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Diadem von den Sternen

Diadem von den Sternen

Titel: Diadem von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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was du fühlst; wie kann es mir also nicht weh tun, wenn es dir weh tut? Bitte. Ich kann helfen. Wirst du mich dir helfen lassen?’
    Raqat sprang auf. „Ich will keine Hilfe. Bleib mir vom Leib, bleib aus meinem Kopf!”
    „Raqat…” Aleytys stand auf und hielt ihr beide Hände hin.
    „Bitte.”
    Zögernd, widerwillig, streckte Raqat ihre Hände aus; wieder legte sie zittrige Finger in Aleytys Griff, dann schloß sie ihre Augen, fühlte, wie Wärme und Ruhe wie Honig über ihre geplagte Seele strömte.
    Mehrere Minuten lang standen die beiden Frauen wie Statuen im silbrigen Mondlicht, sie sprachen nicht, bewegten sich nicht, atmeten kaum. Dann seufzte Raqat tief und befreite sanft ihre Hände.
    „Ich … ich danke dir, Aleytys.”
    „Raqat…”
    Raqat schaute über ihre Schulter zurück. „Was ist?”
    „Sei vorsichtig mit dem Khem-sko. Bitte.”
    Raqat lachte und ging müde zu ihrem Chon zurück.
    8
    Ein riesiges Gesicht schwebte in der Finsternis, drehte und drehte sich. Naß glänzte es, die schlitzartigen Pupillen waren zu spitzen Ovalen geweitet, die großen gelben Augen suchten blind hin und her, bis die Bewegung aufhörte und sie direkt auf sie starrten. Schmale, waagerecht gestellte Nüstern kräuselten sich, als er - es, was auch immer - nach einem illusorischen Geruch schnüffelte. Der breite Schlitz eines Mundes öffnete sich zum Zerrbild eines Lächelns, zeigte eigenartig menschliche Zähne. Eine rauhe, pelzige Klaue hob sich in Sicht, zeigte direkt auf sie.
    Aleytys wand sich auf den Ledermatten, schwitzte, keuchte vor Entsetzen. Sie riß ihre Augen auf und starrte in das erstickende Schwarz hinauf. Ahai, dachte sie, es wäre mir lieber, ich hätte diese Gabe nicht… Manchmal wenigstens. Mit einem schwachen Lachen drehte sie sich um und schloß ihre Augen wieder.
    Myawo hockte in der muffigen Finsternis seines Chon über ein glühendes Feuer gebeugt, dessen Flammen sich auf den kompliziert gemalten Mustern auf seinem mageren nackten Körper reflektierten.
    Er schwankte hin und her und flüsterte zischende Silben ins Feuer, das einen purpurnen Staub versprühte, der brannte und eine sich windende, schwankende Schlange aus Rauch gebar. Die Schlange kroch um den bemalten, leuchtenden Körper, bis das ganze Zelt von ihr ausgefüllt wurde …
    Aleytys stöhnte im Schlaf, fröstelte und klammerte sich mit zu Krallen zusammengezogenen Händen an den Ledertüchern fest.
    Eine zaghafte Lichtlinie spielte um die Eingangsklappe von Raqats Chon. Rot brannte die kleine Steingutlampe im Innern, das Licht warf tanzende Schatten auf die gerundeten Lederwände. Ein Finger aus grünlichem Rauch kroch herein, breitete sich zu einer das Chon ausfüllenden Wolke aus. Langsam, unmerklich.
    Raqat bewegte sich, setzte sich abrupt auf, einen leeren, glasigen Blick in ihren Augen. Unbeholfen rieb sie ihr Gesicht; dann saß sie benommen da und starrte die Lampe an. Langsam, unheimlich, wikkelte sich der Rauch um sie herum und ließ sich als purpurngrüner Film auf ihrer dunklen Haut nieder. Nach einer Minute tastete sie unter das Leder und zog das Messer hervor, das sie Stavver vor Monaten abgenommen hatte. Sie kniete neben der Lampe nieder und begann, mit einem Lederstück über die silberne Stahlklinge zu fahren.
    Auf und ab … auf und ab … Sie kämpfte gegen die Besessenheit an …
    Auf und ab … Gegen den Haß … Auf und ab… Schuld und Zorn wühlten gallebitter in ihrem Innersten, brannten in ihrer Kehle … Auf und ab … Das Leder glitt seidig über das glänzende Metall… Nein, nein, dachte sie. Ich hasse sie nicht. Auf und ab … Der Zorn wuchs, als besäße er ein eigenes Leben … Auf und ab … Wenn sie fort ist, wird alles wieder in Ordnung sein.
    Sie ließ das Leder fallen, kippte auf Hände und Knie nieder; das Messer hielt sie nach wie vor umklammert. Zusammenhanglos murmelnd kroch sie aus dem Zelt.
    Draußen trieben Wolken von den westlichen Bergen her und schoben sich vor die Monde. Ein starker Westwind fegte durch das Lager, preßte das weiche Leder ihrer Tunika straff an ihren Körper, peitschte ihr loses Haar in einem wilden Tanz um ihr Gesicht. Durch den gedämpften Lärm des trockenen Sturmwinds bewegte sich Raqat ruhig, stetig, fast blind voran .. :
    Aleytys wand sich im Schlaf, versuchte aufzuwachen, aber wie in einem Alptraum kämpfte und kämpfte sie.
    Raqat zog die Klappe zurück, und kroch hinein. Aleytys lag halb zugedeckt da, ihre Zöpfe waren zu einem breiten V

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