Diadem von den Sternen
Wenn überhaupt etwas von mir in dir steckt, so müßtest du rasend sein, um aus dieser Langeweile von Tag zu Tag herauszukommen. Mit all diesen tauben Dummköpfen, die dich unterdrükken.
Aleytys ließ ihre Hände neben ihrem Körper ruhen und starrte die Wand an, während sie sich an jene Vorfälle erinnerte, an jene Momente, da ihre Seele aus ihrem Körper gefahren war und sich über das Wasser ergossen hatte. Von meiner Mutter, dachte sie. Ein Teil davon … Ich frage mich, was sonst noch… Sie blinzelte und glättete ihre Hände über dem alten, modrigen Papier.
Genug davon. Wenn du das Tal nicht mehr ertragen kannst, so mache dich auf, mich zu suchen… Ich hoffe, daß ich sie ausreichend genug verschreckt habe, so daß du keinem dieser Erdenkriecher gegeben wurdest… Komm mich suchen. Es wird bestimmt nicht leicht sein. Aber du wirst kommen, wenn du genügend Vryhh-Blut in dir hast. Genug Vryhh. Das ist die große Frage.
Aleytys, es gibt nicht viele Mischlinge aus Vryhh und Weltenbewohnern. Wir sind stolz auf unser Blut und halten uns zurück, es zu verbreiten. Trotz dieser begrenzten
Informationsquelle … Hier ist das, was du erwarten kannst.
Es bestehen Aussichten, daß dein Leben beträchtlich über das hinausgehen wird, was für das Volk deines Vaters normal ist. Vrya . .
. Mach dir nichts daraus. Hör auf meinen Rat. Selbst wenn du dich entschließt, nicht nach mir zu suchen, wenn du feststellst, daß du im Laufe der Jahre wie ein eben flügge gewordenes Mädchen aussiehst, dann verweile nicht zu lange an irgendeinem einzelnen Ort.
Die Leute neigen dazu, jenen, die sie beneiden, jenen, die gewisse Gaben haben, Talente, Reichtum oder irgend etwas anderes, das sie begehren, besonders … oh, besonders langes Leben und unvergängliche Jugend, die schlimmere Seite ihres Charakters zu zeigen.
Die Zeit wird zeigen, ob du dieses Erbe von mir bekommen hast, meine Liebe. Sei vorsichtig.
Aleytys blinzelte. Hhmm, dachte sie. Vielleicht gibt es am Ende doch etwas, was ich ihr verdanke. Bin gespannt, was für kleine Überraschungen sie noch für mich bereithält.
Ein Gedächtnis, das schneller ist als gewöhnliche Reflexe; ein Wissensdurst, der sich bis zur Besessenheit steigert; ein Instinkt für Konstruiertes, Maschinen aller Art; die Fähigkeit zu übersetzen . .
Neue Sprachen lernst du binnen weniger Minuten, nicht im Laufe langer Wochen. Deine Körperkraft übertrifft die Norm - zumindest unter Leuten vergleichbarer Planetengröße; Ausdauer. Ich könnte diese Liste seitenlang ausdehnen, aber das Leben wird dir zeigen, was du von mir geerbt hast. Und was vom Volk deines Vaters.
Diese Traumsänger bei euch … Es gibt eine mächtige Psi-Veranlagung in eurem Volk.
Ich bin Shareem Atennanthan von Vrithian. Das, mein Liebling, bedeutet, daß ich in die Sippe Tennanth auf der Welt Vrithian geboren wurde, eine Welt, die um eine Sonne kreist, die wir Avennar nennen. Ich will nicht verraten, wo das ist. Zu viele habgierige Menschen wollen es wissen.
„Ai-Aschla!” stieß Aleytys voller Abscheu hervor. „Das zeigt doch, wie sehr sie wirklich will, daß ich auftauche.”
Die Vrya sind Wanderer. So nannte ich dich Aleytys, mein Liebling, mit der Hoffnung in meinem Herzen, daß du getreu jenem Blut geboren wurdest, das ich dir gab. Ich muß ehrlich sein: Wenn du ganz Raqsidan bist, will ich dich nicht sehen.
Es würde keinen Platz für dich auf Vrithian geben. Wir sind eine klaustrophobische Rasse; Fesseln machen uns so bösartig wie Ratten in der Falle. Ein weiterer unschöner Wesenszug, aber wir leben damit. Ich fürchte, meine Liebe, daß du ihn erben wirst, denn es scheint so ungefähr unser hervorstechendster Charakterzug zu sein. Es tut mir leid. Es fällt schwer, sich selbst zu akzeptieren.
Niemals Fesseln. Kein wirkliches gemeinsames Leben. Wir haben unsere Gemeinschaft, kurze Berührungen von Geist zu Geist, von Körper zu Körper, doch fortgesetzt einander nahe zu sein können wir nicht ertragen. Ehe so, wie ihr sie in eurem Tal kennt - ist uns unmöglich. Ich habe versucht, dich davor zu schützen, meine Liebe.
Aber was ist mit meinen Gefühlen für Vajd? dachte Aleytys und starrte ausdruckslos zum Kopfende ihres Bettes. „Ich könnte mit ihm leben”, flüsterte sie. Aber tief in ihrem Innersten wurde eine unbehagliche Unsicherheit geboren. Woher soll ich es wissen? dachte sie. Sie fröstelte und las weiter.
Wenn du dies in dir selbst spürst, dann komm zu mir. Vielleicht glaubst du, ich
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