Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)
Aufforderung nach und setzte ihn behutsam auf dem Boden ab.
„Geht es dir gut?“ Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. „Um ein Haar wärst du gestorben!“
Die Engel, die zuvor die Gärten durchstreift hatten, waren verschwunden, doch sie hatten keine Zeit, sich nach dem Warum zu fragen. Jacob spürte bereits die prickelnde Energie des Seelensteins, der von Gynvirs Mitte hing.
„Ich fühle mich wie neugeboren“, erklärte er, „sogar besser als neugeboren, um die Wahrheit zu sagen. Doch du …“
Brut tropfte in einem stetigen Rinnsal vom Arm der Barbarin.
„Ich werd’s überleben“, brummte sie. „Keine Sorge.“
Doch er merkte, wie sie das Gesicht vor Schmerzen verzerrte. „Du hast den Sicarai getötet“, meinte sie dann. „Wie hast du das nur angestellt?“
„Was habe ich?“ Er schüttelte den Kopf. Was sie da sagte, ergab keinen Sinn. Doch dann kehrte ein Teil seiner Erinnerung zurück, verschwommen wie ein Traum: Er kämpfte sich auf die Beine, und eine ungeheure Kraft floss durch seine Glieder, während er Cullens Nephalem-Schlüssel aufhob …
Jacob blickte zu dem Totenbeschwörer, der sich inzwischen aus Shanars Griff gelöst hatte und leicht taumelnd in ihrer Mitte stand, vornübergebeugt, einen Arm dicht an den Leib gepresst, als wäre er verwundet.
„Was ist mit ihm?“
„Der dunkle Magier hat dein Leben gerettet“, brummte Gynvir. „Und er hat dafür einen hohen Preis gezahlt.“ Der Blick der Barbarin spiegelte zähneknirschend Respekt.
Jacob ging zu ihm und zog sanft an seinem Arm, bis er den geschwärzten Stumpf sehen konnte, wo sich einmal seine Hand befunden hatte. Zayls schwarzes Haar hing ihm schweißverklebt in die Stirn, und seine unheimlichen Augen glühten von innen heraus wie ein Feuer in den Tiefen einer schwarzen Grube. Sein Gesicht war blasser als je zuvor.
„Was hast du getan?“, fragte der Abenteurer.
„Er hat deine Haut gerettet, das hat er getan!“, ereiferte sich Humbart aus seiner Tasche. „Und dafür hat er seine Hand gegeben! Doch jetzt ist keine Zeit für Plaudereien! Kommt schon, bewegt euch!“
Auf der anderen Seite des Gartens huschten sie wieder zwischen die Bäume, und dann weiter auf die breite Allee, die zu den Becken der Weisheit leitete. Als sie sich ihrem Ziel näherten, hörte Jacob hinter ihnen ein donnerndes Geräusch, das rasch anschwoll. Es stammte von einem breiten Fußweg, der zum säulengesäumten Eingang zum Herzen der Silberstadt führte. Als er über die Schulter blickte, sah er Mikulov, der aus dem Tor gestürmt kam, so schnell, dass seine Bewegungen verschwammen, und hinter ihm … hinter ihm verdunkelte der Himmel sich unter den Schwingen einer gewaltigen Streitmacht von Luminarei, die mit gezückten Schwertern hinter dem Mönch herflogen.
„Heilige …“, keuchte Shanar. Die Engel schleuderten Blitze purer Energie auf Mikulov hinab, doch er duckte sich, wich ihnen aus, sprang vor und zurück, hin und her, während die Wurfgeschosse rings um ihn explodierten und tiefe Krater in den Steinboden sprengten.
Als er sie schließlich entdeckte, wedelte der Mönch wild mit den Armen. „Rennt!“, schrie er, bevor weitere Blitze auf ihn regneten und ihn um Haaresbreite verfehlten, „zum Portal!“
Die anderen wirbelten herum und rannten, so schnell ihre Beine sie trugen, auf die Becken der Weisheit zu. Als sie die Domäne betraten, wallte ihnen eine Woge eisig kalter Luft entgegen, und die Leere verschluckte jedes Geräusch. Das Portal war noch immer geöffnet, harrte ihrer im Schatten hinter dem Brunnen.
Doch da war noch jemand. Jemand, der sie erwartete.
„So weit ist es also gekommen.“
Die Stimme war sanft und zugleich erfüllt von unbändiger Kraft, und ein Hauch von Trauer schwang in ihr mit, während sie durch die tote Luft hallte.
„Ich hatte nicht glauben wollen, dass er uns verraten würde, ungeachtet seiner Absichten. Doch tief in meinem Inneren ahnte ich von Anfang an, was geschehen würde.“
Goldenes Licht spülte über die Becken der Weisheit, als eine Gestalt hinter einer Säule hervorschwebte. Dicht über dem Boden kam sie auf die Gefährten zu, ihre Schwingen waren zwei prachtvoll ausgebreitete Bögen um ihren schlanken, wohlgeformten Leib. Die summende Präsenz, die von ihr ausging, presste Jacob die Luft aus den Lungen und ließ ihn auf die Knie sacken.
„Ich bin Auriel, Erzengel der Hoffnung“, erklärte sie. „Und ihr, Horadrim, habt unerlaubt heiligen Boden
Weitere Kostenlose Bücher