Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diadem von den Sternen

Diadem von den Sternen

Titel: Diadem von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
Weiches floß an ihren Knöcheln vorbei, dann strich es mit einem leisen Miauuuuu wieder zurück.
    „Mooli”, sagte sie erfreut und bekam ein Miiaaauuuu zur Antwort. Sie hob den vibrierenden, pelzigen Körper hoch und setzte ihn auf ihren Schoß. Die Gurb wand sich unter ihren Händen und wischte mit ihrer kleinen, rauhen Zunge darüber. „Mooli, Mooli”, summte Aleytys und strich über das dicke, rostbraune Fell, hin und her, hin und her, hin und her, hin und her, bis ihre Wut und ihre nervöse Spannung davontrieben.
    5
    Aleytys setzte sich auf und beugte sich über Twanit. Sie atmete tief und gleichmäßig; wahrscheinlich würde sie bis zum Tagesanbruch schlafen. Jedes dritte Einatmen war ein leises, gurgelndes Rasseln, ein Halbschnarchen, nicht lauter als ein Mäusequieken.
    Als Aleytys ihre Füße über den Bettrand schwang, knarrte die Lederverschnürung, die die Matratze hielt. Ein lautes Geräusch. Sie sprang auf den Boden hinunter und hielt den Atem an; ein Muskel zuckte an ihrem Mundwinkel. Twanit rührte sich nicht. Ihr Atem ging weiter, wie ein Uhrwerk: ein - aus, ein - aus, ohne Pause.
    Aleytys seufzte vor Erleichterung und zog das schwere Nachtgewand über ihren Kopf. Sie fröstelte in der kalten Luft, faltete das Gewand zusammen und steckte es ordentlich unter ihr Kissen.
    Mit vor dem kalten Boden zurückschreckenden nackten Füßen und klopfendem Herzen glitt sie an der Wand entlang und schob die Schranktür zurück. Die erste Abba, die ihr unter die Hand kam, streifte sie über. Mit zitternden Fingern band sie die Verschlüsse.
    Dann schloß sie ihre Augen und lehnte sich an die Wand. „Viel Zeit.
    . .” flüsterte sie. „Ich habe viel Zeit…”
    Sie schob ihr Haar aus dem Gesicht. „Parfüm … brauche Parfüm
    …” Sie wühlte in ihrem Wandschrank, ließ ihre Hand leicht über die Flakons gleiten, die, wenn sie gegeneinanderklirrten, leicht vibrierten. Schließlich fand sie die richtige und zog den Korken heraus.
    Mit vor Aufregung zitternden Fingern tupfte sie den Duft an jede nur denkbare Stelle, wobei sich ihr Blut wieder erhitzte, das Prickeln der Flüssigkeit erzeugte Schauer auf ihrer Haut.
    Das Gefühl der Heiterkeit verschaffte sich unvermittelt wieder Geltung. Als sie den Korken wieder in den Flakon rammte, hüpfte ihr Magen vor unterdrücktem Lachen. Du könntest mich sogar aufspüren, wenn du nur auf deinen Geruchsinn vertrauen würdest, dachte sie. Idiotin.
    Draußen im Korridor waren die Nachtkerzen halb heruntergebrannt. Sich krümmende Schatten tanzten wie Alptraum-Ungeheuer, die sich vorbeugten, über die Wände. Sie schluckte nervös. Auf ihren Zehenspitzen huschte sie schräg zu den Stufen hinüber und stürmte sie hinunter. Sogar das fast geräuschlose Tapsen ihrer nackten Füße hörte sich, wie sie glaubte, wie Gongschläge an.
    Im Innenhof verhielt sie einen Moment beim Hausbaum und streichelte die glänzende Rinde. „Wegen des Glückes, Aziz”, flüsterte sie. Zögernd löste sie sich von dem Baum und rannte durch den Eingangstunnel.
    Mit einem tiefen Atemzug trat sie auf die Straße hinaus. Der Sand war kalt und vom Abendregen naß. Er quatschte zwischen ihren Zehen. Über ihr flimmerten die Horan-Blätter im leichten Wind hin und her und flüsterten ihr knapp jenseits der Hörschwelle Worte zu, als könne sie all die schrecklichen Dinge, die sie ihr sagten, verstehen, wenn sie nur ein bißchen besser hinhören würde. Rings um sie herum tanzten die Mondschatten phantomartig über die bleiche Erde, und sie floh durch sie hindurch, die Rhythmen ihres abgerissenen Atems ein Mißklang im ruhigen Muster der Nachtgeräusche.
    Ihre nackten Füße klatschten mit einem Laut auf das Holz der Brücke, der in ihren angespannten Ohren unanständig laut klang.
    Sie keuchte und rannte weiter. In der Mitte hielt sie an, um wieder zu Atem zu kommen; sie lehnte sich gegen das Geländer und zitterte wie die vom Wind geschüttelten Blätter.
    Das Gemurmel des Wassers wehte in ihren Kopf hinein, beruhigte sie auch jetzt wieder, wie schon so viele Male zuvor. Sie seufzte und stürzte sich auf ihre Ellenbogen und starrte in das Wasser hinunter. Bei Nacht hatte der Fluß eine seltsame Faszination
    … Silberne, wirbelnde Strömungslinien, tiefschwarz auf schwarzen Schattenschichten, die sich bewegten, veränderten, unter ihr da-von-glitten. Er raunte ihr zu, und der Klang floß wie Balsam über ihre bebenden Nerven und schmolz in das Mark ihrer Knochen ein. Sie schien sich durch ihre

Weitere Kostenlose Bücher