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Diabolos (German Edition)

Diabolos (German Edition)

Titel: Diabolos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: torsten scheib , Herbert Blaser
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Dunkelheit von der Flucht meines Gegners zollten. Doch ich konnte noch immer das stete schwere Schleifen hören, das aus der nächtlichen Küche an meine Ohren drang. Jetzt war das Geräusch lauter. Etwas bewegte sich lethargisch über den Fußboden. Mit einer langsamen Bewegung griff ich nach dem Drahtbügel, der die Öllaterne wie ein Torbogen überspannte, und hob die Lampe vorsichtig an, um keine unnötigen Geräusche zu verursachen.
    Unentschlossen stand ich vor dem Tisch und blickte ins Dunkel der Küche, während die Schatten an den Wänden zu tanzen begannen, als der Leuchter in meiner Hand sanft schwang.
    Ich spielte mit dem Gedanken mir eine geeignete Bewaffnung zuzulegen, doch noch im gleichen Augenblick verwarf ich mein Handeln als übertriebene Demut vor einer Furcht, die in keinem Verhältnis zu dem stand, was sich tatsächlich in dem Haus abspielte, nämlich das einfache Kratzen irgendeines Tieres aus den nahen Bergen, das sich bei Anbruch der Dunkelheit seine Zuflucht im Haus meines Großvaters erwählt hatte. Mit Sicherheit würde das Tier, sei es nun ein Marder oder ein Fuchs oder doch lediglich eine einfache Ratte, das Weite suchen, sobald ich den Küchenraum mit meiner Lampe erhellte.
    Mit neuer Beherztheit, die dennoch nicht die Schauder zu vertreiben vermochte, die mich gefangen hielten, ging ich behutsamen Schrittes auf die Küchentür zu, wobei ich so lange wie möglich die Deckung des Türblatts suchte. Mit jedem Schritt wurde etwas mehr von der alten Küche erhellt, und der Schein reichte Meter um Meter tiefer in den Raum hinein, bis der gesamte Raum in milden, flackernden Laternenschein getaucht vor mir lag. Mit angehaltenem Atem blieb ich im Türrahmen stehen und hob vorsichtig den Arm mit der Laterne, um auch die hintersten und dunkelsten Ecken und Nischen auszuleuchten. Doch kein flinkes, aufgeschrecktes Getier suchte im Lichtschein das Weite, kein gewandtes Trippeln kleinster Pfoten huschte durch den Raum, jenem geheimen Eingang zu, durch den sich das Tier offensichtlich Zugang zum Haus verschafft hatte.
    Ungläubig blickte ich mich in der Küche um. Der Herd erschien mir im Lampenschein einem gigantischen Koloss gleich, ebenso der Tisch mit den Stühlen in der Mitte des Zimmers. Die Regale und Borde an den Wänden waren nichts mehr als schwarze Silhouetten. Die Schatten bewegten sich leicht im Flackern der Flamme. Ansonsten konnte ich nichts Ungewöhnliches entdecken. Dennoch war weiterhin deutlich das schwerfällige Schleifen zu vernehmen, jetzt lauter und näher.
    Ich war versucht, in die Wohnstube zurück zu schleichen und vorsichtig die Tür zur Küche zu schließen. Doch verfluchte ich es, mich derartiger Ängste zu unterwerfen, die mich unter den Augen so mancher meiner Mitbürger dem größten Spott unterzogen hätten.
    Womöglich versteckte sich mein nächtlicher Gast in einem der Regale oder saß auf einem Bord, das die Teller und Töpfe trug, die einst mein Großvater benutzt hatte. Ich versuchte mir selbst Mut einzuflößen, indem ich ein selbstkritisches Lächeln zur Schau stellte und mich in Gedanken einen ausgewachsenen Harlekin nannte. Nun fiel es mir um einiges leichter die Küche zu betreten, deren Schatten bei jedem Schritt, den ich auf den Tisch in der Mitte zumachte, länger wurden und die alten Möbel und Gegenstände noch gewaltiger und grotesker erscheinen ließen.
    Kaum dass ich den Tisch erreicht hatte, auf dem noch immer die lederne Mappe mit den Unterlagen der Rechtsanwälte lag, als sich mein Blick mit Schrecken auf das Regal neben dem großen, eisernen Herd meines Großvaters heftete. Augenblicklich kehrte die Kälte in meinen Körper zurück, die ich erfolgreich zu verbannen geglaubt hatte.
    Das Geräusch kam eindeutig aus dieser Richtung, jedoch glaubte ich nun nicht mehr daran, dass sich eine Ratte oder irgendein anderes, pelziges Getier zwischen den Dosen und Bottichen versteckte und mich mit seinen kleinen Augen beobachtete. Auf dem Regal regte sich nichts. Diese stille Szenerie der Küche ließ nur den einen schrecklichen und in meinen Gedanken laut kreischenden Schluss zu, dass es nicht das Regal war, das mich zu interessieren hatte, wollte ich den Ursprung des seltsamen Geräusches herausfinden. Vielmehr musste ich mein Augenmerk auf die Tür hinter dem Regal richten. Jene unheimliche, morsche und altertümliche Tür, die schon verschlossen gewesen war, als ich ein kleiner Junge war und über deren Zweck nie jemand mit mir gesprochen hatte.
    Als ich

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