Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)
schwarzen Stumpf sahen, wo die Überreste seiner Hand mit seinem Arm verschmolzen.
Zayl hob die Hand über Jacobs Wunde und murmelte den Zauber der Blutsbindung; dabei berührte er das Fleisch des Verletzten mit der Spitze seines Dolches. Dann stach er mit der Klinge in seinen Unterarm, knapp oberhalb der geschwärzten Haut, und zog den Dolch mit einem Ruck nach unten.
Die Waffe schien zum Leben zu erwachen, als Zayls eigenes Blut gegen seine Brust spritzte; er musste die Zähne zusammenbeißen. Der Schmerz war alles verschlingend und unerträglich, ein Feuer, das seinen gesamten Leib erfüllte. Doch er hielt ihm stand und schnitt mit dem rasiermesserscharfen Dolch einen blutigen Kreis in sein Handgelenk.
Einen Moment später begann der Blutstrom sich umzukehren: Die roten Tropfen flossen an der Klinge des Dolches hinauf und hüllten ihn in eine feuchte Schicht. Gleichzeitig strömte eine gewaltige Hitze aus Zayls Knochen, und dann stoben Flammen von seinem Handgelenk, als die Skeletthand sich von seinem Leib löste. Einen Moment lang baumelte sie noch an den Sehnen, während das Feuer von dem schwarzen Stumpf auf Jacobs Brust übersprang und über die offene Wunde leckte. Jetzt fiel die Knochenhand auf den Leib des Abenteurers, und ihre Finger krallten sich in die scharfen Wundränder, pressten sie zusammen.
Der Totenbeschwörer klemmte sich den rauchenden Stumpf unter die Armbeuge und steckte den Dolch zurück in seine Hülle. Der Schmerz war so tief und mächtig, dass er ihm fast das Bewusstsein raubte, doch er hielt die Augen fest auf Jacobs Wunde gerichtet, beobachtete, wie seine Hand das Fleisch unter dem magischen Feuer zusammenschweißte. Kurz nahmen die flackernden Flammen die Gestalt eines Dämonen an, mit schuppigem Leib und dem Schwanz eines Drachen; dann verschwand das Phantom in Jacobs Brust.
Zayls Skeletthand erschlaffte und fiel zu Boden, während das magische Feuer Jacob nun von innen heraus erfüllte und die Haut über der Wunde sich schwarz und fleckig färbte. Die Lider des Abenteurers flatterten, und er stieß einen tiefen Schrei aus. Dann zuckten seine Arme hoch und packten den Totenbeschwörer an den Schultern.
„Es tut so weh …“, brachte er hervor, bevor ein Hustenanfall ihn schüttelte.
Zayl hielt ihn mit seinem linken Arm, den rechten weiter gegen seinen Leib gepresst, bis die letzten Flammen erloschen waren. Dann kippte der Nekromant nach hinten und blieb keuchend liegen. Seine Brust hob und senkte sich wie ein Blasebalg, die Welt wirbelte um ihn. Verzweifelt versuchte er, wieder das Gleichgewicht zu finden, doch dann verwandelte alles sich in ein trübes, gestaltloses Grau.
Jacob spürte, wie er in die Höhe gezogen wurde. „Er reagiert nicht“, hörte er Gynvir sagen, und als es ihm unter größter Kraftanstrengung gelang, die Augen zu öffnen, sah er, wie Shanar Zayl half, den Schädel und die Kerzen aufzuheben – und außerdem etwas, was aussah wie eine Knochenhand. Dann half sie dem Totenbeschwörer auf die Beine und schlang ihm den Arm um die Taille, um ihn zu stützen. Und Zayl hatte Hilfe bitter nötig: Er klammerte sich an sie, sein Kopf hing kraftlos herab auf seine Brust.
Jacob war es, als sehe er alles durch einen dichten Nebel, der sich nur langsam lichtete; außerdem hatte er das Gefühl, dass etwas in ihm war, ein Tier, das sich unter seine Haut gegraben hatte und das nun zusammengerollt zwischen seinen Eingeweiden lag.
„Wir können nicht warten, bis er wieder zu Kräften kommt“, erklärte Shanar. „Wir müssen los!“
Sie rannten los, wobei Shanar den Totenbeschwörer halb hinter sich herzerrte; Gynvir warf Jacob kurzerhand über ihre Schulter. Erstaunlicherweise spürte er keine Schmerzen mehr, nicht einmal in dieser unangenehmen Position und bei dem ständigen Auf und Ab ihrer Schritte; die Wunde war vollständig verheilt, und bereits jetzt kehrten die Kräfte zurück in seinen Leib. Er konnte sich nicht erinnern, was geschehen war. Die Klinge des Zerstörers war in sein Fleisch gefahren, er war nach vorn gekippt, seine Lebensgeister waren geschwunden, und danach – nichts mehr.
Doch jetzt war er wieder lebendig. Ein Wunder. „Lass mich runter!“, rief er, doch ob die Barbarin ihn nicht hörte oder nicht hören wollte – sie reagierte nicht auf seine Worte, sondern stürmte neben Shanar durch den Bogen mit den beiden gewaltigen Flügeln, hinaus in die Gärten der Hoffnung.
„Lass mich runter! “, wiederholte Jacob. Diesmal kam Gynvir der
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