Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)
hoch und lächelte gequält. „Ich fürchte, ich kann deine Hand im Moment nicht schütteln. Doch dennoch, danke.“
„Ach ja“, murmelte die Barbarin. „Tut mir leid.“
Das Geräusch näher kommender Schritte ließ alle herumwirbeln, und dann stürmte Lorath Nahr in den Raum, gefolgt von Rittern und Horadrim aus Gea Kul. Die Gruppe, die sie in den Katakomben zurückgelassen hatten, war wohlauf, und Lorath freute sich überschwänglich, dass auch sie noch lebten. Doch sein Antlitz wurde schnell ernst, als Jacob ihm berichtete, was alles geschehen war, und auch die Jubelstimmung der anderen wandelte sich in stille Trauer um die Gefallenen.
Doch dies alles änderte sich, als unvermittelt Tyrael durch das Portal trat.
Der frühere Erzengel musterte seine verbliebenen Horadrim, als sie sich überglücklich um ihn drängten. Vor ein paar Wochen noch waren sie Fremde gewesen; jetzt sah er eine Einheit von Kriegern vor sich, die einander ohne Zögern ihr Leben anvertrauten. Sie hatten schier unüberwindlichen Hindernissen getrotzt, und nur durch ihren Mut und ihre Entschlossenheit war der Schwarze Seelenstein jetzt sicher in der unterirdischen Stadt der Nephalem.
Doch ihr Sieg hatte ein schreckliches Opfer gefordert.
Während die Freudenrufe und das Lachen verhallten, legte Tyrael Cullen seine Hand auf die Schulter.
„Wir haben einen guten Mann verloren“, sagte er. „Wir werden Thomas niemals vergessen.“
„Nein, nie“, pflichtete Cullen ihm bei, und eine Träne rann über sein Gesicht. „Er war für mich wie ein Bruder.“
„Dein Eingreifen rettete uns im Ring der Richtbarkeit das Leben“, sagte Tyrael. „Ohne dich hätte der Sicarai uns alle niedergestreckt, und der Stein wäre in den Himmeln geblieben.“ Er ließ seinen Blick über die restlichen Horadrim schweifen. „Nur dank euch wird Sanktuario weiterbestehen! Es ist noch nicht lange her, da bat ich euch, eine schwere Bürde zu tragen. Keiner von euch hätte diese gewaltige Verantwortung übernehmen müssen. Doch es war meine Hoffnung, dass ihr euer Potenzial ausschöpfen und euer Schicksal erfüllen würdet, so gering die Hoffnung auch war. Nun kann ich sagen, dass ihr meine Erwartungen mehr als nur erfüllt habt. Unser Kampf war erfolgreich, der Stein ist wieder zurück in Sanktuario, und wir werden über ihn wachen. Ihr alle – ihr alle seid Helden!“
Kurz brandete Jubel auf, dann hob Tyrael die Hand.
„Noch ist unser Werk nicht vollendet“, ermahnte er sie. „Balzael ist geschlagen, und die Erzengel haben geschworen, Sanktuario in Frieden zu lassen. Doch diese Welt schwebt noch immer in Gefahr. Die Phantome terrorisieren das Volk, und es gibt vielerlei abtrünnige Dämonen, die noch ausgelöscht werden müssen. Ihr, die ihr in den Himmeln an meiner Seite gekämpft habt, erholt euch jetzt! Doch kehrt erst in die Nähe des Eingangs zurück, wenn die Wirkung des Steins nicht mehr so stark ist. Und ihr anderen: Bleibt mit mir hier. Wir müssen den Stein noch in die Gruft von Rakkis schaffen und sie versiegeln, auf dass sie nie wieder geöffnet werden kann. Ihr seid von nun an Wächter dieses Ortes und des Steins. Wahret sein Geheimnis. Niemand soll es je lüften.“
Er musste an die Schrift denken, an der er gearbeitet hatte – eine Zusammenfassung und Ergänzung der Schriften von Leah und Deckard Cain. Alles, was zu diesem Moment geführt hatte, war in diesen Zeilen niedergelegt, und er beschloss, sie den Horadrim zu überlassen. Was ihn selbst betraf … Nun, er musste noch viel über sein neues Leben lernen, und seine Zukunft war alles andere als sicher. Doch er wusste, dass er sie in Sanktuario verbringen würde, im Dienste des Lichts.
Dies war nun sein Zuhause.
Epilog
Der Wächter
Das Wesen, das einmal Norlun gewesen war, kauerte im Schatten der stinkenden Zelle. Die Wachen, die den Kerker unter der Kirche des Heiligen Ordens führten, waren vor geraumer Zeit gegangen und hatten mit Ausnahme der Fackel am Fuß der Treppe alle Lichter gelöscht. Doch den Wächter kümmerte das nicht; mit seinen fremden menschlichen Augen sah er auch im Dunkeln gut.
Wenn die Wachen morgen früh zurückkehrten, würde auch mit diesen menschlichen Leib nichts mehr übrig sein. Die Templer-Sekte, die er für seine eigenen Zwecke in Westmark manipuliert hatte, war zerschlagen. Ihre Mitglieder waren entweder tot oder hier unten eingesperrt. Doch auch das war für ihn kein großer Verlust. Norlun war im Herzen ein schwacher Mensch gewesen, und
Weitere Kostenlose Bücher