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Diabolos (German Edition)

Diabolos (German Edition)

Titel: Diabolos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: torsten scheib , Herbert Blaser
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die Lampe anhob und der gelbe Schein über das geschwärzte, wurmstichige Holz mit dem dunklen, verrosteten Schloss und den größtenteils verfallenen Angeln fiel, bemerkte ich voller Unbehagen, wie sehr die Laterne in meiner Hand zitterte. Mit zur Seite geneigtem Kopf lauschte ich auf das geheimnisvolle Geräusch, das Schleifen und Ächzen, als bewegte sich etwas Riesiges plump über den Boden.
    Ich konnte meine Augen unmöglich weiterhin vor den Tatsachen verschließen, durfte mich nicht länger dem Trugbild hingeben, es mit einer Ratte oder einem Marder aus den nahen Bergen zu tun zu haben. Die Wirklichkeit in dieser Nacht war eine andere. Das Geräusch kam eindeutig von jenseits der alten Tür, aus jenem Raum, der seit Menschengedenken nicht mehr geöffnet worden war …

    Vor meinen Augen entstanden die widersinnigsten Abbilder grotesker Kreaturen, die hinter der alten Tür hausen mochten. Ein jedes dieser Bildnisse ließ mich frösteln, trotz der drückenden Temperaturen, die sich des Nachts im Schoß der Berge zu einer erstickenden Decke verwoben.
    Doch entsann ich mich meiner angeborenen Neigung, nur jenen Dingen Glauben zu schenken, die man greifen und mit wissenschaftlichen Thesen und mathematischen Gleichungen darstellen konnte. In dieser Hinsicht glich ich meinem Vater. Und unter Wissenschaft und Mathematik fielen die Visionen, die mich vor der geschlossenen Tür heimsuchten, in keinem Fall. Ich musste mich auf die Möglichkeit eines Tieres beschränken, das sich von außen Zugang zu der verborgenen Kammer verschafft hatte. Der Garten des Hauses grenzte an die schroffen Ausläufer der Berge, und so war die Annahme durchaus mit wissenschaftlichem Bewusstsein zu belegen, dass sich ein Fuchs oder Marder seinen Weg in ein behaglicheres Heim, als es die harten Felsen boten, gesucht hatte.
    Das unveränderliche Schleifen hinter der Tür missachtend verließ ich mit der Laterne in der Hand die Hütte meines Großvaters und bahnte mir einen Weg durch den verwilderten Garten ums Haus herum zu dem Anbau, der die verschlossene Kammer darstellte. Die aufgestaute Wärme der Nacht umhüllte mich augenblicklich mit einem dichten Mantel, der mir den Schweiß in den Nacken trieb. Vor der Wand lagen einige Holzscheite, die einst ordentlich aufgeschichtet waren und von zwei schweren Pfählen gehalten wurden, die man tief ins Erdreich getrieben hatte. Jetzt waren lediglich noch eine Handvoll Holzstücke übrig, die von den Pflöcken nicht mehr gehalten werden konnten und verstreut im Gras umherlagen. Die Scheite waren trocken und brüchig und mussten schon seit ungezählten Jahren hinter dem Haus aufbewahrt worden sein. Ich stieß sie mit den Füßen, an denen ich lediglich Filzpantoffeln trug, zur Seite und untersuchte die Wand der Kammer, indem ich die Öllaterne Stück für Stück mit ihrem Schein darüber gleiten ließ. Die Holzlatten waren ausgetrocknet und mit wilden Efeuranken bewachsen. Doch nirgends konnte ich ein loses Brett oder ein Loch entdecken, das groß genug für den Körper eines Tieres gewesen wäre. Ich dachte an das Dach, das zum Garten hin sanft abfiel und mit einer dicken Schicht Teer gedeckt war, der, so erinnerte ich mich aus meinen Kindertagen, in der glühenden Sommersonne gerne aufweichte und warm wurde und sich anfühlte, als würde man auf einem federnden Bett liegen.
    Tatsächlich stand immer noch eine alte, verrostete Tonne am Ende des Daches, um den Regen aufzufangen, ganz so, wie es bereits zu Zeiten meines Großvaters gewesen war.
    Da die Tonne leer war, drehte ich sie um, wobei ich es vermied, die Stille der Nacht mit meinem Lärm zu stören. Es kostete mich merklich mehr Anstrengung als in Zeiten, da ich erst zehn Jahre alt war. Doch ich schaffte es relativ mühelos die Tonne zu ersteigen und mit der Lampe über das dunkle Dach zu leuchten. Vermodertes Blattwerk und eine dichte, pelzige Moosschicht zeugten davon, dass seit der Zeit, da ich das Dach zu meinem Lieblingsplatz erkoren hatte, niemand mehr auf dem kleinen Anbau gewesen war. Auch konnte ich im Schein der Laterne keinerlei Beschädigungen feststellen. Der Teer schien immer noch hart und homogen zu sein und all die Jahre Wind und Wetter getrotzt zu haben.
    Die Möglichkeit, dass sich irgendein Tier aus den Bergen oder eine Ratte, die sich im Unterholz des Gartens versteckt gehalten hatte, Zugang zu dem kleinen Anbau verschaffte, erschien mir fast unmöglich; so erschreckend der Gedanke auch war.
    Was war es dann, was ich in der

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