Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)
betreten.“
einundvierzig
Der Ratssaal
Der Korridor vor den Höfen der Gerichtsbarkeit lag verlassen.
Tyraels Gedanken huschten zurück zu einer Nacht, gar nicht so lange her, als er über diesen Gang zum Versammlungssaal des Angiris-Rats geschritten war, weil er keinen Schlaf finden konnte. Er hatte sich den Seelenstein angesehen, der auf seinem Podium kauerte wie ein pechschwarzer Raubvogel … und er hatte die Verderbnis gespürt, die sich langsam an diesem Ort ausbreitete, den er so liebte. Eine Verderbnis, welche die Wesen manipulierte, die er Brüder und Schwestern nannte.
Er hatte viel geopfert, um sie zu retten, hatte sogar bereitwillig ihren Zorn auf sich gezogen, sein eigenes Leben und das anderer riskiert. Doch selbst jetzt fragte er sich, ob es die richtige Entscheidung gewesen war.
Vielleicht hatte er damals schon gewusst, dass sein Weg ihn hierher zurückführen würde?
In jener Nacht erwartete Balzael mich bereits.
Kurz überlegte er, was wohl geschehen wäre, hätte Auriel ihre Konfrontation nicht unterbrochen; dann ging er weiter, in der einen Hand El’druin, in der anderen Chalad’ar. Schmerzen marterten seinen Leib, und die kaum verheilte Wunde an seiner Brust brannte wie Feuer. Doch der Gedanke an Rache trieb ihn an. Es gab eine Nachricht, die er überbringen musste, und er wusste, wohin Balzael fliehen würde: an den Ort, wo während der vergangenen Millennien alle wichtigen Entscheidungen in den Himmeln getroffen worden waren, den Ort, wo alle Verderbnis begonnen hatte – in den Ratssaal.
Als Tyrael den Raum betrat, erwartete Balzael ihn bereits. Der Leutnant der Luminarei stand in der Mitte des mächtigen Saals vor dem nun leeren Altar mit dem Podest. Seine Schwingen waren zu ihrer vollen Spannweite ausgestreckt, und ihr Schein erhellte die steinernen Flügel über den Sitzen der Erzengel, den glänzenden Kristallboden und die goldenen Symbole, die ihn zierten. Über ihm fielen schillernde Garben aus Licht durch die hohen Fenster und die gewölbte Kristalldecke. Bereits jetzt begann die Wirkung des Seelensteins nachzulassen, und der Ratssaal wirkte fast wieder so, wie Tyrael ihn in Erinnerung hatte.
Abgesehen von dem Verräter, der in seiner Mitte stand.
Tyraels Herz brannte im Feuer des Hasses, und sein Zorn verdrängte jeden anderen Gedanken. Chalad’ar drängte ihn anzugreifen, wisperte ihm zu, dass sein Schicksal sich an diesem Ort erfüllen würde, im Zweikampf mit jenem Engel, der ihm einst gedient, den er einen Freund genannt hatte. Doch jetzt offenbarte die Erinnerung ihm nur, wie weit die Kluft zwischen seinem alten Leben und seiner neuen Existenz geworden war. Bevor er es zu Ende brachte, gab es noch eine Frage, die beantwortet werden musste.
„Wie viel wissen Imperius und die anderen über deine Pläne?“
Balzael ging um den Altar. „Das ist unwichtig“, erwiderte er. „Es zählt nur, dass alles, wofür du gekämpft hast, alles, wofür deine Freunde ihr Blut vergossen haben, umsonst war. Du hast uns einmal mehr direkt in die Hände gespielt, indem du mich hierher verfolgtest und sie allein und schutzlos zurücklässt.“
„Wenn ich dich jetzt töte“, entgegnete Tyrael, „müssen sie in Sanktuario keine Gefahr mehr fürchten.“
„Mich töten? Wohl kaum. Ich warte schon lange auf diese Gelegenheit. Du kannst einen Engel nicht besiegen. Nicht mehr.“
„Ich werde dafür sorgen, dass sie sicher vor dir sind, Balzael! Doch selbst, falls ich versage, werden sie dir nicht unterliegen. Denk nur daran, wie Jacob deinen besten Krieger tötete – und das, obwohl er selbst schwer verwundet war! Sie sind nun Nephalem , im Einklang mit ihrem Erbe und der Macht, die tief in ihnen wohnt. Sie zehren von dieser Stärke wie von einem Brunnen. Dein Spiel ist vorbei.“
Erneut lachte Balzael, und der Laut erfüllte den weiten Saal. „Wie blind du bist“, höhnte er. „Der Stein frisst sie langsam auf, während sie ihn tragen. Hast du es nicht gespürt? Glaubst du ernsthaft, sie könnten seinem Einfluss widerstehen ohne deine Führung? Die Dunkelheit ist ebenso tief und mächtig verwurzelt in der Seele der Menschen wie das Licht. Außerdem haben wir eine Streitmacht in Sanktuario, die nur darauf wartet, zuzuschlagen. Sie haben sich gut vorbereitet, haben des Nachts Menschen aus ihren Betten geholt, um ihre Fähigkeiten zu erproben und Furcht und Zweifel zu säen. Sie halfen uns, jedem deiner Schritte zu folgen. Und sie sind zahlreich, sehr zahlreich. Was du gesehen
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