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Diabolos (German Edition)

Diabolos (German Edition)

Titel: Diabolos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: torsten scheib , Herbert Blaser
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möglich, dass mich sein Geist, der zweifelsohne immer noch in jedem Raum, auf jedem Stuhl, selbst im Schein der Öllaternen zugegen war, derart beeinflussen konnte?
    Mein Blick ging zu dem fahlen, kaum wahrnehmbaren Lichtschein, der unter der Kammertür in die Stube fiel. Damit ich in der Nacht eine Orientierung besaß, hatte ich in der Wohnstube eine der Lampen mit heruntergedrehtem Docht brennen lassen, nicht mehr als ein schwaches Glimmen im Dunkeln, dennoch in meiner ersten Nacht in diesem auf eine gewisse Weise doch fremden Haus unverzichtbar. Und erst jetzt, als sich meine Augen auf den schmalen Lichtspalt unter der Tür hefteten und es mir dadurch mit diesem Bezug zur Wirklichkeit gelang, mich vollends aus den Klauen dieses fürchterlichen Traumes zu befreien, wurde mir bewusst, dass es nicht nur die schreckliche Szenerie jener schwarzen Wüste gewesen war, die mich aus dieser Nachtmahr befreit hatte. Vielmehr war da noch etwas anderes, das ich erst zu verdrängen versucht hatte, war mein Geist doch noch immer in meiner Vision gefangen gewesen.
    Ich richtete mich auf und versuchte mich in der Dunkelheit des Zimmers zurechtzufinden. Das schwächliche Glimmen der Öllaterne warf den angedeuteten Hauch von Konturen und Schatten in den Raum. Dennoch half mir dies, mich endgültig aus der bitteren Umklammerung des Traumes zu lösen und mir zu vergegenwärtigen, wo ich mich wirklich befand. Der letzte Schleier meines Großvaters verschwand, ebenso das Abbild der finsteren Wüstenlandschaft und jener merkwürdigen Tür, durch die der alte Mann gegangen war.
    Mit dem Verblassen der letzten Traumfetzen wurde mir deutlich, und seltsamerweise beängstigend bewusst, was mich wirklich aus den Tiefen des Alptraumes gerissen hatte. Es war ein Geräusch gewesen, das ich in meiner verworrenen Erinnerung mit dem Kratzen kleinster Krallen auf Holz gleichsetzte.
    Ich dachte an den Nachmittag, als ich bereits einmal glaubte, dieses Geräusch von der Regalwand in der Küche gehört zu haben.
    Ich stand auf und blieb reglos vor dem Bett stehen. Angestrengt lauschte ich in die Nacht hinein. Eine schier undurchdringliche Stille lastete über dem Haus. Lediglich das harte Schlagen meines Herzens konnte ich deutlich hören, ebenso mein Blut, das durch meine Adern schoss. Doch im nächsten Augenblick sträubten sich mir die Nackenhaare und ein kalter Schauder erfasste mich.
    Es war leise, nicht mehr als ein Flüstern im Dunkeln. Und doch vernahm ich ganz eindeutig ein beständiges Geräusch, das sich in den Balken und Wänden des alten Hauses eingenistet zu haben schien und einer geisterhaften Erscheinung gleich durch die Hütte wehte. Ich versuchte es mit dem merkwürdigen Kratzen in Verbindung zu bringen, das mich vor wenigen Stunden in der Küche aufgeschreckt hatte. Doch diesmal erschienen mir die Laute von anderer Herkunft. Ich hielt den Atem an und lauschte.
    Es war ein schweres Schleifen, langsam und müde, als würde sich etwas Großes unbeholfen über den Boden bewegen. Etwas musste ins Haus eingedrungen sein. Ein Tier , so dachte ich, das sich des Nachts eine warme Zuflucht gesucht hatte. An eine andere Möglichkeit wagte ich nicht zu denken.
    Leise ging ich zur Tür und öffnete sie so geräuschlos wie es bei einer alten Holztüre möglich war. Ich verfluchte jedes leise Quietschen der eisernen Angeln und das gequälte Aufstöhnen des morschen Holzes.
    Als ich den gedämpften Schein der Öllampe auf dem Tisch in der Wohnstube erblickte, beruhigte ich mich etwas. Die menschliche Psyche erlangte einen gewaltigen Vorteil daraus, wenn sie eine unbekannte Dunkelheit verlassen konnte; das wurde mir in diesem Augenblick bewusst.
    Das Geräusch schien aus der Küche zu kommen.
    Die Tür zur Küche stand offen, dahinter erwartete mich tiefste Dunkelheit. Lediglich die ersten Meter auf dem dunklen Bretterboden wurden vom Laternenschein erhellt.
    Vorsichtig, ohne das nächtliche Rechteck der Küchentür aus dem Auge zu entlassen, schlich ich zur Laterne und war versucht den Docht höher zu drehen. Der Gedanke daran, dass ein nächtlicher Besucher, welcher Gattung er auch immer zugehörig sein mochte, die veränderten Lichtverhältnisse in der Wohnstube erkennen konnte, ließ mich kurz innehalten. Doch dann schalt ich mich einen Narren und drehte die Flamme höher. Augenblicklich befand ich mich in einem beruhigenden Kreis milden Laternenscheins wieder.
    Fast erwartete ich, dass das Geräusch verstummen würde oder flinke Schritte in der

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