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Diabolos (German Edition)

Diabolos (German Edition)

Titel: Diabolos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: torsten scheib , Herbert Blaser
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zogen wir den Sarg aus dem Sprinter und luden ihn auf den Rollwagen. Klaas musste mehrmals manövrieren, ehe wir mit dem Kopfende durch die Tür fahren konnten.
»Wir fahren immer mit dem Kopfende rein und laden alle Verstorbenen auch mit den Füßen zur Tür ab. Das kann wichtig für die Trauerzeremonie werden. Gerade bei den einfachen Fichtensärgen ist die Breite gleich, verstehst du?«
»Aha«, sagte ich und verstand. Die Fichtensärge wurden als Überführungssärge genutzt, für die Feierlichkeiten wurden die Verstorbenen häufig in einen anderen, hochwertigeren Sarg umgelegt.
Durch einen Bewegungsmelder ging Licht an. Auf Wandhalterungen lagerten bis zu drei Särge übereinander und auch in der Mitte standen mehrere Särge beisammen.
»Hier in die Liste kannst du den Namen der Verstorbenen und das Datum eintragen.« Klaas schob den Sarg weiter in den Kühlraum, ich nahm einen Zettel aus einer Plastikfolie, die an der Wand hing und schrieb.
»Sind da überall Verstorbene drin?«, wollte ich wissen.
»In den meisten Särgen schon. Gelegentlich lagern wir hier auch einen Überführungssarg. Immer dann, wenn wir aus dem Krematorium zurückkommen und direkt einen Termin haben. Dann lagern wir sie nicht dort, sondern bleiben während der Kremierung einfach da und nehmen die Urne mit zurück.«
»Okay.«
Ich war beeindruckt. So viele Verstorbene. Bestimmt 15 oder 20 Särge waren zu sehen.
»Aber wir sind nicht die Einzigen. Wir teilen uns die Halle mit zwei anderen Bestattern. Das erkennst du zum Beispiel an den hässlichen Särgen da.«
Klaas blieb mit dem Sarg stehen, bereit zum Abladen, und deutete auf einen schwarz lackierten Sarg mit einem befestigten Kunstblumenkranz auf dem Deckel. Unsere Fichtenholzsärge sahen wirklich besser aus. Wir luden Frau Grundmann ab und verließen die Kühlhalle. Nachdem Klaas das Tor verschlossen hatte, lief mir ein wohliger Schauer über den Rücken. Ich fühlte mich wieder in Sicherheit, in der Welt der Lebenden. Viele, die mit dem Tod arbeiteten, beklagten eine Ausgrenzung des Todes aus der Gesellschaft, verursacht durch die Folgen des Zweiten Weltkriegs, wo der Tod allgegenwärtig und hässlich war. Erst tritt der soziale Tod ein, die Abschiebung in einen Stift oder ein Altersheim, dann folgen Separationen während des Sterbens, z.B. ein Hospiz, oder Sterbezimmer in Krankenhäusern trennen Lebende von Sterbenden, obwohl das oftmals nicht nötig ist. Und im Tod, da werben Bestattungsinstitute mit einem 24-Stunden-Dienst, um den Toten jederzeit aus dem Haushalt abholen zu können.
Ich spreche bewusst von Toten, denn der Gedanke impliziert etwas Gefährliches oder sogar Ansteckendes, was dem Tode innewohnt. Im Grunde war ich auch dafür, dem Tod eine andere Akzeptanz zu verschaffen, doch mit all den Toten im Rücken fühlte ich mich, durch eine Eisentür von ihnen getrennt, sicherer. Ich wusste nicht warum, aber während meines weiteren Studiums sollte ich erkennen, dass es auch Sinn machen konnte, Tote von Lebenden zu trennen. Es konnte sicherer für die Lebenden sein.
    Ich laufe geduckt durch unseren Garten, öffne das Tor in der Buchenhecke und spähe den Weg entlang. Ich kann keine Bewegungen erkennen, aber es ist auch sehr dunkel. Ich lausche. Nichts. Ich laufe den Weg bis zur Brücke, die über einen kleinen Bach führt, überquere sie und betrete einen Parkplatz am Rande des Wohngebiets. Zwischen den Autos sehe ich einige von Ihnen gehen. Wankend, ziellos. Ich hoffe, sie haben mich nicht bemerkt. Mein eigener Transporter steht in der dritten Reihe. Die Tasche in der linken und das Beil in der rechten Hand haltend, schleiche ich zur Fahrertür des Lieferwagens. Ich stelle die Tasche ab, hole den Autoschlüssel aus meiner rechten Hosentasche und schließe den Wagen auf. Schnell öffne ich die Tür, werfe die Tasche hinein, setze mich hinter das Steuer und schließe sie wieder. Ich versuche sie sacht zuzuziehen, und obwohl sie lediglich mit einem dumpfen Schmatzen zufällt, erscheint mir das Geräusch lauter als ein Pistolenschuss. Ich starte den Wagen – und ab dann ist es auch egal. Licht an. Ich erschrecke. Vor mir schält sich ein dicker Mann aus der Dunkelheit, beide Arme vor sich ausgestreckt, tote Augen, die mich anstarren. Ein kurzes, aber nur sehr kurzes Zögern und ich überwinde mich. Ich lege den Gang ein und fahre brüsk vor. Er prallt mit einem dumpfen Knall gegen die Windschutzscheibe, ich beschleunige und kann ihn im Rückspiegel nicht mehr sehen. Ich fahre

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