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Diadem von den Sternen

Diadem von den Sternen

Titel: Diadem von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Mulaqat gesungen?”
    „Die wichtigsten Teile. Leyta, ich bin Traumsänger für den Raqsidan… Was hätte ich tun können?”
    „Ich verstehe.” Sie seufzte. „Das wird mir das Leben nicht gerade erleichtern.”
    „Du bist an einem Wendepunkt deines Lebens angekommen, Aleytys. Eine Entscheidung steht dir bevor. Es gibt zu viele in diesem Tal, die wie Qumri sind.” Er veränderte seine Stellung. Das Stroh raschelte leise. „Ich glaube, du wirst den Raqsidan verlassen müssen.”
    Sie erschauderte. „Vajd, ich habe Angst.”
    „Ich weijä.”
    „Nein!” Sie ruckte von ihm weg und setzte sich auf. „Ich will nicht! Bei Aschlas blutigen Klauen, was können sie mir denn antun?
    Ich habe meine Rechte. Sippengesetz …”
    „Aleytys.” Er schüttelte seinen Kopf, alles verneinend, was sie zu sagen versuchte. Er streckte die Hand aus und berührte ihre Wange.
    „Selbst als meine Gattin wärest du nicht sicher. Weißt du, Leyta, du zählst nicht wirklich zur Sippe.”
    „Was?” Verblüfft starrte sie ihn an.
    „Deine Mutter gehörte der Sippe nicht an. Ich kann fühlen, wie der Haß und der Zorn wächst. Und die Furcht. Der Feuerball hat alles wieder aufgerührt, wie ein Sturmwind den Schlamm vom Grunde eines stillen Teiches aufrührt. Bald, allzu bald, wird es explodieren und dich zu Asche verbrennen, wenn du dann noch hier bist.” Seine tiefe Stimme verfiel in einen eindringlichen, überzeugenden Tonfall, und er erklärte weiter, aber sie hörte gar nicht mehr zu. Immer wieder kehrten ihre Gedanken zu dem einen Wort zurück: Gattin. Selbst die Nachricht von ihrer Stellung außerhalb der Sippe verblaßte; Freude, Glück, Triumph vertrieben alles andere. Sie unterbrach ihn. „Du willst mich zur Gattin?”
    Er lachte und drückte sie an sich. „Leyta, Leyta …”
    Erregung explodierte in ihr. „Dann … dann ist dies die Antwort.”
    Sie lehnte sich fest gegen seine um sie gelegten Arme zurück. „Wenn wir verheiratet wären, könnte mich niemand berühren.”
    Er schüttelte den Kopf. „Du hast nicht zugehört, Leyta.”
    „Aber …” Sie zupfte an seinem Arm. „Dann würde ich doch zur Sippe gehören, oder?” Forschend blickte sie in sein ausdrucksloses Gesicht. „Oder nicht, Vajd?”
    „In dem Falle wärst du sicher. Normalerweise, Leyta. Aber da gibt es etwas, das alles andere verblassen läßt… Deine Mutter, Leyta.”
    „Meine Mutter.” Sie machte sich frei und setzte sich wieder auf.
    Ihre Hände fielen in ihren Schoß. „Immer wieder höre ich etwas von meiner Mutter. Von dir. Von Qumri. Und Ziraki hat gezittert, ängstlich bis auf die Knochen, als ich ihn nach ihr befragte.”
    „Ich wäre eidbrüchig, würde ich auch nur ihren Namen sagen.”
    „Du hast das Shura’-Gesetz bereits gebrochen, weil du mich lieb hast. Was ist ein Eid? Und außerdem hast du schon gesagt, daß du es mir erzählen wirst.”
    Er lachte. „Verlaß dich darauf, daß eine Frau das Praktische sieht.”
    Er setzte sich im Schneidersitz hin, ließ seine Hände auf seinen Knien ruhen, sein Gesicht entspannte sich, seine Augen wurden leer. Er versank in der Erinnerungstrance des Mutrib. Und dann begann er, die Geschichte des Fluches zu erzählen, und seine Stimme war ruhig und kam wie von fern …
    „Es war im Jahr des Azdar, im Yarazur-Monat der Hochschmelze in den Roten Tagen, als Horli Hesh verdeckte. In dieser Stunde des Subsurud, als Horlis Scheibe gerade den Rand der Welt verlassen hatte, spie der Himmel einen Feuerball aus. Er pfiff über das Tal und glitt in die Zähne des Dandan, wo er in zwei Teile zerbarst. Der grö
    ßere verschwand hinter den Bergen, und der kleinere schrammte über die Bergkette nach Süden.
    Wir drängten uns in unsere Häuser und murmelten nur flüsternd miteinander, zu erschrocken, um laut zu sprechen. Der Tag verging.
    Die Nacht verging. Am dritten Morgen wagten wir uns hinaus, krochen mit ständig nach oben gewandten Gesichtern durch unsere Anlagen. Badr, mein Meister, versuchte zu träumen, doch die Konturen waren so verzerrt, daß er sie nicht lesen konnte. Ich versuchte es. Nichts. Aber der Sha’ir der Hirten kam und lärmte über das Böse und den Untergang. Er las es aus dem Rauch. Er versuchte, die Shura’ zum Atash nau-tavallud zu bewegen. Aber ganz so ängstlich waren wir nicht.
    Ein Tag ging in den anderen über, und unsere Hälse wurden gerader; selbst die Schmerzen vergingen, als nichts geschah. Dann kam im Gavran-Monat die Karawane ins Tal.
    In jener Nacht

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