischen Steinformationen
hindurch, die wie dicht zusammengeschobene, geborstene und zerbrochene Säulen
aussahen. Wind und feinkörniger Sand hatten den weichen Stein zu abgestuften,
phantastischen Formen geschliffen. Diese Säulen machten Dhana nervös. Sie hatte
das unangenehme Gefühl einige der Löcher in den Gebilden seien Augen, die sie
verfolgten.
    »Ich spüre es auch«, sagte der
Magier leise und zog Dhana weiter. »Ich weiß nicht, ob dieser Ort gefährlich
ist, aber ich bin trotzdem froh, wenn wir hier heraus sind.« Eine ganze Weile
folgte der Weg einer schmalen Schlucht zwischen hohen Felsklippen. Numairs
Kristall loderte auf, schuf Schatten innerhalb der Schatten und verwandelte
lange Spalten in schreiende Münder. Das Gefühl von auf ihr ruhenden Augen war
für Dhana beinahe unerträglich.
    »Kannst du ... den Stab nicht
auslöschen?«, fragte sie. »Ich ... ich denke, er macht alles nur noch
schlimmer.« Er nickte. Der Kristall wurde dunkel. Dhana ging voran, stattete
sich mit Fledermausohren und Katzenaugen aus. Numair konnte auch im Dunkeln
recht gut sehen.
    Eine kühle Brise traf ihre
Gesichter, Luft, die wie durch einen Trichter in die enge Schlucht geleitet
wurde. Dhana sah nach oben und konnte die Ränder der Felsformationen erkennen.
Es dämmerte schon. Direkt vor ihnen ragte eine steinerne Säule empor. Obenauf
lag ein massiver Block, der die Form eines Fragezeichens hatte.
    »Nun, das passt ja genau«,
bemerkte Numair.
    Dhana grinste. Ihre Stimmung
besserte sich. Hinter dem Frage-
    Fels lag offenes Land und - so
hoffte sie - das Ende dieser unheimlichen Schlucht.
    Zu ihrer Rechten fiel das Land
hinter einer Felsplatte steil ab, zur Linken ragten Felswände empor. Sie
befanden sich an einer Bergflanke. Salbei und Wacholder wuchsen dort. Den Weg
vor ihnen hatte eine Chaos-Öffnung auf einer Fläche überflutet, die zu breit
war, um darüber zu springen. Zwischen der wogenden Flüssigkeit in gelben,
grünen und grauen Farben und dem Rand der Klippe blieb nur etwa ein Meter
Platz. Um die Chaos-Öffnung zu umgehen und wieder auf den Weg zurückzukommen,
würden sie auf diesem schmalen Streifen kahler Erde um einen Haufen seltsamer,
grauer Steine herumgehen müssen. »Das ist jetzt aber eigenartig.« Numair
runzelte die Stirn. »Der indigene Stein ist Lava-Gestein der braunen Art. Diese
Steine sind anders. Es könnte Granit sein . . .« Er ging darauf zu, die Brauen
zusammengezogen, und blieb ein paar Meter vor dem Haufen stehen.
    Dhana bespannte ihren Bogen
und legte einen Pfeil an die Sehne, dann folgte sie ihm nach. »Indi.. .was?«
»Indigen«, antwortete er leise. »Einheimisch.« »Warum kannst du dann nicht
einfach einheimisch sagen?« Er kicherte, während funkelndes Feuer von seinen
Händen floss und sich um die grauen Felsen legte. »Entschuldige. Ich wollte es
früher immer besser machen als meine Freunde von der Universität. Ich wollte
die Leute nicht ärgern, indem ich in dieser abstrusen Weise redete. Da hat sich
dann aber mein Vater beklagt. Er fragte,

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